Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
erkennen. Helle Ziffern, Kodes und eine digitale Zeitangabe wurden am unteren Rand des Bildschirms eingeblendet.
    »Den werde ich bald wiedersehen«, flüsterte Harod.
    »Wir haben ein anderes Team zu Fuß auf die Suche geschickt«, sagte Kepler. »Und wir sind ganz sicher, daß die Gruppe vollzählig ins Jugendzentrum zurückkehrt, wo sich die Bande trifft.«
    Plötzlich fing das Funkgerät an zu piepsen, und Kepler schaltete es lauter. Charles Colbens Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. »Roter Führer an Schloß. Roter Führer an Schloß. Wir sehen ein Feuer bei CH-1. Wiederhole, wir sehen ein ... negativ, zwei Feuer auf der Straße bei CH-1.«
    »Was ist CH-1?« fragte Maria Chen.
    »Community House«, sagte Kepler, der den Kanal wechselte. »Das große, alte Haus, von dem ich eben gesprochen habe, wo die Bande ihr Hauptquartier hat. Charles nennt es Coon Hole 1 - Niggerloch 1.« Der Bildschirm zeigte die Flammen aus einem halben Block Entfernung. Die Kamera schien sich in einem Fahrzeug zu befinden, das am Bordstein parkte. Die Restlichtverstärker verwandelten die beiden brennenden Autos in glühende Scheiterhaufen, die alles überstrahlten, bis jemand die Linse auswechselte. Dann war es immer noch hell genug, daß man dunkle Gestalten aus dem Haus laufen sehen konnte, die Waffen schwangen. Kepler schaltete auf Audio. »... äh ... negativ, Roter Führer. Hier ist Team Grün bei CH-1. Keine Spur von dem Eindringling.«
    »Gottverdammt«, bellte Colbens Stimme, »holt Gelb und Grau, um die Gegend zu überwachen. Purpur, kommt jemand von Norden?«
    »Negativ, Roter Führer.«
    »>Schloß<, hört ihr mit?«
    »Positiv, Roter Führer«, sagte die gelangweilte Stimme des Agenten im Kontrollraum des Wohnwagens.
    »Schicken Sie den E-M-Wagen, den wir gestern benützt haben, zum Löschen hierher, ehe sich die Stadt einmischt.«
    »Verstanden, Roter Führer.«
    »Was ist der E-M-Wagen?« wandte sich Harod an Kepler.
    »Emergency-Medical-Wagen. Colben hat ihn von New York mitgebracht. Er ist ein Grund, weshalb dieser Einsatz täglich vierzigtausend Dollar kostet.«
    Harod schüttelte den Kopf. »Hundert Bundesagenten. Helikopter. Notfallwagen. Um zwei alte Leute zu fassen, die nicht einmal mehr die eigenen Zähne haben.«
    »Vielleicht nicht«, sagte Kepler, der die Füße auf Colbens
    Schreibtisch legte und es sich bequem machte, »aber mindestens einer von ihnen kann immer noch beißen.«
    Harod und Maria Chen drehten die Stühle herum, setzten sich und verfolgten das Spektakel.
    Am Dienstagmorgen berief Colben eine Konferenz ein, die um neun Uhr in fünfzehnhundert Meter Höhe abgehalten wurde. Harod brachte sein Mißfallen zum Ausdruck, stieg aber in den Helikopter ein. Kepler und Maria Chen lächelten einander zu; beide waren nach ihrem sechs Meilen langen Lauf durch Chestnut Hill noch etwas erhitzt. Richard Haines saß auf dem Sitz des Copiloten, während Colbens Pilot, ein >Neutraler<, ausdruckslos hinter seiner Fliegerbrille verborgen blieb. Colben drehte den Sprungsitz herum und sah die drei auf der Bank an, während der Helikopter einen Kurs nach Süden, zum Fluß und zum Fairmont Park, nach Osten zur Schnellstraße und wieder nach Norden und Westen Richtung Germantown flog.
    »Wir wissen immer noch nicht, worum es bei dem kleinen Bandenkrieg gestern nacht gegangen ist«, sagte Colben, »bei dem die Bricketts sich gegenseitig erschossen haben. Vielleicht haben Willi oder die alte Schlampe etwas damit zu tun. Jedenfalls muß die steil ansteigende Zahl von Opfern hier in der Gegend Barent eine Entscheidungshilfe gewesen sein. Er hat sein Okay gegeben. Die Operation läuft.«
    »Prima«, sagte Harod, »weil ich nämlich heute abend noch von hier verschwinde.«
    »Negativ«, sagte Colben. »Wir haben achtundvierzig Stunden Zeit, Ihren Freund Willi hervorzulocken. Dann kümmern wir uns um die Fuller.«
    »Sie wissen nicht einmal, ob Willi hier ist«, sagte Harod. »Ich bin immer noch der Meinung, er ist tot.«
    Colben schüttelte den Kopf und richtete einen Finger auf Harod. »Nein, das stimmt nicht. Sie wissen so gut wie wir, daß der alte Hurensohn hier in der Gegend ist und etwas ausheckt. Wir wissen nicht, ob die Fuller mit ihm arbeitet oder nicht, aber
    bis Donnerstag morgen wird das keine Rolle mehr spielen.«
    »Warum so lange warten?« fragte Kepler. »Harod ist hier. Ihre Leute haben die Plätze bezogen.«
    Colben zuckte die Achseln. »Barent will den Juden benützen. Wenn Willi den Köder schluckt,

Weitere Kostenlose Bücher