Kraft des Bösen
wen n e s sowei t ist« , sagt e Saul . »Z u ers t müsse n wi r si e einma l finden.«
»Wen n ma n eine n Vampi r töte n will , mu ß ma n ih m einen Pfah l durch s Her z schlagen« , sagt e Natalie.
Sau l sagt e nichts.
Natali e holt e ein e neu e Zigarett e hervor , zündet e si e aber nich t an . »Un d wen n Si e ihne n z u nah e komme n un d si e h e rausfinde n, daß Sie ihnen auf den Fersen sind«, sagte sie. »Was ist , wen n si e Si e verfolgen?«
»Da s könnt e e s wesentlic h einfache r machen« , sagt e Saul.
Natalie wollte gerade etwas sagen, als ein weißes Auto mit de m Abzeiche n de s Count y a m Bordstei n hielt . Ei n schwe r g e wichtige r Man n mi t gerötete m Gesich t unte r eine m faltigen Stetson stieg auf der Fahrerseite aus. »Sheriff Gentry«, sagte Natalie.
Si e beobachtete n de n übergewichtige n Beamten , de r si e a n sa h un d dan n langsam , fas t zögern d nähe r kam . Gentr y blieb vo r de r V erandatreppe stehen und zog den Hut ab. Sein s o n nengebräuntes Gesicht hatte den Ausdruck eines kleinen J u n gen , de r etwa s Schreckliche s gesehe n hat.
»Morgen , Ms . Preston , Professo r Laski« , sagt e Gentry.
»Gute n Morgen , Sheriff« , sagt e Natalie.
Sau l beobachte t e Gentry , de r s o seh r de r Karikatu r eines Südstaatenordnungshüter s glich , un d spürt e dieselb e messe r scharfe Intelligenz und das Einfühlungsvermögen, das er schon tag s zuvo r bemerk t hatte . Di e Auge n de s Manne s strafte n den Res t seine r Erscheinun g Lügen.
» I ch brauche Hilfe«, sagte Gentry mit einem gequälten U n terto n i n de r Stimme.
»Wa s fü r Hilfe? « fragt e Natalie . Sau l konnt e Mitgefüh l aus ihre r Stimm e heraushören.
Sheriff Gentry betrachtete seinen Hut. Er schlug mit einer anmutigen Bewegung seiner pummeligen rosa Hand eine K e r b e i n di e Kron e un d sa h z u de n beide n auf . »Ic h hab e zeh n tote Bürger« , sagt e er . »Wi e si e gestorbe n sind , ergib t nich t den geringste n Sinn , wi e ma n e s auc h drehe n un d wende n mag . Vor zwe i Stunde n hab e ic h eine n Man n angehalten , de r nic h t s in seine r Brieftasch e hatte , auße r eine m Bil d vo n mir . Stat t mit mi r z u reden , ha t sic h diese r Man n liebe r selbs t di e Kehle durchgeschnitten. « Gentr y sa h Natali e an , dan n Saul . »Un d aus irgendwelche n Gründen« , sagt e er , »au s Gründen , di e nicht mehr Sinn ergeben als alles an diesem fürchterlichen Sch l a massel, habe ich eine Ahnung, daß Sie beide imstande sein könnten , mi r z u helfen.«
Sau l un d Natali e erwiderte n seine n Blic k schweigend.
»Können Sie das?« fragte Gentry schließlich. »Wolle n Sie es?«
Natali e s a h Sau l an . Sau l kratzt e sic h eine n Momen t den Bart , nah m di e Brill e ab , zo g si e wiede r auf , sa h Natali e a n und nickt e fas t unmerklich.
»Komme n Si e herein , Sheriff« , sagt e Natali e un d hiel t ihm di e Eingangstü r auf . »Ic h mach e un s wa s zu m Mittagessen. Wahrs cheinlich dauert es länger.«
11. Kapitel
Bayerisch Eisenstein: Freitag, 19. Dezember 1980
Tony Harod und Maria Chen frühstückten im kleinen Speisesaal des Hotels. Sie kamen um sieben Uhr nach unten, aber die ersten Frühaufsteher hatten schon gegessen und waren zu den Skipisten aufgebrochen. Ein Feuer prasselte im Kamin, und Harod konnte weißen Schnee und blauen Himmel durch ein kleines unterteiltes Fenster an der Südseite sehen.
»Glauben Sie, daß er dort sein wird?« fragte Maria Chen leise, als sie ihren Kaffee leer tranken.
Harod zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen?« Gestern war er sicher gewesen, daß Willi nicht auf dem Familienstammsitz sein würde, daß der alte Produzent wirklich bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Er erinnerte sich, daß das Familienanwesen vor fünf Jahren im Verlauf einer Unterhaltung zwischen ihm und Willi zur Sprache gekommen war. Harod war ziemlich betrunken gewesen; Willi war gerade von einer dreiwöchigen Europareise zurückgekehrt und hatte plötzlich mit Tränen in den Augen gesagt: »Wer sagt, daß man nicht wieder nach Hause zurückkehren kann, hm, Tony? Wer sagt das?« und hatte anschließend die Heimat seiner Mutter in Süddeutschland beschrieben. Es war ein Ausrutscher gewesen, daß er den Namen der nahe gelegenen Stadt genannt hatte. Harod hatte seine Reise hierher als Methode betrachtet, eine beunruhigende Möglichkeit auszuschließen, mehr nicht. Aber jetzt, im grellen Morgenlicht, als
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