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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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untersuchen lassen«, sagte der andere Mann, der wie eine Mischung aus Christopher Lee und Michael Rennie aussah. »Er denkt, es könnte eine schwache Gehirnerschütterung sein, aber nichts Ernstes.«
    »Wir müssen zurück«, sagte Colben. »Da Mr. Harod diesen Teil des Einsatzes versaut hat, wird bald die Hölle in Niggerstadt los sein.« Er deutete auf Maria Chen. »Sehen Sie zu, daß er bis morgen früh zehn Uhr im Einsatzhauptquartier ist. Verstanden?«
    Maria Chen sagte nichts und ließ in ihrem Gesichtsausdruck nichts erkennen. Colben grunzte, als wäre er damit zufrieden, dann gingen die beiden Männer.
    Harod konnte sich nur noch bruchstückhaft an den Abend erinnern; er wußte genau, er hatte sich mehrmals in dem kleinen, gekachelten Bad übergeben, er erinnerte sich, wie ihn Maria Chen zärtlich ausgezogen hatte, und er erinnerte sich an die kühlen Laken auf der Haut. Jemand legte ihm in der Nacht kalte Tücher auf die Stirn. Er wachte einmal auf und sah Maria Chen neben sich im Bett liegen, die braune Haut ein Kontrast zu weißem BH und Höschen. Er streckte die Hand nach ihr aus, spürte Schwindelgefühl in sich aufsteigen und machte die Augen wieder ein paar Sekunden zu.
    Harod wachte um sieben Uhr morgens mit einem der schlimmsten Kater seines Lebens auf. Er tastete nach Maria Chen, fand niemanden und richtete sich stöhnend auf. Er saß auf der Bettkante und fragte sich, in welchem Motel des Sunset Strip er sich befinden mochte, als ihm einfiel, was passiert war. »O Gott«, sagte Harod.
    Er brauchte fünfundvierzig Minuten, bis er geduscht und sich rasiert hatte. Dabei war er hundertprozentig davon überzeugt, daß sein Kopf bei jeder schnellen Bewegung auf den Boden fallen würde, und er hatte keine Lust, in kopfloser Dunkelheit herumzukriechen und danach zu suchen.
    Maria Chen trat lautstark ein, als Harod gerade in seinem orangefarbenen Morgenmantel ins Wohnzimmer schlurfte.
    »Guten Morgen«, sagte sie.
    »Quatsch.«
    »Es ist ein wunderschöner Morgen.«
    »Drauf geschissen.«
    »Ich habe Frühstück im Restaurant geholt. Lassen Sie uns etwas essen.«
    »Warum hältst du nicht die Klappe?«
    Maria Chen lächelte und stellte die weißen Tragetaschen auf den Tresen am anderen Ende des Zimmers. Sie griff in die Handtasche und holte die Browning Automatik heraus. »Tony, hören Sie zu. Ich schlage noch einmal vor, daß wir zusammen frühstücken. Wenn ich noch ein Schimpfwort von Ihnen zu hören bekomme - oder auch nur die winzigste Andeutung einer mürrischen Antwort -, werde ich die gesamte Ladung dieser Pistole in den Kühlschrank dort feuern. Ich könnte mir denken, daß der Lärm Ihrem angegriffenen Gesundheitszustand im Moment nicht gerade zuträglich wäre.«
    Harod sah sie an. »Das würdest du nicht wagen.«
    Maria Chen zog den Schieber zurück, richtete die gespannte Waffe auf den Kühlschrank und wandte sich mit halbgeschlossenen Augen ab.
    »Halt!« sagte Harod.
    »Möchten Sie gerne mit mir frühstücken?«
    Harod legte beide Hände an die Schläfen und rieb. »Es wäre mir ein Vergnügen«, sagte er schließlich.
    Maria hatte vier Plastikbecher mit Deckeln gebracht, und als sie Eier, Speck und kalte Bratkartoffeln gegessen hatten, tranken sie beide eine zweite Tasse Kaffee.
    »Ich würde zehntausend Dollar dafür bezahlen, wenn ich wüßte, wer mich geschlagen hat«, sagte Harod.
    Maria Chen holte Harods Scheckbuch und den Cross-Füller, mit dem er seine Verträge zu unterschreiben pflegte. »Sein Name ist Sheriff Bobby Joe Gentry. Er kommt aus Charleston. Barent denkt, er ist wegen dem Mädchen hier, das Mädchen ist wegen Melanie Fuller hier, und sie alle haben etwas mit Willi zu tun.«
    Harod stellte den Becher weg und wischte verschütteten Kaffee mit dem Ärmel des Morgenmantels weg. »Woher weißt du das denn schon wieder?«
    »Joseph hat es mir gesagt.«
    »Scheiße, und wer ist Joseph?«
    »Ah, ah«, sagte Maria Chen und deutete mit dem Finger auf den Kühlschrank.
    »Wer ist Joseph?«
    »Joseph Kepler.«
    »Kepler. Ich dachte, ich hätte geträumt, daß er hier war. Aber was, bei der blutigen Hölle, hat Kepler hier zu suchen?«
    »Mr. Barent hat ihn gestern hergeschickt«, sagte Maria Chen. »Er und Mr. Colben waren gestern vor dem Hotel, als Haines’ Männer über Funk durchgegeben haben, daß der Sheriff und das Mädchen fliehen wollten. Mr. Barent wollte nicht, daß die beiden entkommen. Mr. Colben war der erste, der den Bus benützt hat.«
    »Den was?«
    Maria Chen

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