Kraft des Bösen
ausgefransten Ende n graue r Faser n erkennen , bevo r da s Blu t wiede r hera u s wallte. Der Mann hob und senkte die Brust, als sich seine Lu n ge n füllten.
Gentr y lie f zu m Streifenwage n un d rie f eine n Notarztwagen. Da n n scheucht e e r di e Meng e wiede r zurüc k un d fischt e mit de m Schlagstoc k unte r de m Plymout h nac h de r Automatik . Es handelte sich um einen Neu n - Millimete r - Brownin g mi t einer Art zweitem Magazin am Lauf, das sie schwer wie der Teufel machte. Gentry fand den S i cherungshebel , rastet e ih n ein, steckte die Waffe in den Gürtel und kniete sich neben den ste r bende n Mann.
De r Fahre r hatt e sic h au f di e recht e Seit e gerollt , di e Knie angezogen , di e Arm e a n sic h gedrück t un d di e Fäust e geballt. Das Blut bildete inzwischen ein e Pfütz e mi t meh r al s einem Meter Durchmesser, und mit jedem langsamen Herzschlag quol l meh r heraus . Gentr y kniet e i n de m Blu t un d versuchte, di e Wund e mi t bloße n Hände n zuzuhalten , abe r de r Schnit t war z u brei t un d unregelmäßig . Sei n Hem d wa r innerha l b vo n fünf Sekunde n durchnäßt . Di e Auge n de s Manne s hatte n eine n sta r ren , glasige n Ausdruc k bekommen , wi e ih n Gentr y scho n in de n Gesichter n vo n z u viele n Leiche n gesehe n hatte.
Da s unregelmäßig e Atme n un d Blubber n hört e auf , al s man gerade die Sirene des näher kommenden Krankenwagens in der Fern e höre n konnte.
Gentr y wic h zurück , san k au f beid e Kni e un d wischt e sich di e Händ e a n de n Schenkel n ab . Irgendwi e wa r di e Brieftasche de s Manne s be i de m Handgemeng e au f de n Gehwe g gefallen, un d Gentr y bracht e si e v o r de m Blutstro m i n Sicherheit . Er mißachtet e di e vorschriftsmäßig e Vorgehensweise , klappt e sie hastig auf und durchsuchte die Plastikfächer und Laschen. In de r Brieftasch e befande n sic h etwa s meh r al s neunhunder t D o l lar in bar, eine kleine Schwarzweißfoto g rafi e vo n Sherif f B o b b y Jo e Gentry , un d sons t nichts . Nichts . Kei n Führerschein, keine Kreditkarten, keine Familienfotos, Sozialversicherun g s karte , Visitenkarte , alt e Rezept e nichts.
»Kan n mi r jeman d verraten , wa s hie r vorgeht« , flüsterte Gentry . E s hat t e aufgehör t z u regnen . De r Leichna m de s Fa h rer s la g friedlic h i n de r Nähe . Da s schmal e Gesich t wa r so weiß, daß es wie aus Wachs aussah. Gentry schüttelte den Kopf un d sa h blin d z u de r drängende n Meng e un d de n Poliziste n und Notärzte n auf , di e nähe r eilte n . »Könnt e mi r jeman d verraten, was hier vor sich geht?« brüllte er.
Nieman d antwortet e ihm.
8. Kapitel
Bayerisch Eisenstein: Donnerstag, 18, Dezember 1980
Ton y Haro d un d Mari a Che n fuhre n vo n Münche n au s Ri c h tun g Nordwesten , übe r Deggendor f un d Rege n bi s tie f i n das westdeutsch e bewaldet e Gebirg e nah e de r tschechische n Gr e n ze. Harod jagte den gemieteten BMW, schaltete bei hohen Drehzahle n herunte r un d nah m di e regennasse n Kurve n mit kalkulierte m Schlittern , worau f e r au f gerade n Strecken a b schnitte n rasc h wieder auf hundertzwanzig Stundenkilometer beschleunigte. Nicht einmal diese Konzentration und die Akt i vitäte n jedoc h genügten , di e Anspannun g nac h de m langen Flu g völli g au s seine m Körpe r z u vertreiben . E r hatt e während der endlosen Überquerung versucht z u schlafen, war sich aber jeden Augenblick bewußt gewesen, daß er in einer zerbrechl i chen , druckfeste n Röhr e eingesperr t war , di e Tausend e Meter über dem kalten Atlantik dahinflog. Harod erschauerte, schalt e t e di e Heizun g de s BM W ei n un d überholt e noc h zw e i Autos. Jetz t bedeckt e Schne e di e Felde r un d wa r a m Straßenran d zu Wälle n aufgeschichtet , al s si e i n bergigere s Geländ e kamen.
Zwe i Stunde n zuvor , al s si e Münche n au f de r verkehrsr e i che n Autobah n hinte r sic h gelasse n hatten , hatt e Mari a die Shel l - Straßen k art e studier t un d gesagt : »Oh , Dacha u is t nu r ein paar Meilen von hier entfernt.«
»Und?« sagte Harod.
»Dor t befan d sic h eine s vo n diese n Lagern« , sagt e sie . »Wo si e di e Jude n währen d de s Kriege s hingebrach t haben.«
»N a und? « sagt e Harod . »Da s is t längs t F r ühgeschichte.«
»S o frü h auc h wiede r nicht« , sagt e Mari a Chen.
Haro d fuh r ein e Ausfahr t mi t de r Ziffe r 9 2 hinau s und wechselte von einer dichtbefahrenen Autobahn auf
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