Krafttraining
Individuen. Daher sollte der Schwerpunkt von Trainingsprogrammen für vorpubertäre Sportler nicht auf derartigen Zielen liegen.
Ohne entsprechende Steigerungen der fettfreien Körpermasse scheinen neurale Anpassungen (d. h. eine gesteigerte Aktivierung der motorischen Einheiten und Veränderungen der Koordination, Rekrutierung und der Entladung der motorischen Einheiten) hauptsächlich für trainingsinduzierte Kraftzunahmen während der Vorpubertät verantwortlich zu sein. Steigerungen der motorischen Leistung und der Koordination der involvierten motorischen Muskelgruppen scheinen auch eine signifikante Rolle zu spielen, weil die gemessenen Steigerungen der trainingsinduzierten Kraft typischerweise größer sind als die Veränderungen der neuromuskulären Aktivierung.
Von dramatischem Einfluss ist die Testosteronausschüttung bei Jungen im Vergleich zu Mädchen. Während der Pubertät ist die Testosteronausschüttung bei Jungen mit beträchtlichen Steigerungen der fettfreien Körpermasse sowie mit anderen geschlechtstypischen Veränderungen der Schulterbreite und der Gesichtsbehaarung verbunden. Trainingsinduzierte Kraftsteigerungen während und nach der Pubertät bei Jungen finden ihre Widerspiegelung in dieser dramatischen Steigerung des zirkulierenden Testosterons ( siehe Abb. 10.1 ). Es wurde gezeigt, dass zwei Trainingsjahre notwendig sind, um bei Jungen im Alter von 14-17 Jahren eine dramatische Steigerung der Testosteronkonzentration nach einer Trainingseinheit zu beobachten (Kraemer & Fleck, 2005).
WACHSTUM IST EIN PULSIERENDER PROZESS
Die schnellste Wachstumsphase findet im Uterus statt. Die Wachstumsrate beträgt dort 0,5-2,5 cm pro Woche. Danach wird das postnatale Wachstum in drei von einander abgegrenzte Phasen unterteilt: Kleinkindalter, Kindheit und Pubertät. Während der ersten Lebensjahre beträgt die durchschnittliche Wachstumsrate 15 cm pro Jahr. Diese sog. Kleinkindwachstumsrate hängt von fötalen Wachstumsfaktoren ab und ist für 79 cm der Endkörperhöhe eines männlichen Erwachsenen verantwortlich. Die Wachstumsrate verlangsamt sich während der Kindheit, im Allgemeinen ab dem Alter von drei Jahren, auf durchschnittlich 6 cm pro Jahr. Die Kindheitskomponente des Wachstums hängt von den Wachstumshormonen ab und trägt 85 cm zur Endkörpergröße bei. Die puberale Wachstumsrate, die auf durchschnittlich 10 cm pro Jahr ansteigt, hängt von den Geschlechtssteroiden ab, sowohl durch direkten Einfluss auf das Wachstum als auch durch die Steigerung der Produktion von Wachstumshormonen und die IGF-Produktion.
Andere Hormon- und Wachstumsfaktoren (z. B. Wachstumshormone, Insulin, insulinähnliche Wachstumsfaktoren) hängen auch mit anabolen Signalen im Körper zusammen und könnenbesonders wichtig für die Muskelentwicklung bei Frauen sein. Die Wachstumshormon- und insulinähnliche Wachtumsfaktor-1 (IGF-1)-Achse gilt als komplex und polymorph. Diese Achse besteht aus den aus dem Hypothalamus stammenden Signalhormonen, die die Ausschüttung von Wachstumshormonen aus der Hirnanhangdrüse stimulieren. Die ausgeschütteten Wachstumshormone zirkulieren dann im Blut und können sowohl die Ausschüttung von IGF-1 aus der Leber als auch den Muskel selbst dazu anregen, das im Muskel inhärente IGF-1 zu aktivieren. Folglich hat das Wachstumshormon, nachdem es aus der Hirnanhangdrüse ausgeschüttet wurde, zahlreiche Auswirkungen auf viele Gewebe. IGF-1 kann mit vielen Geweben interagieren, auch wenn es von den hepatischen Zellen der Leber freigesetzt wird, einschließlich des Muskel- und Knochengewebes. Viele anabole Hormone wie auch Wachstumsfaktoren sind verantwortlich für das körperliche Wachstum und die körperliche Entwicklung und können durch sportliche Aktivität beeinflusst werden.
Abbildung 10.1: Theoretische Beziehung zwischen Jungen und Mädchen hinsichtlich der Ruhe-Testosteronkonzentrationen und der Rumpfkraft
10.3 Vorteile des Krafttrainings für junge Sportler
Aus einem richtig gestalteten und durchgeführten Krafttrainingsprogramm für Kinder lassen sich enorme Vorteile ziehen. Zu Verwirrung führten in diesem Zusammenhang wissenschaftliche Untersuchungen in den 1970er Jahren zum Thema „Krafttraining im Kindesalter“, die wenige oder gar keine positiven Effekte auf die Kraft zeigten. Dies führte dazu, dass viele glaubten, ein Krafttraining würde für Kinder keine erkennbaren Vorteile haben. Dass derartig falsche Schlussfolgerungen gezogen werden konnten, lag jedoch an einigen
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