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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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verlassen und nach Hause zu gehen.
    Ich ließ Howard Warden sich um die Einzelheiten des Umzugs kümmern. Aber selbst mit seinen Ersparnissen konnte Howard nur kümmerliche zweieinhalbtausend Dollar zusammenkratzen. Der Mann hätte es nie zu etwas gebracht. Nancy dagegen löste das Sparguthaben aus dem Erbe ihrer Mutter auf, das sich auf stattliche achtundvierzigtausend Dollar belief. Es war für die Collegeausbildung der Kinder angelegt worden, aber das war ja nun kein Thema mehr.
    Ich ließ Dr. Hartman das Schloß besuchen. Howard und Nancy warteten in ihren Zimmern, während der Arzt mit zwei Spritzen in die Zimmer der Mädchen ging. Danach kümmerte sich der Arzt um die Einzelheiten. Ich erinnerte mich an eine hübsche kleine Lichtung im Wald des Fairmount Park, eine Meile Richtung Eisenbahnbrücke. Am Morgen machten H> ward und Nancy ihrem fünfjährigen Justin das Frühstück und bemerkten - dank meiner starken Konditionierung - nichts Ungewöhnliches, abgesehen von einem gelegentlichen Anflug von Erinnerungen, nicht unähnlich den Träumen, in denen man plötzlich feststellt, daß man vergessen hat, sich anzukleiden, und nackt in der Schule oder in der Öffentlichkeit sitzt.
    Das ging vorbei. Howard und Nancy gewöhnten sich prächtig daran, nur ein Kind zu haben, und ich war zufrieden, daß ich Howard nicht bei den erforderlichen Maßnahmen hatte >benützen< müssen. Konditionierung ist immer einfacher und erfolgreicher, wenn es nicht zu einem rudimentären Trauma oder Abwehrgefühlen kommt.
    Die Hochzeit von Dr. Hartman und Schwester Oldsmith fand im engsten Kreis statt, sie wurde von einem Friedensrichter in Philadelphia im Beisein von Schwester Sewell, Howard, Nancy und Justin vorgenommen. Ich fand, sie waren ein hübsches Paar, obwohl manche behaupten, daß Schwester Oldsmith ein strenges und humorloses Gesicht hat.
    Als der Umzug geregelt war, trug Dr. Hartman seinen Teil zum gemeinsamen Fundus bei. Es dauerte eine Weile, bis er bestimmte Aktien und Immobilien verkauft hatte, ebenso bis er den absurden neuen Porsche an den Mann brachte, an dem er so sehr hing, aber als Treuhandfonds eingerichtet waren, damit die Unterhaltszahlungen an seine beiden geschiedenen Frauen gesichert blieben, konnte er immerhin 185.600 Dollar zu unserem Unternehmen beisteuern. Wenn man bedachte, daß Dr. Hartman praktisch in den Vorruhestand ging, reichte das aus, die Grundbedürfnisse für die nahe Zukunft zu befriedigen.
    Es reichte jedoch nicht aus, das Problem aus der Welt zu schaffen, wie wir mein altes Haus wie auch das Haus der Hodges kaufen konnten. Ich hatte nicht mehr die Absicht, Fremde in dem Haus mit dem gemeinsamen Hof wohnen zu lassen. Dummerweise hatten es die Wardens versäumt, Lebensversicherungen für die Kinder abzuschließen. Howard selbst besaß eine Police über zehntausend Dollar, aber angesichts der Immobilienpreise in Charleston war das lächerlich.
    Zuletzt bot das Haus von Dr. Hartmans Mutter, zweiundachtzig, bei bester Gesundheit, die in Palm Springs lebte, die beste Lösung. Am Aschermittwoch, als der Doktor gerade bei einer Operation war, kam die Nachricht von der plötzlichen Embolie seiner Mutter. Er flog noch am selben Nachmittag zur Westküste. Die Beerdigung fand am Samstag, den 7. März statt, und da verschiedene rechtliche Angelegenheiten zu klären waren, flog er erst am Mittwoch, dem 11. zurück. Ich sah keinen Grund, weshalb Howard nicht mit demselben Flug zurückkehren sollte. Der Verkauf des Hauses brachte einen Erlös von etwas über 400.000 Dollar. Eine Woche später, am St.-Patricks-Tag, zogen wir nach Süden.

Es blieben noch einige letzte Einzelheiten zu klären, bevor wir dem Norden den Rücken kehrten. Ich fühlte mich wohl im Kreise meiner kleinen Familie - Howard, Nancy, der kleine Justin, ebenso bei unseren zukünftigen Nachbarn, Dr. Hartman, Schwester Oldsmith und Miß Sewell, war aber der Meinung, daß der Sicherheitsaspekt zu kurz kam. Der Doktor war ein kleiner Mann, einsachtundsiebzig groß und mager, und Howard war zwar groß und kräftig, aber er bewegte sich so schwerfällig, wie er dachte, und sein Gewicht bestand zum größten Teil aus Fett. Wir brauchten noch eines oder zwei Mitglieder in unserer kleinen Gruppe, damit ich mich sicher fühlen konnte.
    Am Wochenende vor unserer Abreise brachte Howard Culley ins Krankenhaus. Das war ein Riese von einem Mann, mindestens einen Meter fünfundachtzig groß und mindestens hundertvierzig Kilo schwer, die deutlich nur aus

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