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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Sofapolster.
    »Das ist ein … Junkie?«, fragte Krampus. »Er hat diese Krankheit?«
    Chet nickte. »Ja, allerdings hat er eine Krankheit. Er ist von Crystal Meth abhängig. Süchtig. Du weißt schon, er braucht das Zeug, damit er nicht durchdreht.«
    »Ich weiß, was Sucht ist. Es ist wie bei den vom Opium Geknechteten.«
    »Ja, nur schlimmer. Die Leute hier stellen den Rotz aus jeder Chemikalie her, die sie in die Finger bekommen. Sie essen weder, noch schlafen sie. Und in der Zwischenzeit zerfrisst ihnen die Droge allmählich das Hirn.«
    »Ist diese Seuche hierzulande weit verbreitet?«
    »Allerdings«, warf Jesse ein. »Dank solcher Blödärsche wie unserem Chet hier.«
    »Verdammt noch mal, Jesse«, blaffte Chet. »Du hast selbst genug Dreck am Stecken.«
    Krampus schüttelte den Kopf, ließ den Mann auf dem Sofa liegen und ging in die Küche. Jesse legte den Lichtschalter um, doch nichts geschah. Im schwachen morgendlichen Dämmerlicht sahen sie, dass jemand alle Türen von den Küchenschränken entfernt hatte. Auf den Regalbrettern standen lediglich einige Packungen mit Haferflocken und eine Schachtel Fruit-Loops. Es roch nach Schimmel und ranzigem Fleisch. Die gegenüberliegende Wand war von Dutzenden Plastikmüllbeuteln gesäumt. Einige waren umgekippt, der Inhalt hatte sich auf den Boden ergossen, andere waren von emsigen Ratten zernagt. In der Spüle, auf den Ablageflächen und auf dem Herd standen stapelweise schmutzige Teller und Pfannen herum.
    Chet hielt sich die Nase zu. »Wie kann man in so einem Saustall leben.«
    Auf der Suche nach Isabel schaute Jesse auf den Flur. Es war still, beunruhigend still. Er kam sich vor wie in einem Geisterhaus und rechnete fest damit, dass ihn jeden Moment irgendein Monster aus den Schatten anspringen würde. Von irgendwo kam ein Klappern, möglicherweise aus dem Keller – es war schwer zu sagen. »Lieber Himmel«, ertönte eine Stimme, die wie Isabels klang.
    Jesse ging durch den dunklen Korridor und versuchte, nicht über den überall verstreuten Müll zu stolpern.
    Er entdeckte Isabel und das Mädchen in einem der Schlafzimmer. Ein Mann lag in ein Laken verheddert auf einer unbezogenen Matratze und starrte an die Decke. Seine wächserne Haut und die tief in die Höhlen gesunkenen Augen ließen keinen Zweifel daran, dass er tot war, und zwar seit langem.
    »Wirklich ein Jammer«, sagte Chet über Jesses Schulter hinweg. »Sieht ganz danach aus, als gäbe es in Boone County einen hirnverbrannten Meth-Schädel weniger, der um Lebensmittelmarken ansteht.«
    Isabel wirbelte herum und starrte ihn wütend an. »Halt deine dämliche Klappe«, fauchte sie. »Du redest hier von ihrem Daddy.«
    Chet zuckte zusammen und blickte zu dem Mädchen hinüber. »Das war mir nicht klar … Tut mir leid.«
    »Sie heißt Lacy.«
    Die Kleine drehte sich nicht um, schien sie nicht einmal zu hören. Sie stand bloß reglos da und starrte den Toten an. Isabel beugte sich vor und zog ihm das Laken über den Kopf. Krampus und die anderen warteten in der Tür. Keiner sprach ein Wort.
    »Sie sagt, dass er schon eine ganze Weile tot ist«, erklärte Isabel. »Seit vier oder fünf Tagen. Deshalb war sie draußen in der Kälte … um für ihren Daddy ein Grab zu schaufeln, weil niemand sonst es tun wollte.«
    »Ist der da«, sagte Krampus und deutete auf den Leichnam, »auch an der Krankheit gestorben? Am Meth?«
    Chet nickte. »Ja, ein Körper hält nur eine bestimmte Menge davon aus, weißt du? Wahrscheinlich hat er so viel Chemie in den Adern, dass sie sich das Einbalsamieren sparen können.«
    Isabel nahm das kleine Mädchen an der Hand. »Wir müssen sie irgendwohin bringen, wo es warm ist. Und ihr etwas zu essen besorgen.«
    »Du willst einfach ein fremdes Kind mitnehmen?«, fragte Chet. »Bist du dir da ganz sicher?«
    Sie wandte sich an Krampus. »Hier lasse ich sie nicht.«
    Der nickte geistesabwesend. Mit unlesbarer Miene starrte er auf die Leiche.
    Isabel kniete sich neben Lacy. »Möchtest du mit mir mitkommen? Etwas essen?«
    Die Kleine wischte sich über die Nase und nickte.
    »Das genügt mir«, sagte Isabel und führte Lacy zwischen den Wartenden hindurch auf den Flur. Die Belznickel verharrten unsicher und warteten darauf, was Krampus als Nächstes tun würde.
    Ein schriller Schrei zerriss die Stille. »Wer zum Geier seid ihr?«
    Jesse schob sich aus dem Zimmer und erblickte eine schattenhafte Gestalt, die Isabel hinten bei der Küche den Weg versperrte. Die Frau,

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