Kraft des Bösen
Philadelphia.«
»Nur seine konditionierten Vertrauten«, stimmte Saul zu. »Luhar, der unglückliche Fancis und sein weißer Assistent Tom Reynolds. Es war Reynolds, der Sie an Heiligabend vor der Villa Fuller überfallen hat.«
Natalie stöhnte. Diese Vermutung hatte sie noch nicht gehört. »Warum sagen Sie das?«
Saul nahm die Brille ab und putzte sie am Hemdzipfel. »Was sollte der Überfall für einen Zweck haben, wenn nicht, Sie und Rob wieder auf die richtige Fährte zu bringen? Der Standartenführer wollte Sie beide am Schauplatz in Philadelphia haben, als es zum endgültigen Kampf mit Colbens Leuten kam.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Natalie. Sie schüttelte den Kopf. »Wann kommt Melanie Fuller ins Spiel?«
»Gehen wir weiter davon aus, daß Miß Fuller weder mit dem Standartenführer noch seinen Gegnern gemeinsame Sache macht«, sagte Saul. »Hatten Sie den Eindruck, als wüßte sie über die beiden Fraktionen Bescheid?«
»Nein«, sagte Natalie. »Sie hat nur Nina erwähnt ... Nina Drayton, nehme ich an.«
»Ja. >Leb wohl, Nina. Wir werden uns wiedersehen.< Aber wenn wir Robs logischen Schlußfolgerungen folgen - und ich sehe keinen Grund, das nicht zu tun -, war es Melanie Fuller, die in Charleston auf Nina Drayton geschossen und sie getötet hat. Warum sollte die Fuller Sie für die Agentin einer Toten halten, Natalie?«
»Weil sie vollkommen den Verstand verloren hat«, sagte Natalie, »Sie hätten ihre Augen sehen sollen, Saul. Ihre Augen waren ... krank.«
»Wollen wir hoffen, daß es so ist«, sagte Saul. »Obwohl Melanie Fuller die tödlichste Natter von allen sein könnte, kann uns ihr Wahnsinn dienlich sein. Und was ist mit unserem Mr. Harod?«
»Ich wünschte, er wäre tot«, sagte Natalie, die noch seine klamme, beharrliche Präsenz in ihren Gedanken spürte.
Saul nickte und setzte die Brille wieder auf. »Aber Harods Kontrolle wurde unterbrochen - so wie die des Standartenführers bei mir vor vier Jahrzehnten. Als Folge davon besitzt jeder von uns Erinnerungen an das Erlebnis und einen Eindruck von den ... was, Gedanken? des anderen.«
»Nicht ganz«, sagte Natalie. »Von den Gefühlen. Der Persönlichkeit.«
»Ja«, sagte Saul, »aber woraus der Transfer auch immer bestehen mag, Sie hatten den deutlichen Eindruck, daß Tony Harod eine Abneigung dagegen verspürte, seine Fähigkeit bei Männern anzuwenden?«
»Ich war ganz sicher«, sagte Natalie. »Sein Empfinden Frauen gegenüber war so krank, aber ich spürte, daß er nur Frauen ... übernahm. Es war, als wäre ich seine Mutter und er müßte Geschlechtsverkehr mit mir haben, um etwas zu beweisen .«
»Klingt reichlich freudianisch«, sagte Saul, »aber wir wollen einen Gedankensprung machen und Ihren Eindruck akzeptieren, daß Harod nur die Fähigkeit besitzt, Frauen zu beeinflussen. Wenn das stimmt, dann hat dieses spezielle Nest von Ungeheuern mindestens zwei Schwachstellen - eine mächtige Frau, die nicht zur Gruppe gehört und vollkommen verrückt ist, und eine männliche Person, die zur Gruppe gehören könnte, oder auch nicht, und außerstande ist, ihre Fähigkeit gegenüber Männern anzuwenden.«
»Prima«, sagte Natalie. »Wenn wir davon ausgehen, daß das alles stimmt, was ist dann mit uns?«
»Wir bleiben bei dem Plan, den wir schon im Februar durchgesprochen haben«, sagte Saul.
»Bei dem wir getötet werden«, sagte Natalie.
»Schon möglich«, sagte Saul. »Aber wenn wir mit diesen giftigen Kreaturen im Sumpf bleiben wollen, möchten Sie Ihr ganzes Leben lang darauf warten, daß sie Sie beißen, oder riskieren, daß Sie gebissen werden, während Sie sie jagen?«
Natalie lachte. »Schöne Auswahl, Saul.«
»Aber die einzige, die wir haben.«
»Nun, holen wir den Sack und üben wir, wie man Schlangen fängt«, sagte Natalie. Sie sah zur goldenen Kuppel des Baha’i- Schreins hinauf, die auf dem Berg Karmel funkelte, und dann wieder zu dem Frachter, der aufs Meer fuhr. »Wissen Sie«, sagte sie, »es ist vollkommen unbegründet, aber ich habe das Gefühl, als ob Rob dieser Teil gefallen haben würde. Das Planen. Die Spannung. Selbst wenn es alles Irrsinn und zum Scheitern verurteilt ist, hätte er das Komische daran gesehen.«
Saul berührte sie an der Schulter. »Dann machen wir weiter mit unserem verrückten Plan«, sagte er, »und lassen wir Rob nicht hängen.«
Sie gingen gemeinsam die Jaffa Road hinauf zum wartenden Landrover.
38. Kapitel
Melanie
Es war schön, nach Hause zu
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