Kraft des Bösen
schon seit Tagen bei m i nu s fün f Grad.
Sau l sa ß i m Aut o un d sa h zu , wi e Regentropfe n di e Scheibe herabflossen. Das Auto roch nach neuen Polstern und der Z i garr e eine s anderen . E r fin g trot z de r warme n Luf t a n z u zi t tern. Aus dem Zittern wurde ein Schlottern. Saul umklammerte das Lenkrad, bis das Schlottern aus dem Oberkörper wich und z u eine m verkrampfte n Bebe n i n de n Beine n wurde . E r ma s siert e sein e Beinmuskel n mi t feste m Grif f un d dacht e a n etwas anderes ; a n de n Frühling , a n eine n stille n See , de n e r letzten Sommer in den Adirondacks gefunden hatte, an ein verlassenes Ta l i n Sinai , i n da s e r gerate n war , w o vo m San d glat t g e schmirgelt e römisch e Säule n einsa m vo r steile n Felswänden standen.
Nac h ei n paa r Min ute n lie ß Sau l da s Aut o a n un d fuh r zi e l los durch die regennassen Straßen. Es herrschte kaum Verkehr. E r überlegt e sich , o b e r au f de r Rout e 5 2 z u seine m Mote l f a h re n sollte . Stat t desse n bo g e r nac h Süde n au f de n Eas t Bay Drive , de r zu r Altstad t vo n Char l esto n führte.
Das Mansard House wies sich durch einen bogenförmigen grüne n Baldachi n aus , de r sic h bi s zu m Bordstei n erstreckte. Saul warf einen raschen Blick in den dunklen Eingang darunter un d fuh r weiter . Dre i Block s weite r bo g e r recht s i n eine schmal e Straß e mi t Wohnhäuser n ab . Schmiedeeisern e Zäune grenzte n Vorgärte n un d Höf e vo n de n Gehwege n ab . Sau l fuhr langsamer , zählt e leis e vo r sic h hi n un d hiel t nac h Hausnu m mer n Ausschau.
Melanie Fullers Haus war dunkel. Der Hof machte einen verlassene n Eindru c k , un d da s Haus , da s a n de r Nordseit e a n grenzte , schie n unbewohn t z u sein , d a di e Fenste r mi t dicken Bretter n vernagel t waren . A m Hofto r befande n sic h ein e Kette un d ei n Vorhängeschloß . Da s Vorhängeschlo ß sa h ne u aus.
Sau l bo g a n de r nächste n Straß e link s ab , un d dan n wieder links , un d e r mußt e fas t wiede r bi s zu r Broa d Stree t zurückk e h ren , bi s e r eine n Parkplat z hinte r eine m Lieferwage n gefunden hatte . E s regnet e jetz t heftiger . Sau l holt e ein e weiß e Tenni s mütz e vo m Rücksitz , zo g si e tie f i n di e Stir n un d stellt e den Krage n seine s sportliche n Cordjackett s hoch.
Di e Gass e verlie f durc h di e Mitt e de s Block s un d wurd e von winzige n Garagen , dichte n Hecken , hohe n Zäune n un d zahl l ose n Abfalleimer n gesäumt . Sau l zählt e di e Häuser , wi e beim Fahren , mußt e abe r denn o ch nach den beiden abgestorben a u s sehenden Palmen beim südlichen Panoramafenster suchen, dami t e r siche r war , da ß e r da s richtig e Hau s hatte . E r schl e n dert e mi t de n Hände n i n de n Tasche n dahi n un d wußte , er wi r k te verdächtig in der abgeschiedenen Gasse, k o nnte aber nicht s dagege n tun . E s regnet e weiter . De r grau e Nachmittag gin g i n eine n trübe n Winteraben d über . Meh r al s ein e halbe Stund e Helligkei t würd e ih m nich t meh r bleiben . Sau l holt e tief Luf t un d gin g de n dre i Mete r lange n We g z u de m Gebäude entlang , das früher einmal ein kleiner Fahrzeugschuppen ge w e se n sei n mußte . Di e Fenste r ware n schwar z übermalt , abe r es wa r deutlich , da ß da s Bauwer k ni e al s Garag e genutz t worden war . De r rückwärtig e Zau n bestan d au s hohe m Maschendraht mi t Rebe n un d de n Dornenra n ke n eine s dichte n Gestrüpps. Ein e nieder e Tür , einstmal s Tei l eine s schwarze n schmiede e i serne n Zauns , wa r mi t Kett e un d Vorhängeschlo ß verschlossen. Au f eine m gelbe n Plastikstreifen , de r u m di e Kett e geschlu n ge n worde n war , stan d z u lesen : BETRETE N VERBOT E N BEFEH L DE S SHERIFFBÜRO S VO N CHARLESTON COUNTY.
Sau l zögerte . Da s einzig e Geräusc h ka m vo m Prassel n des Regen s au f de m Schieferdac h de s Schuppen s un d de m Wasser, das aus der Dachrinne tropfte. Er streckte die Arme aus, u m klammerte den hohen Zaun, stellte de n linke n Fu ß au f die Querverstrebun g de s Tors , balanciert e eine n Augenblic k un s i che r übe r de n rostige n Eisenstachel n un d spran g dan n au f das Kopfsteinpflaste r i m Garte n hinunter.
Dor t blie b e r eine n Momen t mi t a n di e nass e Steinwand gepreßten Händen u n d einem Krampf im rechten Bein stehen. Saul lauschte dem Pochen seines eigenen Herzens und dem unvermittelten Kläffen eines kleinen Hundes in
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