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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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fragt e sich , o b sie weinte.
    »Nun« , sagt e e r sanf t un d nah m ihre n Arm , »vielleich t kann ic h Ihne n helfen . Vielleich t könne n wi r gemeins a m eine n Sinn in diesem Wahnsinn erkennen. Kommen Sie, verlassen wir diese s Haus . E s stink t nac h Tod.«
     
    E s hatt e aufgehör t z u regnen . De r Garte n roc h nac h nassem Lau b un d Erde . Da s Mädche n führt e Sau l zu r andere n Seit e des Schuppens , w o ein e Lück e zwische n dem alten Schmiedeeisen un d de m neue n Zau n klaffte . E r zwängt e sic h nac h ih r durch. Sau l stellt e fest , da ß si e di e Pistol e i n di e Tasch e ihre s weißen Regenmantel s gesteck t hatte . Si e ginge n di e Gass e hinab , wo ihr e Füß e leis e au f de r Schlack e knirschten . D i e Nach t war kühl.
    »Wohe r wußte n Si e es? « fragt e sie.
    »Ga r nicht . Ic h hab e e s vermutet.«
    Si e kame n zu r Straß e un d bliebe n ein e Weil e schweigend stehen . »Mei n Aut o steh t vorn« , sagt e di e jung e Fra u schlie ß lich.
    »Ac h ja ? Un d wi e habe n Si e mic h dan n gesehen?«
    »Sie sind mir beim Vorbeifahren aufgefallen. Sie haben sich gena u umgesehe n un d beinah e vo r de m Hau s angehalten . Als Si e a m End e de s Block s abgeboge n sind , bi n ic h nachsehen gekommen.«
    »Hmmm«, sagte Saul. »Ich würde einen ziemlich armse l i gen Spion abgebe n .«
    »Sin d Si e wirklic h Psychiater?«
    »Ja.«
    »Abe r nich t vo n hier.«
    »Nein . Ne w York . Ic h arbeit e manchma l i n de r Klini k der Columbia University.«
    »Sin d Si e amerikanische r Staatsbürger?«
    »Ja.«
    »Ih r Akzent . E r is t … was , deutsch?«
    »Nein , nich t deutsch« , sagt e Sa ul . »Ic h wurd e i n Pole n g e boren . Wi e heiße n Sie?«
    »Natalie« , sagt e sie . »Natali e Preston . Mei n Vate r wa r … abe r da s wisse n Si e alles.«
    »Nein«, sagte Saul. »Ich weiß sehr wenig. Im Augenblick wei ß ic h nu r eine s mi t Sicherheit.«
    »Un d da s wäre? « Di e Auge n de r junge n Fra u blickte n übe r au s durchdringend.
    »Da ß ic h verhungere« , sagt e Saul . »Ic h hatt e sei t dem Frühstüc k nicht s mehr , abgesehe n vo n eine m abscheulichen Kaffe e i m Bür o de s Sheriffs . Wen n Si e mic h irgendwohi n zum Esse n begleite n würden , könnte n wi r unser e Unterhaltung fo r t setzen.«
    »Unte r zwe i Bedingungen« , sagt e Natali e Preston.
    »Und die wären?«
    »Erstens, daß Sie mir alles erzählen, was Sie wissen, das d a zu beitragen könnte, den Mord an meinem Vater aufzuklären.«
    »Und?«
    »Un d zweitens , da ß Si e bei m Esse n d ies e tropfnass e T e n nismütz e abziehen.«
    »Einverstanden« , sagt e Sau l Laski.
     
    Da s Restauran t hie ß Henry’ s un d la g nu r einig e Block s entfernt i n de r Näh e de s alte n Marktplatzes . Vo n auße n sa h e s nicht gerad e vielversprechen d aus . Di e geweißelt e Fassad e wa r oh n e Fenste r un d schmucklos , abgesehe n vo n eine m einzige n b e leuchtete n Schil d übe r de r schmale n Tür . Drinne n wa r e s alt und dunkel und erinnerte Saul an ein Gasthaus in der Nähe von Lodz , w o sein e Famili e gelegentlic h gegesse n hatte , al s e r noch ei n Jung e war . Hochgewachsene schwarze Männer in weißen Jackett s bewegte n sic h unauffälli g zwische n de n Tischen . Die Luf t wa r vo m appetitanregende n Geruc h vo n Wein , Bie r und Meeresfrüchten erfüllt.
    »Ausgezeichnet« , sagt e Saul . »Wen n da s Esse n s o gut schmeckt , wi e e s r i echt , wir d e s ein e wundervoll e Erfahrung werden. « Un d s o wa r es . Natali e bestellt e eine n Shrimpsalat. Saul nahm Schwertfisc h - Shis h kabo b mi t gedünstete m Gemüse un d kleinen , weiße n Kartoffeln . Beid e tranke n kalte n We i ß wei n un d unterhielte n sic h übe r alles , nu r nich t das , worüber sie eigentlich sprechen wollten. Natalie erfuhr, daß Saul allein lebte , abe r mi t eine r Haushälteri n geschlage n war , di e teil s yen t a un d teil s Therapeuti n fü r ih n spielte . E r versichert e Natalie, da ß e r niemal s di e beruflich e Hilf e v o n Kollegen annehmen müßte , solang e Tem a ih m auc h weiterhi n sein e Neurose n e r klärt e un d nac h Heilmittel n suchte.
    »Demnac h habe n Si e kein e Familie? « fragt e Natalie.
    »Nich t i n de n Staaten« , sagt e Sau l un d nickt e de m Kellner zu, der die Teller abräumte. »Ich h abe einen Cousin in Israel und viele entfernte Verwandte dort.«
    Umgekehrt erfuhr Saul, daß Natalies Mutter vor einigen Jahre n gestorbe n wa r un d Natali

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