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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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dran?«
    »Willst du Jesse schnappen oder babysitten?«
    »Wie bitte?«
    »Vielleicht ist Jesse in den Hügeln, vielleicht ist er in Charleston. Teufel noch mal, nach allem, was wir wissen, könnte er auch in Mexiko sein. Aber eines weiß ich mit Sicherheit: Irgendwann kommt er zurück, um sich seine Tochter zu holen. Das kann heute oder morgen, in zwei Wochen oder zwei Monaten sein. Möchtest du Abigail zwei Monate lang in deinem Büro einschließen?«
    Der General antwortete nicht.
    »Mit Abigail haben wir die besten Chancen, Jesse zu schnappen. Wenn sie bei dir ist, wagt er sich nicht an sie ran. Der Junge ist vielleicht nicht der Schlauste, aber so dumm ist er nicht. Wenn sie hier bei mir zu Hause ist, versucht er es vielleicht. Und dann schnappe ich ihn mir. Der kommt nicht lebend aus Goodhope raus, so viel ist sicher.«
    »Was ist mit den Jungs, mit denen er zusammenarbeitet? Was, wenn die auch dabei sind?«
    »Wir reden hier von Jesse. Der hat bestimmt nicht das Sagen bei denen. Warum sollten die Jungs aus Charleston für seine Tochter den Kopf riskieren? Die haben, was sie wollten. Es würde mich kein bisschen überraschen, wenn sie Jesse längst durchlöchert und in den Graben geworfen hätten.«
    »Das will ich nicht hoffen!«, rief der General. »Ich will den Kerl lebend. Dem servier ich seinen eigenen Pimmel. Ich tauche seinen Kopf in Benzin und zünde ihn an. Verdammt noch mal, und wie! Der wird reden! Er wird mir sagen, wer diese Affen sind, mit denen er sich rumtreibt.« Die Stimme des Generals wurde lauter. »Ich werde diese Scheißkerle bei lebendigem Leibe grillen! Allesamt! Eins sag ich dir …«
    Dillard nahm das Telefon vom Ohr, legte es auf das Armaturenbrett und trank einen Schluck Kaffee. Der General klang wie eine wütende Hornisse im Glas.
    Jetzt geht das wieder los, dachte Dillard und fragte sich, was der Mann alles intus hatte. Er wusste, dass der General eine Vorliebe für Amphetamine hatte, aber langsam dämmerte ihm, dass diese Vorliebe zu einer Gewohnheit wurde. Sein Verhalten schien in letzter Zeit immer unberechenbarer zu werden. Beim kleinsten Anlass verlor er die Beherrschung, doch das Schlimmste war, dass er nachlässig wurde.
    Dillard rieb sich die Stelle, wo der Airbag ihn getroffen hatte. Kopfschmerzen waren im Anzug. Mit Eigenschaften wie Unberechenbarkeit und Nachlässigkeit konnte er nicht gut umgehen. Lieber hatte er alles hübsch ordentlich, wie bei seiner Tupperware, wo alle Behälter auf einem Regalbrett standen, alle Deckel in der Schublade darunter lagen und jeder Deckel farblich zum Behälter passte. Dank Jesse herrschte jetzt Unordnung, und der General redete wirres Zeug. Dillard hatte den Eindruck, dass der Mann am Rande des Abgrunds stand, und er hatte keine Lust, sich von ihm mit in die Tiefe reißen zu lassen. Er hatte den immer stärker werdenden Wunsch, dem abzuschwören und alles hinter sich zu lassen. Allerdings konnte man den General dummerweise nicht hinter sich lassen, es sei denn, man war bereit, bis nach Mexiko zu gehen. Und selbst das war keine Garantie, jedenfalls nicht, wenn es um Sampson Boggs ging. Niemand sonst war derart nachtragend. Natürlich gab es auch noch eine andere Möglichkeit. Es wäre doch wirklich ein Jammer, wenn der General von der Bildfläche verschwinden würde.
    Als die Stimme des Generals etwas leiser wurde, hielt Dillard sich das Telefon wieder ans Ohr.
    »Kapierst du, was ich damit sagen will?«, sagte der General gerade. »Kapierst du’s?«
    »Wir schnappen ihn uns. Lass mich einfach meine Arbeit machen.«
    »Das ist kein Scherz, Dillard. Ich lasse mich nicht beklauen. Genauso wenig lasse ich zu, dass jemand einen Boggs umlegt und hinterher damit prahlt. Ich will den Kerl tot sehen. Und wenn es bis an mein Lebensende dauert.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen, und Dillard klappte sein Telefon zu. Er lenkte den Wagen wieder auf die Straße, wendete und fuhr die Route 3 zurück zum Haus von Lindas Mutter. Das Verhalten des Generals gefiel ihm nicht, und er hielt es für besser, Abigail jetzt gleich abzuholen und zu sich zu bringen.
    Dillard stieß einen gedehnten Seufzer aus. Auf die eine oder andere Art wird Jesse von der Bildfläche verschwinden. Ich kann mich also auf schöne Zeiten mit Linda freuen.

    ***

    Linda hörte, wie die Haustür aufging, und spähte aus der Küche. Dillard kam herein, mit Abigail auf dem Arm. Die Kleine war in ihre Decke gewickelt, hatte noch immer den Schlafanzug an und schlief an seine Brust

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