Krafttraining
wird oft als Erstes aus dem Zeitplan entfernt. Eine erneute Untersuchung des Zeitplans eines Kindes oder Jugendlichen ist angeraten, um für diesen Aspekt der Sportteilnahme Zeit zu schaffen. Auch heute noch nehmen viele Kinder und Jugendliche an Wettkämpfen teil, ohne über die ausreichende körperliche Vorbereitung zu verfügen, die erforderlich ist, um den Anforderungen der Sportart gewachsen zu sein. Auf Grund der verstärkten Teilnahme am Sport sind die Verletzungsraten in allen Jugendsportarten im Verlaufe der letzten 10 Jahre angestiegen. Daher hat die Notwendigkeit einer besseren Vorbereitung dieser jungen Sportler auf die Trainings- und Wettkampfbelastungen im Sport zugenommen.
Kraft, körperliches Wachstum und Reife
Während der Kindheit kommt es zu vielen dynamischen und schnellen Wachstums- und Entwicklungsveränderungen. Die Muskelkraft nimmt normalerweise vom Kindesalter durch die frühen Teenagerjahre hindurch zu. Zu dieser Zeit steigt die Kraft der Jungen auffallend schnell an, während sie bei Mädchen im Allgemeinen ein Plateau erreicht. Man sollte daran denken, dass die von einem Muskel ausgeübte Maximalkraft sich von der auf die Umwelt ausgeübten Kraft deutlich unterscheidet.
Kraftzuwächse als Ergebnis unangemessener Trainingsreize lassen sich nicht immer von Zuwächsen auf Grund des normalen Wachstums und der normalen Entwicklung unterscheiden. Um Zuwächse zu erreichen, die über das normale Wachstum hinausgehen, muss über längere Zeiträume mit der richtigen Intensität und Häufigkeit trainiert werden.
Mittlerweile liegen überzeugende Belege für die Effektivität des Krafttrainings während des Jugendalters vor (Kraemer & Fleck, 2005). Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass richtig gestaltete Krafttrainingsprogramme die Entwicklung der Kraft bei Kindern im vorpubertären Alter und bei Heranwachsenden über das Maß hinaus entwickeln können, das normalerweise alleine durch Wachstum und Entwicklung erreicht wird. Selbst Kinder im Alter von sechs Jahren haben von Krafttraining profitiert, wobei die Untersuchungen sich auf Zeiträume von bis zu neun Monaten erstreckten. Derzeit liegen keine eindeutigen Belege für größere Kraftunterschiede auf Basis ausgewählter Krafttests zwischen Jungen und Mädchen im vorpubertären Alter vor.
Viele Aspekte spielen beim Wachstum und bei der Entwicklung eines jungen Sportlers eine Rolle. Wachstum basiert nicht auf einem einzigen Faktor, wie z. B. Körpergröße. Zahlreiche Faktoren beeinflussen die Entwicklung und Fitnesszugewinne. Dazu gehören das genetische Potenzial, die Ernährung und der Schlaf. Die Reifung kann als Fortschritt in Richtung auf den Erwachsenenzustand definiert werden. Mehrere Aspekte können bei der Untersuchung der Reifung eines Kindes betrachtet werden:
die Körperhöhe,
die Knochenreife,
die reproduktive Reife,
die emotionale Reife.
Jeder dieser Bereiche lässt sich klinisch untersuchen. Es ist allgemein üblich, dass der Hausarzt unterschiedliche Messungen durchführt, um die Entwicklung eines Kindes in diesen Bereichen festzustellen. Bei jedem Individuum ist das chronologische vom physiologischen Alter zu unterscheiden. Das physiologische Alter ist besonders wichtig, da es die funktionalen Fähigkeiten und die Leistung bestimmt, und diese Faktoren sollten bei der Entwicklung eines Krafttrainingsprogramms berücksichtigt werden. Das physiologische Alter steht in Bezug zur Reifungsgeschwindigkeit eines Kindes, die von Kind zu Kind unterschiedlich sein kann, da die Reifung innerhalb eines chronologischen Zeitrahmens unterschiedlich verläuft.
Naim Suleymanoglu („Taschenherkules“), Olympiasieger 1988, 1992 und 1996. Er wurde zum besten Gewichtheber des 20. Jahrhunderts gewählt. Er war der Erste, der das Dreifache seines Körpergewichts im Umsetzen und Ausstoßen bewältigte. Dies gelang ihm im Alter von 16 Jahren.
Physiologische Mechanismen der Kraftentwicklung
Neurale Mechanismen scheinen primär für die Kraftverbesserung bei Kindern im vorpubertären Alter verantwortlich zu sein. In mehreren Trainingsuntersuchungen wurden signifikante Verbesserungen der Kraft im vorpubertären Alter ohne entsprechende Zunahmen der groben Extremitätenmorphologie nachgewiesen. Ohne angemessene Konzentrationen zirkulierender Wachstumsfaktoren und Androgene zur Stimulierung von Steigerungen der Muskelgröße scheinen Kinder im vorpubertären Alter mehr Schwierigkeiten zu haben, ihre Muskelmasse zu steigern als ältere
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