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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Dillard fort. »Bevor er sich selbst etwas antut, oder dir und deiner Kleinen. Im Moment schläft er wahrscheinlich in seinem Auto einen üblen Rausch aus. Ich würde ihn gerne erwischen, bevor er wieder fit ist. Dann bringe ich ihn her und sperre ihn für ein paar Tage in eine Zelle, wo er wieder runterkommen kann. Vielleicht wird auf die Art niemand verletzt. Es wäre deutlich leichter für mich, wenn ich wüsste, dass du und Abigail hier in Sicherheit seid.«
    »Dillard, du musst dir keine Sorgen um uns machen. Jesse war bloß durcheinander. Ich verspreche dir, er reißt nur die Klappe auf. Er würde Abi niemals etwas antun. Niemals. «
    »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Kannst du mir mit Sicherheit sagen, dass er sich Abigail nicht schnappt und mit ihr abhaut, sobald er die Gelegenheit dazu bekommt? Bist du dir da absolut sicher?«
    Linda setzte zu einer Antwort an, doch dann schwieg sie, weil sie sich tatsächlich nicht sicher war. »Ich wüsste einfach nicht, warum …«
    Wieder sah Dillard sie an, als wüsste sie nicht, wie man sich die Schuhe zubindet. »Pass auf, ich erkläre es dir noch mal ganz langsam. Ich kann meine Arbeit nicht machen, wenn ich mich dauernd fragen muss, wo du und Abigail seid.« Sie hörte ihm seinen wachsenden Unmut an. »Du kannst nicht bei deiner Mutter bleiben, weil sie zu weit außerhalb wohnt. Hier dagegen kann ich dich im Auge behalten. Alles klar? Kannst du mir diesen kleinen Gefallen tun?«
    Sie holte tief Luft und sagte sich, dass es am besten wäre, nachzugeben. Er ist wütend, und er war die ganze Nacht wach. Er macht sich bloß Sorgen um Abi und mich. Weiter nichts. Gib erst einmal nach. »Na schön«, sagte Linda. »Na schön.«
    »Gut.« Dillard stand auf, zog seine Jacke an und ging zur Tür. »Steh es durch. Noel schiebt hier im Viertel Wache, er hält die Augen offen, bis ich zurück bin. Bleib einfach hier, dann wird alles gut.«
    Er verließ das Haus und schloss die Tür hinter sich ab. Erst, nachdem er davongefahren war, merkte Linda, dass er ihren Hausschlüssel mitgenommen hatte. Sie rieb sich das Handgelenk, an dem er sie gepackt hatte, während sie die ganze Zeit an den kalten Ausdruck denken musste, der so unvermittelt in seine Augen getreten war. Mit einem Mal fragte sie sich, ob sie die Dinge nicht überstürzt hatte. Ob das schöne Haus und das neue Auto es ihr zu leicht gemacht hatten, die Gerüchte über das Schicksal seiner ersten Frau zu vergessen.

    ***

    Jesses Blick fiel auf eine niedrige Kirchturmspitze, die hinter einem Dickicht von Bäumen und Büschen hervorragte, und er wurde langsamer. Als er eine Zufahrt entdeckte, die fast völlig zugewuchert war, verließ er den Kiesweg. Gestrüpp und die Äste von Schösslingen kratzten am Wagen entlang, während er der langen Auffahrt bis zu der kleinen Kirche folgte. Das Gebäude neigte sich etwas zur Seite und sah aus, als genüge ein letzter heftiger Windstoß, um es endgültig umzupusten. Der Anstrich war längst abgeblättert, die Holzverkleidung grau verwittert. Ein großes Holzkreuz lag zersplittert auf der Eingangstreppe. Anscheinend war es von der Kirchturmspitze herabgefallen. Tür und Fenster waren verrammelt, und Jesse entdeckte keinerlei Anzeichen dafür, dass in den letzten Jahren jemand hier gewesen war.
    Sie waren ein gutes Stück von der Straße entfernt, doch da Jesse kein Risiko eingehen wollte, fuhr er hinter die Kirche und parkte unter einer Eiche mit ausladenden Ästen. Er schaltete den Motor aus und stieg aus. Isabel tat es ihm nach, während die Belznickel Krampus heraushalfen. Krampus warf sich den Sack über die Schulter und rutschte von der Ladefläche des Pick-ups. Seine Haut und sein Haar waren noch dunkler geworden und hatten ein tiefes, reines Schwarz angenommen, beinahe Pechschwarz. Auch seine Hörner schienen nachzuwachsen. Er humpelte noch immer ein wenig, trotzdem konnte Jesse kaum glauben, dass es sich um dasselbe jämmerliche Geschöpf handeln sollte, das er in der Höhle angetroffen hatte.
    Auf der anderen Seite der Eiche verlief ein Maschendrahtzaun, hinter dem drei Kühe standen, die sie gelangweilt anglotzten.
    Krampus holte tief Luft. Er schien die ganze Welt in sich aufnehmen zu wollen. »Es ist gut, an einem Tag wie diesem am Leben zu sein.«
    Vernon verdrehte die Augen.
    Der Alte lachte und schlug Vernon auf den Rücken. »Öffne deine Seele, mein Lieber, und lass Mutter Erde ihr Lied für dich singen.« Seine Stimme klang nun kraftvoller, tiefer und

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