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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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ausgezehrt, mit langem, strähnigem Haar, die aussah wie eine Tote, stand vor der Kellertür. Sie stank nach Chemie.
    »Was machst du hier?« Ihr Blick fiel auf Lacy. »Was hast du mit meiner Kleinen vor? Was hast du vor? Halt dich von ihr fern, hörst du?«
    Isabel ließ das Kind los, packte die Frau und drückte sie an die Wand. Sie fasste sie am Kinn, drehte ihr den Kopf herum und zwang sie, das Mädchen anzusehen. »Schau sie dir an. Sieh hin! Deine Kleine ist am Verhungern. Sie hat keine Schuhe an. Ihr ist so kalt, dass sie ununterbrochen zittert. Was für eine Mutter bist du? Erklär mir das mal.«
    Die Frau blinzelte. Ein Ausdruck von Schmerz und Entsetzen trat in ihre Augen. Es wirkte, als nähme sie ihre Tochter zum ersten Mal seit langer Zeit deutlich wahr. Jesse vermutete, dass dem auch so war.
    Als Isabel sie losließ, rutschte sie auf die Knie. »Ach, Liebes.« Sie stockte und fing an zu schluchzen. »Es tut mir ja so leid. Komm, wir besorgen dir was zu essen.« Sie streckte eine knochige Hand, die eher an eine Klaue erinnerte, nach dem Mädchen aus. »Mama macht dir einen Grillkäse. Komm schon, Süße.«
    Das Mädchen wich zurück und wollte sich hinter Isabel verstecken.
    Die Stirn der Frau legte sich in Falten, und ihr Tonfall wurde gepresst. »Liebes, komm her … sofort.«
    Lacy schüttelte den Kopf und blieb, wo sie war.
    Die Frau fing an zu zittern, und ihr Gesicht verzog sich zu einer Fratze, auf der sich ihr Elend spiegelte. Sie erblickte Krampus und musterte dann auch die Belznickel genauer. Ihre Lider begannen zu zucken, ihre Lippen bebten. »Dämonen«, flüsterte sie. »Jemand hat Dämonen in mein Haus gelassen.« Sie erhob sich, zeigte mit dem Finger auf sie und kreischte: »Teufel! Lieber Gott, errette uns! Komm her, Kleines, lass dich ja nicht von ihnen anfassen!«
    Unvermittelt sprang sie vor und stieß die überraschte Isabel zurück. Isabel stolperte und fiel über einen Müllhaufen. Das Mädchen versuchte wegzurennen, aber die Frau erwischte sie an den Haaren, riss sie zurück und zerrte sie mit sich. Jesse rannte los und hielt die Frau am Arm fest. Vernon war gut vorbereitet. Er eilte herbei und streute ihr eine Prise Schlafsand ins Gesicht. Die Frau stieß einen Schrei aus und rieb sich die Augen, wobei sie das Kind losließ. Isabel rappelte sich auf, nahm Lacy auf die Arme und lief mit ihr über den Flur in die Küche.
    Für einen Moment hörte die Frau verwirrt auf zu zappeln und nieste, bevor ihr Blick einmal mehr auf die Belznickel fiel. »Teufel!«, rief sie und fing an, mit den Händen auf Jesse einzuschlagen und ihn zu kratzen. Vernon warf ihr noch mehr Sand in Mund und Nase. Sie taumelte zurück, spie aus und wischte sich übers Gesicht. Dann nieste sie erneut und fiel hart auf den Hintern. Trotzdem blieb sie nach wie vor beharrlich bei Bewusstsein und schaute ihnen finster nach, als sie an ihr vorbeigingen.
    »Verdammt«, sagte Vernon. »Habt ihr das gesehen? Eine ganze Handvoll, und sie wehrt sich immer noch.«
    »Das kommt von dem Stoff«, sagte Chet. »Die ist so aufgeputscht, dass man sie mit nichts ruhigstellen kann.«
    Sie ließen die Frau im Flur sitzen, durchquerten die Küche und betraten den Wohnbereich in der Nähe des Eingangs. Der Mann, um wen auch immer es sich handelte, hatte seinen Platz auf dem Sofa nicht verlassen. Er hatte sich die Decke bis an die Nase gezogen. Sein gehetzter Blick folgte ihnen, während sie das Haus verließen. Draußen trafen sie auf Isabel, die gerade die Pandamütze vom Kopf nahm und sie Lacy aufsetzte. Das kleine Mädchen schluchzte und barg das Gesicht an Isabels Schulter.
    Da drehte Isabel sich zu ihnen um, riss die Augen auf und stieß einen Schrei aus. Aus dem Augenwinkel bemerkte Jesse Lacys Mutter. Wie aus dem Nichts war sie hinter ihnen aufgetaucht und rannte ihnen nach. Sie hielt ein Schrotgewehr umklammert, und es bestand kein Zweifel, dass sie es auch benutzen wollte. Bevor einer von ihnen sich von der Stelle rühren oder auch nur den Mund öffnen konnte, richtete sie die Waffe auf Krampus und drückte ab. Aus solch unmittelbarer Nähe war der Knall ohrenbetäubend laut und hallte durchs ganze Tal. Die Schrotladung erwischte Krampus von hinten an der linken Schulter, riss ihn herum und schleuderte ihn zu Boden.
    Der Rückstoß ließ die Frau einen Schritt zurücktaumeln. Als sie sich wieder gefangen hatte, lud sie durch, warf die leere Patrone aus und schob eine neue nach. Sie senkte den Lauf und zielte diesmal auf den

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