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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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preßte die Beine zusammen und hielt die Hand des FBI-Mannes mit der eigenen fest. Die anderen drei Agenten in der Kabine sahen aufmerksam zu, der Mann mit dem Bluterguß am Kinn lächelte verhalten.
    »Chuck«, sagte Harod, ohne die Augen zu öffnen, »sind Sie Links- oder Rechtshänder?«
    Colben runzelte die Stirn. »Warum?«
    »Ich habe mich nur gefragt, ob Sie sich noch einen runterholen können, wenn ich Ihnen die rechte Hand gebrochen habe«, sagte Harod. Er schlug die Augen auf. Die beiden Männer sahen einander an. Die drei Agenten knöpften die Jacketts auf - eine Bewegung, die choreografiert zu sein schien.
    »Zielanflug«, sagte der Pilot.
    Colben nahm die Hand weg und drehte sich herum, »Setzen Sie uns beim Kommunikationszentrum ab«, sagte er. Ein unnötiger Befehl. Ein kleiner Block inmitten eines heruntergekommenen Viertels mit Reihenhäusern und verlassenem Fabrikgelände war durch einen hohen Bauzaun aus Holz abgetrennt worden. In der Nähe der Mitte dieses Platzes waren vier Wohnmobile miteinander verbunden, auf deren Südseite ein Sammelsurium von Autos und Lastwagen parkte. Auf einem Lastwagen und zwei Wohnmobilen befanden sich Mikrowellenantennen. Ein Landeplatz war schon mit gelben und orangefarbenen Plastikpaneelen markiert.
    Alle außer Maria Chen gingen geduckt aus dem Bereich der Rotorblätter. Harods Assistentin ging aufrecht, setzte die Stöckelschuhe vorsichtig zwischen Pfützen und Schlamm und verriet mit ihrer Haltung nicht die geringste Nervosität. Der Pilot blieb bei der Maschine, die Rotoren kamen nicht zum Stillstand.
    »Kurzer Zwischenhalt«, sagte Colben, der die Prozession in einen bestimmten Wohnwagen führte. »Dann wartet Arbeit auf Sie.«
    »Meine einzige Arbeit heute morgen wird darin bestehen, ein Bett zu finden«, sagte Harod.
    Die beiden Wohnwagen in der Mitte standen nach Norden und Süden und waren mit einer breiten, gemeinsamen Tür am Ende verbunden. Die Westwand bestand aus Fernsehmonitoren und Kommunikationskonsolen. Acht Männer in weißen Hemden und dunklen Krawatten beobachteten die Monitore und flüsterten gelegentlich etwas in Mikrofone.
    »Sieht aus wie das Kontrollzentrum in Houston«, sagte Harod.
    Colben nickte. »Dies ist unser Kommunikations- und Kontrollzentrum«, sagte er mit einem leisen Unterton von Stolz in der Stimme. Der Mann am ersten Monitor sah auf, und Colben sagte: »Larry, das sind Mr. Harod und Miß Chen. Der Direktor hat sie gebeten, herzufliegen und sich unsere Operation anzusehen.« Larry nickte den mutmaßlichen VIPs zu, und Harod gewann den Eindruck, daß dies richtige FBI-Männer waren, die mit Sicherheit nichts über das wahre Unternehmen wußten.
    »Was sehen wir da?« fragte Harod.
    Colben berührte den ersten Monitor. »Dies ist das Haus in der Queen Lane, wo die Verdächtige und ein nicht identifizierter junger männlicher Kaukasier bei einer gewissen Anne Marie Bishop wohnen, dreiundfünfzig, unverheiratet und alleinstehend, seit ihr Bruder im Mai dieses Jahres gestorben ist. Das Alpha-Team hat den Beobachtungsposten im ersten Stock des Lagerhauses auf der anderen Straßenseite bezogen. Nummer zwei zeigt die Rückseite desselben Hauses - aufgenommen vom leerstehenden zweiten Stock eines Reihenhauses jenseits der Gasse. Nummer drei dieser Gasse von einem Einsatzwagen, Aufschrift Bell Telephone.«
    »Ist sie jetzt da?« fragte Harod, der zum Schwarzweißbild des kleinen, weißen Hauses blickte.
    Colben schüttelte den Kopf und führte sie die Reihe entlang zu einem Monitor, der ein altes Sandsteinhaus zeigte. Die Kamera befand sich offenbar im Erdgeschoß eines Hauses auf der anderen Seite der vielbefahrenen Straße, denn gelegentlich verdeckte ein Auto den Blick. »Momentan hält sie sich in Grumblethorpe auf«, sagte Colben.
    »Wo?«
    »Grumblethorpe.« Colben deutete auf zwei große Fotokopien von Bauplänen, die über dem Monitor an die Wand geklebt worden waren. »Ein historisches Baudenkmal. Meistens für die Öffentlichkeit geschlossen. Sie verbringt eine Menge Zeit dort.«
    »Damit ich das nicht falsch verstehe«, sagte Harod. »Die Dame, von der wir gesprochen haben, versteckt sich in einem nationalen Kulturdenkmal?«
    »Kein nationales Kulturdenkmal«, schnappte Colben, »nur eine lokalgeschichtlich interessante Stätte. Morgens ... jedenfalls an zwei Morgen, an denen wir beobachtet haben, gingen sie, die andere alte Dame und der Junge, zu Fuß zum Haus in der Queen Lane, wahrscheinlich um zu duschen und zu

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