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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Goodhope abgespielt hatte.
    Er fuhr auf den Schrottplatz und hielt hinter Jesses Wagen. Eine ganze Reihe weiterer Fahrzeuge standen da, doch nach der unberührten Schneedecke zu urteilen war seit dem vorangegangenen Abend nicht ein einziges davon bewegt worden. Das gefiel ihm ganz und gar nicht, denn sofern der General nicht all seine Freunde zum Übernachten eingeladen hatte, hätten die Autos längst weg sein sollen. Die Werkstatttore waren alle heruntergelassen, nur eine Seitentür stand offen, und zwar schon seit einiger Zeit, wie die kleine Schneewehe im Innern verriet.
    Dillard schaltete den Motor aus. Er hatte keine Verstärkung gerufen, nicht in dieser Angelegenheit. Dass Noel hier herumschnüffelte, konnte er nun wirklich nicht gebrauchen – der Mann würde zu viele Fragen stellen. Nein, er war auf sich allein gestellt. Dillard rieb sich die Augen. Er hatte noch immer Kopfschmerzen. Um sechs Uhr morgens war er erst ins Bett gekommen, weil ihn ein Notruf nach dem anderen auf Trab gehalten hatte. Nachdem er dann endlich fertig gewesen war, hatte er noch ewig lange wach gelegen und sich den Kopf darüber zerbrochen, warum der General nicht ans Telefon ging. »Ich werde langsam zu alt für den Kram.« Er nahm seinen Kaffee aus dem Becherhalter. Obwohl er kalt und abgestanden war, stürzte Dillard ihn herunter. Dann stieg er aus und stapfte zu der Seitentür.
    Drinnen drückte er auf den Lichtschalter. Spuren, mindestens drei Paar bräunlicher Fußabdrücke, führten aus der Werkstatt. Dillard war sofort klar, dass es sich um Blut handelte, und er versuchte verzweifelt, sich einzureden, dass es von Jesse stammte. Über andere Möglichkeiten wollte er nicht nachdenken. Er zog seine Pistole, entsicherte sie und folgte den Spuren zu der Stahltür, hinter der die Werkstatt lag. Vorsichtig drehte er den Knauf und drückte die Tür auf. Das schwache Licht der roten Weihnachtsbeleuchtung genügte, um zu erkennen, dass die übereinander am Boden liegenden Personen nicht schliefen. Er nahm die Taschenlampe vom Gürtel, schaltete sie an und hielt sie direkt unter die Waffe, damit er mit dem Lauf immer in Richtung des Lichtkreises zielte, mit dem er den Raum absuchte.
    Sein Herz pochte heftig. »Kacke, Kacke, Kacke«, flüsterte er, schluckte und zwang sich, nicht die Nerven zu verlieren. In den dreißig Jahren bei der Truppe hatte er wahrlich viele Tote gesehen, daher setzte ihm nicht das Blut zu, sondern die Vorstellung, was für ein barbarisches Gemetzel sich hier abgespielt haben musste. Das waren keine typischen Bandenkriegsmorde. Diese Männer waren in Stücke gerissen worden, ihre Arme, Beine und Eingeweide lagen überall verstreut. Der Gestank der Innereien raubte ihm fast die Sinne. Er hustete, würgte, drückte sich die Nase in die Armbeuge und versuchte gleichzeitig, in alle Richtungen auf einmal zu schauen.
    Er entdeckte weder eine Spur einer lebenden Seele, noch hörte er etwas, und als seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, entspannte er sich ein wenig. Dem geronnenen Blut nach zu urteilen hatte sich das Gemetzel vor vielen Stunden ereignet, und er kam zu dem Schluss, dass der Täter längst über alle Berge war. Auf der Suche nach dem General musterte er jeden einzelnen Leichnam, und manche der Gesichter waren bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Er fand den General nicht – und auch nicht Jesse –, dafür aber den Stuhl, auf dem sie Jesse wahrscheinlich festgebunden hatten, und er bemerkte das durchgeschnittene Klebeband. Jemand hatte ihn befreit, ihn hier rausgeholt.
    »Wie hast du das bloß angestellt, Jesse? Wie zum Teufel hast du das bewerkstelligt?« Seine Hände zitterten. Langsam verlor er die Kontrolle. Himmel, er hatte die Kontrolle längst verloren. Dillard zwang sich, mehrmals tief durchzuatmen.
    Oben im Büro des Generals brannte noch Licht. Schnellen Schritts durchquerte Dillard die Werkstatt und stieg die Treppe hoch. Die Tür stand offen. Er spähte hinein. Das ist falsch, das ist alles völlig falsch. Alles wirkte unberührt, keine durchwühlten Schubladen, der Tresor war unbeschädigt und auch hier keine Spur vom General. Dillard kam zu dem Schluss, dass man ihn wahrscheinlich mitgenommen hatte – vielleicht, um seine Leute zu erpressen oder um ihn zum Vergnügen zu Tode zu foltern.
    Verdammtes Pech für ihn, dachte Dillard. Ich habe meine eigenen Probleme. Er ging wieder nach unten zu den Leichen. Zum Beispiel, wie ich diese Riesenscheiße hier vertuschen soll. Auf einmal

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