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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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im Auge. Die Shawnees hatten ihre Speere und Messer kampfbereit erhoben.
    Diesmal war Jesse nicht so weit zurückgeblieben, da die anderen Krampus hatten tragen müssen. Keuchend lehnte er sich an seinen Wagen und versuchte, genug Sauerstoff in die Lunge zu bekommen, damit er nicht ohnmächtig wurde. Er war völlig aus der Puste, schlammverschmiert von einem bösen Sturz und wünschte sich nichts sehnlicher als eine Zigarette. Hinten in der Campingkabine sah er Krampus liegen. Er war in eine Decke gewickelt und hatte sich wie ein Fötus um den Samtsack zusammengekrümmt. Einmal mehr lag er da wie tot.
    Seine alte Schrotflinte in der Hand, kam Vernon ums Auto herum. »Beeilung«, sagte er und zeigte nach oben. »Sie führen die anderen direkt zu uns.«
    Jesse suchte den Himmel mit Blicken ab. Er sah keine Spur von den Raben, doch er hörte sie in der Höhe krächzen.
    Isabel warf Jesse die Wagenschlüssel zu, und sie beide stiegen ins Fahrerhaus, während die anderen sich hinten in die Campingkabine zwängten. Beim zweiten Versuch sprang der Motor an, und sie holperten den Berg hinunter.
    Jesse schaltete viel, um die Bremsen nicht abzunutzen. Als die Tankanzeige blinkte, biss Jesse sich auf die Unterlippe und versuchte, nicht daran zu denken, was geschehen würde, wenn ihnen jetzt das Benzin ausging. Er hielt den Blick fest auf die Spurrinnen gerichtet und versuchte angestrengt, im Licht des verbliebenen Scheinwerfers zu erkennen, was vor ihnen lag, wobei er hinter jeder Biegung damit rechnete, die gewaltigen Bestien zu erblicken. Niemand sprach ein Wort, alle starrten in die Bäume um sie herum und waren sich nur zu bewusst, dass sie zu lange gebraucht hatten. Sie würden niemals die Hauptstraße erreichen, bevor die Wölfe sie einholten.
    Als sie sich dem Fuß des Berges näherten, wurde die Straße ebener und etwas breiter, sodass sie schneller fahren konnten. Jesse gestattete sich die Hoffnung, dass Gott ihn vielleicht dieses eine Mal glimpflich davonkommen lassen möge und dass sie die Hauptstraße erreichten, bevor ihre Verfolger sie fanden. Wie um einmal mehr zu beweisen, dass er immer den Kürzeren zog, tauchten die Wölfe in genau diesem Moment auf.
    »Sie sind hier. Ich spüre sie«, sagte Isabel mit weit aufgerissenen Augen.
    Im nächsten Moment kamen die Tiere um eine Ecke, stellten sich keine hundert Meter weiter auf und versperrten ihnen den Weg. Sie waren groß wie Pferde, die Köpfe dicht über dem Boden, die Augen im Scheinwerferlicht leuchtend. Jesse trat auf die Bremse, und sie kamen schlitternd zum Stehen.
    »Dreh um!«, schrie Vernon. »Zurück!«
    Es gibt kein Zurück, dachte Jesse. Es gab keinen anderen Ausweg. Selbst wenn es einen gegeben hätte, hätte Jesse auf dieser schmalen Straße nicht wenden können.
    In sicherem Trott näherten sich ihnen die beiden Wölfe.
    »Ach, du lieber Gott«, sagte Vernon. »Die werden uns bei lebendigem Leib verschlingen.«
    »Nein«, sagte Jesse halblaut. »Nicht mich. Ich habe noch zu viel vor im Leben.« Er griff nach dem Sicherheitsgurt und schnallte sich an.
    Isabel warf ihm einen Blick zu. »Was machst du da?«
    »Ich gehe Abigail besuchen.« Er trat aufs Gas, und der Wagen machte einen Satz nach vorne.
    Isabel hielt sich am Armaturenbrett fest, als sie weiter beschleunigten. »Du bringst uns noch um!«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    Der Tachometer wanderte von zwanzig auf dreißig und auf vierzig. Schneller konnte Jesse auf der schmalen, steinigen Straße nicht fahren, wenn er nicht gegen einen Baum prallen oder den steilen Hang zu ihrer Rechten hinabstürzen wollte. Die Wölfe begannen zu rennen, direkt auf sie zu. Jesse wusste, dass die Chancen, einen frontalen Zusammenstoß mit derartigen Ungetümen zu überleben, gegen null gingen, und er hoffte, dass es den Monstern ebenfalls klar war. Hinten hielten Vernon und die Shawnees sich und Krampus, so gut es bei dem Geholper ging, fest. Vernon rief Jesse zu, dass er anhalten solle, aber er fuhr unbeirrt auf die Wölfe zu und schaffte es dabei mit Mühe und Not, nicht von der Straße abzukommen.
    Im allerletzten Moment sprangen die Wölfe die Böschung hinauf. Jesse verlor sie aus den Augen, als er die Kurve nahm und mit den rechten Rädern über die bröckelnde Kante des Steilhangs rutschte. Der Wagen neigte sich gefährlich dem Abgrund zu. Jesse dachte schon, dass es um sie geschehen wäre, als die Reifen mit einem Mal wieder griffen und der alte Ford auf die Straße zurückschwenkte.
    Kaum waren alle vier

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