Krafttraining - Die 100 Prinzipien
ist die Anwendung von verbotenen Wirkstoffgruppen oder verbotenen Methoden zur Leistungssteigerung im Sport. Was »verboten« ist, bestimmt die Dopingliste der World AntiDoping Agency (WADA), die jährlich aktualisiert wird. Im Kraftsport hat die Leistungssteigerung durch die Einnahme sogenannter anaboler Steroide, künstlich hergestellte Derivate des männlichen Sexualhormons Testosteron, eine lange und traurige Tradition. Neben den anabolen Steroiden spielt die Einnahme von Wachstumshormonen, insbesondere dem Human Growth Hormone (HGH), eine wichtige Rolle. Das Doping mit anabolen Steroiden hielt in den 1950er Jahren Einzug in den Sport, zunächst vor allem im Gewichtheben. Es breitete sich jedoch nach und nach in vielen Sportarten, insbesondere bei Athleten aus Kraft- und Schnellkraftdisziplinen, aus. Mittlerweile nehmen sogar viele Freizeitsportler, Fitnesstrainierende und auch Nichtsportler Anabolika zum Aufbau von Muskelmasse und zur Leistungssteigerung ein.
Das Doping hat nicht nur eine ethisch-moralische Komponente (Wettbewerbsverzerrung), sondern durch die erheblichen gesundheitlichen Nebenwirkungen auch eine medizinische (Gesundheitsgefährdung) und rechtliche (Körperverletzung). So drohen dem Athleten, Trainer oder Händler von Dopingmitteln nicht nur sportliche, sondern auch rechtliche Konsequenzen, z. B. Geld- und Gefängnisstrafen.
Die Einnahme anaboler Steroide bewirkt einerseits eine körperliche Leistungssteigerung andererseits eine verstärkte Ausprägung männlicher Geschlechtsmerkmale und beeinflusst die Funktion verschiedener Organsysteme. Erwünschte Effekte auf die sportliche Leistungsfähigkeit sind u. a. eine Erhöhung der isometrischen und dynamischen Maximalkraft und Schnellkraft, eine Vergrößerung des Muskelquerschnitts (Hypertrophie), eine erhöhte Einlagerung von Energieträgern in die Muskelzelle, eine gesteigerte Lipolyse (Verstoffwechselung von Fettsäuren) und eine schnellere Regeneration nach Trainingseinheiten. Demgegenüber stehen eine Reihe unerwünschter und großenteils gesundheitlich schädigender Einflüsse. Bei Jugendlichen kommt es zu einer beschleunigten Verknöcherung der Wachstumsfugen, wodurch das Längenwachstum frühzeitig gestoppt wird. Bei Frauen führt ein Missbrauch anaboler Steroide zu einer verstärkten Körperbehaarung (Hirsutismus), einer tieferen Stimme, zu Menstruationsstörungen, einer Vergrößerung der Klitoris und einer Verkleinerung der Brust. Die Wirkungen sind z. T. auch nach Absetzen der Anabolika irreversibel. Männer wie Frauen riskieren mit der langfristigen Einnahme anaboler Steroide Schäden innerer Organe mit z. T. lebensbedrohlichen Folgen. Es entstehen krankhafte Veränderungen am Herzmuskel und am Gefäßsystem (Arteriosklerose, Bluthochdruck), was das Herzinfarkt-Risiko deutlich erhöht. Dazu wird die Leber, insbesondere bei oraler Einnahme von Steroiden, schwer geschädigt. Es kommt zu Funktionsstörungen und strukturellen Veränderungen bis hin zu Leberkrebs. Weitere Organe, die von Nebenwirkungen betroffen sein können, sind Schilddrüse, Niere und Prostata. Daneben treten negative psychische Effekte ein, z. B. erhöhte Aggressivität, Depression und Suizidgefahr.
Aus ethisch-moralischer Sicht verletzt das Anabolika-Doping grundlegende Regeln des sportlichen Fair-Play-Gedankens. Der dopende Athlet erzielt einen Leistungszuwachs durch unerlaubte Hilfsmittel, die nicht mit seinem Können bzw. seinem Trainingseifer und seiner Disziplin in Verbindung stehen. Dadurch verschafft er sich einen ungerechten Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten bzw. zwingt diese geradezu, sich ebenfalls den gesundheitlichen Risiken des Dopings auszusetzen. Das Prinzip der Chancengleichheit im Sport wird durch Doping von vornherein aufgehoben. Zudem bewundern wir an einer sportlichen Leistung, dass diese untrennbar mit dem Talent, dem Trainingseifer und der Persönlichkeit eines Athleten verbunden ist. Das Doping ist eine externe Manipulation des Funktionssystems Sportler, die keine Bewunderung verdient und seine gesamte Leistung in Frage stellt, da man nicht mehr erkennen kann, welchen Anteil der Sportler selbst an seinem Erfolg hat. Doping allein macht zwar keinen Meister, aber es verschafft häufig den entscheidenden Vorteil. Leistungssteigerungen von 10 % und mehr – je nach Sportart und Einsatz der Steroide – werden in der Literatur berichtet.
Ein Versuch, der Dopingproblematik im Kraftsport entgegenzutreten ist die Gründung der »World Natural
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