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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Kopf von Krampus. »Elender Teufel!«, kreischte sie.
    Makwa warf sich vor seinen Herrn. Ein zweiter ohrenbetäubender Knall ertönte, und Makwas Brustkorb zerplatzte in einem Sprühnebel aus Blut und Fleisch. Der große Shawnee schlug hart auf den Boden auf und blieb vor Krampus liegen.
    Dann setzte der Herr der Julzeit sich in Bewegung, schneller, als Jesse es je für möglich gehalten hätte. Bevor die Frau erneut nachladen konnte, hatte er sich auf sie gestürzt. Er stieß ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus und hieb ihr von unten die Klauen in die Eingeweide. Ihr Bauch klaffte auf, und sie wurde gegen die Hauswand geschleudert, woraufhin Blut und Gewebe auf die Fassade spritzten. Ein Bein hinter dem Rücken verdreht, fiel sie um. Sie starrte auf die große Wunde in ihrem Bauch und auf den Dampf, der von ihren Eingeweiden aufstieg. Dann hob sie die Hand, zeigte auf Krampus und versuchte erfolglos zu sprechen. Ihr Arm fiel herab, und ihr Blick, der noch immer auf dem Herrn der Julzeit ruhte, wurde starr.
    Isabel hielt dem Mädchen die Hand vor die Augen, nahm es auf den Arm und ging mit ihm eilig hangabwärts zum Schlitten.
    Krampus stand mit lodernden Augen über der Toten. Seine Brust hob und senkte sich heftig, große Atemwolken entwichen ihm aus Nase und Mund und stiegen in die kalte Winterluft auf. Sein Schwanz zuckte. Er trat näher an sie heran, ballte die Klauen zu Fäusten und öffnete sie wieder, als wollte er den Leichnam in Stücke reißen. Das Blut, das ihm aus den vielen kleinen Wunden in der Schulter über den Rücken lief, schien er überhaupt nicht wahrzunehmen. Makwa stieß ein schwaches Stöhnen aus, hustete und spuckte einen Mundvoll Blut. Krampus verharrte, drehte sich um, und als er den großen Shawnee entdeckte, wurde das Feuer in seinem Blick von tiefer Traurigkeit verdrängt. »Nein«, flüsterte er.
    Der Herr der Julzeit ging auf Makwa zu und ließ sich auf beide Knie nieder. Er schaute auf die schreckliche Wunde in der Brust des Mannes herab, auf die sich ausbreitende rote Pfütze um ihn, die im Schnee versickerte. Krampfhaft versuchte Makwa, Atem zu holen, wobei ein hohes Pfeifen aus seiner Brust drang.
    Krampus nahm eine Hand des Indianers zwischen seine Klauen. »Makwa, mein mutigster Krieger.« Sein Tonfall klang ernst und bedächtig. »Die großen Geister rufen nach dir. Es ist an der Zeit, dich zu jenen zu begeben, die dich für deine Treue und Kühnheit ehren werden. Mishe Moneto hat alle deine großen Vorväter versammelt, sie erwarten dich an einer reich gedeckten Festtafel. Geh hoch erhobenen Hauptes zu ihnen. Nimm den Platz ein, der dir zusteht.«
    Makwa nickte und lächelte. »Ich … sehe sie, Herr Krampus.« Tränen strömten ihm über die Wangen. »Sie … kommen. Ich …« Mehr sagte er nicht. Sein in den Himmel gerichteter Blick wurde starr. Langsam wurden seine Augen wieder dunkelbraun. Der Wind frischte auf und trieb Schneeflocken und Maishülsen vor sich her, die kurz um sie herumwirbelten und dann über das Feld hinwegzogen, bis sie im Wald verschwanden.
    Krampus lächelte. »Makwa reitet mit seinen großen Vorvätern.« Er schob den Arm unter den Hünen, hob ihn hoch, als wäre er federleicht, stand auf und ging in Richtung Schlitten.
    Dort wartete Isabel, Lacy auf dem Schoß. Das Mädchen drückte das Gesicht an Isabels Schulter und weinte leise. Die Belznickel nahmen ihre Plätze ein, und Krampus übergab den Leichnam an Wipi und Nipi.
    Als die Ziegen den Schlitten anzogen, setzte erneut Schneefall ein. Niemand sprach ein Wort, während sie lautlos über die Hügel und Täler schwebten, zurück nach Goodhope.

Kapitel 14
    Dunkle Geister

    D illard fuhr mit dem Streifenwagen zum Schrottplatz des Generals. Vor dem Gelände hielt er mit laufendem Motor an und starrte auf das offene Tor, während die Scheibenwischer den Schneematsch auf der Windschutzscheibe verschmierten. Er konnte sich nicht erinnern, dass dieses Tor jemals offen gestanden hatte. Frische Wagenspuren waren nicht im Schnee zu sehen. »Da stimmt was nicht«, sagte er halblaut. Er hatte die vergangene Nacht und den ganzen Tag über mehrmals versucht, den General anzurufen, mindestens ein Dutzend Mal. Langsam wurde es dunkel, und noch immer ging niemand ran. Er hatte es sogar bei Chet versucht – ergebnislos. Dillard war es wichtig, dass er jederzeit alles im Griff und unter Kontrolle hatte, und momentan schien das nicht der Fall zu sein. Nicht bei all dem Irrsinn, der sich in den letzten Tagen in

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