Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin
wirst es tun, Maris. Und auch noch bevor wir die nächste Christmette feiern.“
„Nein!“, die Abweisung kam ihr als Flüstern über die Lippen.
Er schien sie nicht gehört zu haben. „Ich bin die Vielzahl von Bewerbern durchgegangen, die um deine Hand angehalten haben–“
„Ihr habt Euch im Wort geirrt, Papa, sie bitten nicht um meine Hand, sondern um mein Land . Nur darum geht es ihnen“, sagte Maris bitter, während sie den schweren Kloß in ihrem Hals hinunterschluckte. „Ich wünschte, Ihr hättet außer mir noch einen anderen Erben, so dass ich mir meinen Gemahl selbst aussuchen könnte.“
Er lachte da kurz auf. „Wenn du dir deinen Gemahl aussuchen dürftest, würden wir nie Hochzeit feiern!“
„Aber Papa–“
Merles buschige Augenbrauen zogen sich zusammen und er hob eine Hand, um ihr Schweigen zu gebieten. „Du bist die Erbin von Langumont, Maris. Lady von Firmain und Cleonis. Du kannst dein Erbe nicht verleugnen und dein Gemahl muss deiner würdig sein.“ Mit ernsten, blauen Augen beugte er sich zu ihr vor. „Ich habe dafür gesorgt, dass du die Herrin der Ländereien bleibst, die rechtmäßig die deinen sind. Es wurde niedergeschrieben und ich werde nicht zulassen, dass du diese Macht dereinst verlieren wirst. Du wirst dann in deinem Namen regieren, so wie unsere Königin es tut – aber ein Ehemann ist vonnöten, um sicherzustellen, dass du auch in Zukunft so handeln kannst.“
„Papa, hatte ich nicht Eure Erlaubnis das Reiten und das Jagen zu erlernen, so gut wie jeder Mann auch? Habt Ihr nicht darauf bestanden, dass ich das Lesen und Schreiben lerne, auf dass ich meine eigenen Bücher führen kann? Und doch seid Ihr der Ansicht, ich wäre nicht imstande mir die eigenen Ländereien zu erhalten ohne einen Ehemann.“ Flehentlich sah sie ihren Vater an, ihre kleine Hand lag auf seiner großen. „Bitte zwingt mich noch nicht zur Heirat, Papa.“
Da schüttelte er langsam den Kopf. „Doch, Maris, ich habe zur Bedingung gemacht, dass du in gleicher Weise befähigt bist über deine Ländereien zu verfügen wie ein Mann, aber ich habe niemals ausgeschlossen, dass auch du heiraten musst. Es ist auch das Beste für Langumont, Tochter. Langumont, von dem du sagst, das du es so sehr liebst, wie du mich liebst. Die Menschen hier brauchen einen mächtigen Dienstherren, um sie zu beschützen. Und so intelligent und mutig du auch sein magst, mein Kleines, du kannst nicht in die Schlacht ziehen und die Ländereien verteidigen. Und dann ist da auch noch die Frage deines eigenen Erben, mein Kleines.“
Maris öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, und schloss ihn dann wieder, als ihr aufging, dass er die Wahrheit sprach. Sie hatte gewusst – ja, das hatte sie wohl –, dass dieser Tag kommen würde. So sehr sie auch versucht hatte nicht daran zu denken, glauben wollte, dass es nie geschehen würde ... nein, dieser Tag war schon von Anfang an vorhersehbar gewesen, fern in der Zukunft. Sie biss sich auf die Lippen, schluckte schwer und sah ihn dann an. „Papa, ich bitte Euch, zwingt mich nicht, mich einem Mann zu vermählen, den ich nicht kenne.“
„Maris, das Wort ‚zwingen‘ höre ich nur ungern. Du wirst deine Pflicht tun und du wirst mir vertrauen und meine Entscheidung hinnehmen, was die Wahl deines Ehemannes betrifft. Habe ich nicht stets aufs Beste für dich gesorgt? Ich darf nicht zulassen, dass diese Angelegenheit weiterhin aufgeschoben wird.“ Er unterbrach sich, um einen Schluck Wein zu sich zu nehmen. „Der Sohn des Mannes, der mir auf dem Schlachtfeld das Leben gerettet hat, reitet jetzt gerade hierher nach Langumont“, erklärte er ihr. „Gib Acht, dass du ihn nicht beleidigst, noch sollst du ihn verschrecken, indem du mit deinen Reitkünsten oder deiner Fertigkeit mit dem Bogen prahlst.“
„Wer ist es?“, fragte sie, ein leiser Unterton der Verzweiflung kroch sich in ihre Stimme ein. Ihr Schicksal war bereits besiegelt.
„Du wirst ihn treffen“, versprach er.
„Jawohl, Papa“, sagte sie und schaute dabei geflissentlich nur auf die Hände in ihrem Schoß.
„Gutes Mädchen, Maris.“ Er legte den Arm um sie und zog sie an seine Schulter. „Du sollst wissen, dass ich nur dein Bestes will.“
„Jawohl, Papa“, sagte sie nochmals und versuchte dabei, die Traurigkeit in ihrer Stimme zu bannen.
Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens erhob sie sich langsam. „Ich begebe mich dann zur Ruhe, Mylord.“ Sie
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