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Krampus: Roman (German Edition)

Krampus: Roman (German Edition)

Titel: Krampus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Herzen pumpen mein Blut, neun ist die magische Zahl. Ich habe mich noch nie so lebendig gefühlt.
    Er begutachtete seine Krieger. Die Shawnees, mit Messern, Pistolen und Speeren bewaffnet, wie immer stolz und verlässlich, die Haut teerschwarz verfärbt, ihm zu Ehren mit Hörnern, Masken und struppigen Pelzen angetan. Isabel, seine tapfere kleine Löwin, die eine Schrotflinte in der Hand hielt und selbst mit der lächerlichen Mütze auf dem Kopf wild und verwegen aussah. Vernon, der eine der neuen Maschinenwaffen trug und so missmutig wie eh und je dreinschaute, wenn auch nicht ganz so unglücklich wie die beiden Verbrecher. Jesse, der ohne Schuhe dastand, Hemd und Hose zerrissen und von seinem eigenen Blut durchtränkt. Trotzdem wirkte der Liedermacher beinahe begierig, wenn Krampus sich auch sicher war, dass er es nicht auf das vor ihnen liegende Abenteuer abgesehen hatte, sondern auf diesen Dillard. Etwas an Jesses Geisteshaltung gefiel Krampus, seine Unverschämtheit, vielleicht auch das schalkhafte Funkeln in seinen Augen, wenn er lächelte. Der Herr der Julzeit hoffte, dass der junge Mann lebend von ihrer Mission zurückkehren würde, eine Garantie gab es dafür jedoch nicht. Krampus war noch nie in Baldrs Schloss gewesen, deshalb hatte er keine Ahnung, was sie erwartete. Rechnete Baldr mit ihrem Kommen? Höchstwahrscheinlich. Es ließ sich nicht sagen, was für Tücken und Fallen er für sie auf Lager hatte. Aber wusste er auch von dem Speer? Krampus umfasste die Waffe fester. Nein. Das wird eine ziemlich große Überraschung werden.
    Krampus schaute zu Jesse, Chet und dem General hinüber. »Ich befehle euch, die Hände zu heben.« Alle drei gehorchten. »Mein Blut fließt durch eure Adern. Ich bin euer Herr. Ich befehle euch, das Äußerste zu geben, um meinem Willen Folge zu leisten, an meiner Seite zu bleiben und mich um jeden Preis zu beschützen, selbst, wenn es euch das Leben kostet. Jetzt schwört.«
    Sie taten es, weil sie keine andere Wahl hatten.
    »Gut«, sagte Krampus und überreichte sowohl Chet als auch dem General eine Handfeuerwaffe. Jesse gab er eine Pistole und sein Gewehr. »Es ist Zeit zu gehen.«
    »Wohin?«, fragte Vernon.
    »Nach Spanien.«
    »Spanien?«, wiederholte Jesse und blickte sich nach den anderen um, die nicht weniger verwirrt dastanden.
    »Ja, zu Baldrs Schloss. Was dachtest du denn, wo er wohnt? Am Nordpol?« Krampus schnaubte höhnisch. »Wie leicht die Leute auf seine Lügen hereinfallen. Der drollige Alte hat nichts für die Arktis übrig. Er lebt an der Küste, wo warme Seewinde wehen, schon seit Jahrhunderten. Aber von heute an nicht mehr, heute brennen wir nämlich sein Zuhause nieder.«
    »Zu Fuß ist es ziemlich weit bis dorthin«, bemerkte Jesse.
    Krampus lächelte. »Immer zu Scherzen aufgelegt. Wir gehen nicht zu Fuß.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Sack. »Ich werde eine Pforte öffnen, und dann reisen wir durch den Sack.«
    Nach und nach begriffen sie, was er meinte. Zumindest die meisten.
    »Dort drüben ist es Nacht, und die Dunkelheit ist unser Freund. Ich werde euch einen nach dem anderen hindurchschicken, ehe ich euch folge, und zusammen zerstören wir all sein Hab und Gut. Vielleicht hat er Wachen: Elfen, Ungeheuer, Wesen, von denen ich nichts wissen kann. Wenn sie euch erspähen, tötet sie. Zeigt keine Gnade, denn euch wird man auch keine gewähren. Wenn wir versagen, bedeutet das für uns alle den Tod, denn da der Sack hierbleiben muss, können wir uns nicht zurückziehen.«
    Alle starrten auf den Sack.
    Oh ja, diesmal gibt es keine Gnade für Baldr. Krampus holte tief Atem. Ich bin bereit. Auf die eine oder andere Art bin ich bereit für diese Tat. Krampus hob den Sack auf, zog eine Flasche Met daraus hervor, brach das Wachssiegel und nahm einen tiefen Zug. Er wischte sich mit dem Arm über die Lippen und gab die Flasche weiter. Die Belznickel reichten sie herum.
    Krampus hielt den Sack auf und starrte in dessen finstere Tiefen. Zeit, die Pforte zu öffnen. Allerdings wusste er nicht, wohin genau. Da er niemals im Schloss gewesen war, brauchte er einen Gegenstand, etwas, worauf er sich konzentrieren konnte, ein Ziel, das er ansteuern konnte, ohne dass sie mitten in die Gefahr hineinstolperten oder sich verirrten.
    »Gibt es einen Plan für unsere Rückkehr?«, fragte Jesse.
    »Wir fliegen mit dem Schlitten zurück«, antwortete Krampus, und im selben Moment begriff er, dass der Schlitten die Antwort auf seine Frage darstellte. Ja. Der Sack

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