Kraft des Bösen
I n der Zeitun g i n de r Wartehall e stan d alle s darüber . Is t e s nicht schrecklich ? Fünfundachtzi g Menschen . Ic h hab e meine r To c h ter gesagt …«
Ic h lie ß si e a n de r Relin g stehen . I n de r Nah e d e r Snack - Bar lag eine zusammengeknüllte Zeitung, unter deren aus vier Wo r ten bestehender Schlagzeile die nüchternen Einzelheiten vo n Willi s To d standen . Flu g 41 7 nac h Chicag o hatt e de n I n ternationa l Airpor t vo n Charlesto n u m nul l Uh r achtzeh n v e r lassen . Zw a nzi g Minute n späte r wa r da s Flugzeu g nich t weit vo n de r Stad t Columbi a entfern t i n de r Luf t explodiert . Tr ü m me r de s Fahrgestell s un d Leichenteil e ware n i n de n CongareeSump f gestürzt , w o Nachtfische r si e gefunde n hatten . E s hatte keine Überlebenden gegebe n . Die Flugsicherung FAA, das NTS B un d da s FB I ermittelten.
Ei n laute s Rausche n ertönt e i n meine n Ohren , ic h mußte mic h setzen , sons t hätt e ic h da s Bewußtsei n verloren . Meine Hände lagen klamm auf dem grünen Vinylpolster. Menschen ginge n au f de m We g z u de n Ausgänge n a n mi r vorbei.
Will i wa r tot . Ermordet . Nin a hatt e ih n getötet . Einige schwindelerregend e Augenblick e lan g dacht e ic h a n di e M ö g lichkei t eine r Verschwörun g ei n komplizierte s Ränkeschmi ede n seiten s Willi s un d Ninas , u m mic h z u verwirre n un d gl a u be n z u machen , da ß nu r noc h ein e Bedrohun g existierte . Aber nein . Daz u bestan d kei n Grund . Wen n Nin a Will i i n ihr e Pläne eingeweih t hätte , hätt e kein e Notwendigkei t fü r derar t absurde Machenschafte n bestanden.
Willi war tot. Seine sterblichen Überreste wa r e n übe r st i n kendes , unzugängliche s Sumpfgebie t verstreut . Ic h konnt e mir sein e letzte n Augenblick e vorstellen . E r sa ß bestimm t zurü c k gelehn t i n de r komfortable n erste n Klasse , hiel t eine n Drin k in de r Han d un d flüstert e möglicherweis e mi t eine m seine r lü m m elhaften Begleiter. Dann die Explosion. Schreie. Plötzliche Dunkelheit . Ei n plötzliche s Abkippe n un d dan n de r Abstur z ins Leere. Ich erschauerte und umklammerte die metallene Ar m lehn e de s Stuhls.
Wi e hatt e Nin a e s angestellt ? Mi t ziemliche r Sicherheit nic h t eine r vo n Willi s Begleitern . E s überstie g Nina s Fähigk e i ten keineswegs, einen von Willis Handlangern zu ›benützen‹, besonders angesichts seiner eigenen schwindenden ›Gabe‹, abe r daz u hatt e auc h kei n Grun d bestanden . Si e hätt e jede n auf diese m Flu g ›benü t zen ‹ können . Siche r wäre e s schwieri g g e wesen . Di e komplizierte n Maßnahmen , di e Bomb e vorzuber e i ten . Di e übermächtig e Anstrengung , sämtlich e Erinnerungen dara n z u blockieren , un d dan n di e fas t unvorstellbar e Leistung, jemande n z u ›benützen‹ , währen d wi r z u sammensaßen und Kaffe e un d Brand y tranken . Abe r Nin a hätt e e s tu n können . Ja, si e könnt e e s geta n haben . Un d di e Wah l de s Zeitpunkts . Der Zeitpunk t konnt e nu r eine s bedeuten.
Di e letzte n Touriste n hatte n di e Kabin e verlassen . Ic h spürte de n sanfte n Ruck , d er bedeutete, daß wir am Dock angelegt hatten . Mr . Thorn e stan d a n de r Tür.
Ninas Wahl des Zeitpunkts bedeutete, daß sie versuchte, es mi t un s beide n gleichzeiti g aufzunehmen . Si e hatt e e s off e n sichtlic h scho n lang e vo r unsere m Wiedersehe n un d meiner schü c hterne n Enthüllun g gewußt , da ß ic h aussteige n wollte. Wi e amüsier t mußt e Nin a gewese n sein . Kei n Wunder , da ß sie so großzügig reagierte! Und doch hatte sie einen großen Fehler gemacht . Al s si e sic h zuers t Willi s angenomme n hatte , hatte Nin a alle s darau f g e setzt , da ß ic h di e Neuigkei t nich t erfuhr, bevo r si e sic h mi t mi r befasse n konnte . Si e wußte , ic h hatte keinen Zugang zu den täglichen Nachrichten und verließ das Hau s nu r noc h selten . Dennoc h paßt e e s nich t z u Nina , da ß sie etwa s de m Zufal l überließ . Wa r e s möglich , da ß si e dachte , ich hätt e di e ›Gabe ‹ vollkomme n verlore n un d Will i wär e di e g r ößer e Bedrohung?
Ic h schüttelt e de n Kopf , al s wi r au s de r Kabin e i n da s graue Nachmittagslich t traten . De r Win d peinigt e mic h durc h den dünne n Mante l hindurch . Ic h s a h di e Gangwa y nu r v e r schwomme n un d stellt e fest , da ß Träne n meine n Blic k v e r schleierten . Wege n Willi ? E r wa r ei n
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