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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Stehlen gekommen«, erwiderte Krampus, was den Mann und die Frau nur noch mehr zu beunruhigen schien.
    Die Frau zog sich die Decke bis ans Kinn und warf dabei den Laptop vom Bett. Krampus trat näher und betrachtete neugierig den leuchtenden Monitor. Die Frau stieß ein hohes Quieken aus, wobei sie klang wie ein in einer Schlinge gefangenes Wiesel.
    »Wollen Sie den haben?«, fragte der Mann. »Er gehört Ihnen.« Er hielt Krampus den Laptop hin. Der betrachtete das Gerät eingehend, nahm es jedoch nicht entgegen. »In der Garage steht ein nagelneuer, vollgetankter Mustang. Die Schlüssel sind dort drüben.« Erneut deutete er auf den Frisiertisch. Niemand schaute auch nur hin. »Ich sollte wohl darauf hinweisen«, fügte er in zunehmend verzweifeltem Tonfall hinzu, »dass ich auf höchster Ebene mit der Regierung dieses Bundesstaats verbunden bin. Als jemand, der überaus große Erfahrung mit unserem Rechtssystem hat, rate ich Ihnen dringend von allen gewalttätigen Handlungen ab. Falls irgendjemand in diesem Haus verletzt oder auch nur bedroht werden sollte … wird der Bundesstaat West Virginia keinerlei Nachsicht zeigen.«
    »Du bist Anwalt?«, fragte Chet. »Du redest jedenfalls wie einer. Ich hasse diese Typen.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nicht direkt … ich betrachte mich eher als Mediator.«
    »Die hasse ich genauso.«
    »He, Chet«, sagte Jesse, »du hasst doch jeden. Halt einfach die Klappe und lass den Mann in Ruhe.«
    Chet fasste Jesse ins Auge. »Soweit ich mich erinnere, hat niemand gesagt, dass ich Befehle von dir entgegennehmen muss. Wie wär’s also, wenn du deine Gesichtsrosette zukneifst?«
    »Wie wär’s, wenn du endlich aufhörst, dich wie ein Schwachsinniger aufzuführen?«, gab Jesse zurück. »Ach, stimmt ja, das kannst du gar nicht.«
    Der andere verzog wütend das Gesicht. »Du bist ein gottverdammtes Arschloch.«
    Er schubste Jesse. Der antwortete prompt mit einem Schwinger, der seinen Widersacher an der Schläfe traf und gegen die Wand schleuderte. Chet rappelte sich auf, stürmte auf Jesse zu und rammte ihm die Schulter in den Unterleib. Die beiden fielen aufs Bett, rollten sich ab und landeten auf der gegenüberliegenden Seite am Boden, wobei sie die Lampe und den Nachttisch umrissen. Die Frau fing an, hysterisch zu kreischen.
    Offenkundig belustigt sah Krampus ihnen zu. Die Shawnees lachten und johlten.
    »Krampus!«, rief Isabel und versetzte ihm einen Stoß. »Sag ihnen, dass sie aufhören sollen, bevor sie sich noch umbringen.«
    Der Herr der Julzeit zuckte mit den Schultern und brüllte: »Das reicht! Hört auf zu kämpfen. Das ist ein Befehl.«
    Mir nichts, dir nichts hörten Jesse und Chet auf, saßen auf dem Teppichboden und starrten einander finster an.
    »Ihr beide werdet euch ab sofort nicht mehr miteinander prügeln.«
    Isabel hatte offenbar die Nase voll. Sie machte einen Satz auf die kreischende Frau zu und streute ihr eine Prise Schlafsand ins Gesicht, als wollte sie eine Kartoffel salzen. Die Frau verdrehte die Augen und verlor das Bewusstsein.
    »He, was haben Sie mit ihr gemacht?«, fragte der Mann empört und bekam sofort ebenfalls eine Dosis ab, die ihn über seiner Frau zusammensacken ließ.
    »Nun denn«, sagte Vernon. »Das war ja mal eine schöne Vorstellung. Ich kann kaum erwarten, was die Herren sich als Nächstes einfallen lassen.«
    Krampus lachte bloß und verließ den Raum.
    Jesse kam an zwei leeren Zimmern vorbei und holte den Herrn der Julzeit ein, als dieser gerade in ein schwach erleuchtetes Schlafzimmer am anderen Ende des Hauses spähte. Ein Teenager lag auf einem Sitzsack, das Gesicht von ihnen abgewandt. Genau wie zuvor der Mann hatte das Mädchen einen Laptop auf dem Schoß, hielt aber obendrein ein todschickes Handy in der Hand. Sie schaute mal auf das eine und mal auf das andere, während sie unablässig wie wild tippte und gleichzeitig SMS schrieb. Sie trug Kopfhörer, trotzdem konnte Jesse die Musik quer durchs Zimmer hören. Kaum auszudenken, welchen Schaden sie ihrem Trommelfell zufügte.
    Mit gerunzelter Stirn beobachtete Krampus mindestens fünf Minuten lang, wie sie auf die leuchtenden Monitore starrte, ohne ein einziges Mal aufzublicken. Sie war völlig in ihre eigene Welt versunken und hatte nicht die leiseste Ahnung, dass ein Trupp Dämonen in ihrer Tür stand. Krampus schüttelte den Kopf und ging weiter. Er folgte dem Flur, der einen Bogen beschrieb, bis er und seine Begleiter eine geschlossene, mit Videospielpostern

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