Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
»wir werden Sie wieder freilassen.«
    In diesem Augenblick war Harod überzeugt gewesen, daß er sterben mußte.
    »Aber ich habe eine Frage an Sie, Tony, bevor wir aufbrechen«, sagte der Mann. Sein Mund war der einzige menschliche Teil seines Kopfes. »Wie möchten Sie die menschlichen Surrogate für den fünftägigen Wettbewerb des Island Club dieses Jahr besorgen?«
    Harod versuchte, sich die Lippen zu lecken, hatte aber keinen Speichel, mit dem er die Zunge befeuchten konnte. »Davon weiß ich nichts.«
    Die schwarze Gesichtsmaske bewegte sich hin und her, die Spiegelbrille reflektierte weiß und weiß. »Oh, Tony, dafür ist es zu spät. Wir wissen, daß Sie die Opfer liefern müssen, aber wie wollen Sie das anstellen? Bei Ihrer Vorliebe, nur Frauen zu benützen. Sind sie dieses Jahr wirklich bereit, das Spiel nur mit Frauen zu spielen?«
    Harod schüttelte den Kopf.
    »Ich muß das wissen, bevor wir uns verabschieden, Tony.«
    »Willi?« krächzte Harod. »Um Himmels willen, Willi, Sie müssen mir das nicht antun. REDEN Sie mit mir.«
    Die Spiegelbrille war genau auf Harods Gesicht gerichtet. »Willi? Ich glaube nicht, daß wir jemanden kennen, der Willi heißt, oder? Also, wie wollen Sie beide Geschlechter besorgen, wo wir doch beide wissen, daß Sie es nicht können?«
    Harod zerrte an den Handschellen und krümmte den Ricken, damit er dem Mann seinen verdammten maskierten Kopf von den Schultern treten konnte. Der Mann stand ohne Hast auf und ging zum Kopfteil des Betts, wo er außerhalb der Reichweite von Harods Beinen und Armen war. Er ergriff behutsam Harods Haar und zog ihm den Kopf vom Kissen. »Tony, wir werden die Antwort von Ihnen bekommen. Soviel steht fest. Vielleicht haben wir sie sogar schon. Wir möchten sie nur noch von Ihnen bestätigt haben, solange Sie bei Bewußtsein sind. Wenn wir Sie noch einmal betäuben müssen, zögert das nur den Zeitpunkt Ihrer Freilassung hinaus.«
    Zögert das nur den Zeitpunkt Ihrer Freilassung hinaus hörte sich für Harod wie eine Umschreibung von »zögert den Augenblick hinaus, wenn Sie sterben müssen« an, aber das machte ihm nichts aus. Wenn Schweigen - selbst das Schweigen unter Schmerzen und Nötigung - die unvermeidliche Kugel ins Gehirn hinauszögern konnte, dann würde er schweigen wie die Scheißsphinx.
    Aber das glaubte er nicht. Er wußte aus Erinnerungsbruchstücken, daß er soviel geredet hatte, wie sie sich nur wünschen konnten; er hatte sich unter dem Einfluß der Drogen, die sie ihm gegeben hatten, die Seele aus dem Leib geredet. Wenn es sich tatsächlich um Willi handelte, was wahrscheinlich schien, dann würde er es herausfinden. Es könnte sogar in Hirods Interesse sein, wenn Willi es herausfand. Harod hegte immer noch die Hoffnung, Willi könnte auch weiterhin Verwendung für ihn haben. Er mußte an das Gesicht des Bauern auf dem Schachbrett in Waldheim denken. Wenn diese beiden von Barent oder Kepler oder Sutter gesteuert wurden, oder einer Koalition zwischen den dreien, dann wollten sie eine Bestätigung von etwas, das sie bereits wußten oder mühelos herausfinden konnten. Wie auch immer, was Harod jetzt brauchte, war ein Dialog.
    »Ich bezahle Haines, damit er Opfer für mich auftreibt«, sagte er. »Ausreißer, Ex-Killer, ehemalige Informanten mit neuen Identitäten. Er arrangiert alles. Sie arbeiten gegen Bezahlung, sie denken, sie sind an einem Regierungsprojekt beteiligt. Wenn ihnen klar wird, daß sie als einzige Bezahlung ein flaches Grab bekommen, werden sie schon in den Pferchen auf der Insel sein.«
    Der Mann mit der Gesichtsmaske kicherte. »Sie bezahlen Agent Haines. Was meint denn sein wahrer Herr und Meister dazu?«
    Harod versuchte ein Achselzucken, stellte aber fest, daß das in Handschellen unmöglich war, und schüttelte den Kopf. »Das ist mir scheißegal, und Barent auch, glaube ich. Es war Keplers Idee, mir diesen Scheißauftrag zu übergeben. Im Grunde genommen ist es ein Intelligenztest, kein Test meiner >Gabe< ...«
    Die Spiegelgläser wurden auf und ab bewegt. »Erzählen Sie mir mehr von der Insel, Tony. Ihrem Aufbau. Den Pferchen. Dem Lagerbereich. Den Sicherheitsmaßnahmen. Alles. Dann haben wir einen Gefallen, den wir erwidern müssen.«
    In diesem Augenblick war Harod überzeugt gewesen, daß er es mit Willi zu tun hatte. Und er hatte eine Stunde geredet. Und hatte überlebt.
    Als Harod Beverly Hills erreichte, hatte er beschlossen, Barent und Kepler davon zu erzählen. Er konnte nicht ewig den Kopf in den

Weitere Kostenlose Bücher