Krank für zwei
Erdgeschoß eine Tür nach draußen. Die ist zwar nur von innen zu öffnen, doch wenn man sie entsprechend präpariert oder mit einem einfachen Schraubenzieher bearbeitet, ist man ruckzuck drinnen.«
»Das heißt, jeder, der sich im Krankenhaus auskennt, der unauffällig gekleidet ist, konnte zu Peuler gelangen«, Marlene Oberste seufzte. »Hört sich ermittlungstechnisch phantastisch an. Trotzdem müssen wir zunächst vom Wahrscheinlicheren ausgehen: Nämlich, daß jemand, der bereits im Krankenhaus war, die Tat begangen hat. Die Zeit drängt. Wir werden jetzt die dringendsten Aufgaben verteilen. Gleichzeitig habe ich noch eine gute Nachricht für euch.«
Alle sahen die Hauptkommissarin erstaunt an. »Wir bekommen Nachschub.« Ein Raunen ging durch den Raum. »Zwei Leute werden uns ab morgen verstärken. Außerdem werden Herr Kaiser und Herr Brandt hier von der Wache weiter zur Verfügung stehen.« Oberste lächelte den beiden Polizisten zu, von denen der eine die ganze Zeit wie wild mitgeschrieben hatte.
»Gehen wir die Aufgabenbereiche kurz durch. Ich selbst habe nachher einen Termin beim Staatsanwalt. Anschließend werde ich mir die Herren Doktoren im Krankenhaus vornehmen, allen voran Dr. Lübke, Peulers ersten Oberarzt. Bei der Gelegenheit werde ich die Morphiumgeschichte weiterverfolgen. Es muß sich zeigen, ob es tatsächlich Unregelmäßigkeiten gegeben hat oder nicht.«
»Jemand muß noch mal mit der Ehefrau sprechen«, sagte der Sommersprossige. »Gestern war da ja nicht viel zu holen.«
»Stimmt, mach du das, Jan. Fühl ihr auf den Zahn! Vielleicht war ihre Ehe ja doch nicht so prickelnd, wie sie uns glauben machen will. Geh auch noch mal die Aussagen durch, die die Nachbarn gemacht haben. Erkundige dich nach Freunden und Verwandten. Frag nach dem Verhältnis zu den Kollegen. Gab es Feindschaften, Mißgunst, Mobbing?«
»Wie ist es mit den Patienten?« fragte Brigitte. »Vielleicht kann die Ehefrau auch dazu etwas sagen. Beschwerden, Klagen oder sowas.«
»Gut, Jan, nimm das mit auf! Knöpf dir Frau Peuler vor mit allem, was dazugehört!«
»Alles klar!«
»Bertram, du nimmst dir die Patientenlisten vor. Prüfe alle Namen nach Vorstrafen. Dasselbe machst du mit dem Krankenhauspersonal.« Bertram stöhnte. Oberste wiegelte ab. »Herr Brandt wird dir helfen. Ich weiß, daß das Fleißarbeit ist, aber ohne die kommen wir nicht weiter.«
»Was ist mit mir?« Brigitte verschränkte die Arme vor der Brust.
»Du arbeitest weiter die Sachen durch, die du aus Peulers Büro mitgenommen hast. Ich möchte wissen, was der Täter gesucht haben könnte. Gab es brisante Angelegenheiten? Woran hat Peuler gearbeitet? Und was könnte auf dem Blatt gestanden haben, das Peuler unterm Kopf weggezogen wurde?«
Brigitte nickte.
»Außerdem gehe ich davon aus, daß wir Hinweise aus der Bevölkerung bekommen. Morgen wird sich das häufen, aber einiges könnte auch schon heute anstehen. Bitte sammle das und werte es aus.« Brigitte blies die Backen auf, um zu signalisieren, daß es jetzt reichte.
»Rainer, nun zu dir«, die Chefin wandte sich jetzt an den Kollegen, der sich nur selten zu Wort gemeldet hatte. »Du kommst mit ins Krankenhaus. Ich möchte, daß du mit den Schwestern sprichst. Alle, die schon gestern befragt worden sind, müssen heute noch einmal ran. Der Mörder war auf der Station, wenige Minuten, bevor die Leiche gefunden wurde. Ich möchte eine Liste haben mit allen Personen, die zuvor auf dem Flur gesehen worden sind. Einverstanden?«
Der Schnauzbart nickte.
»Außerdem möchte ich, daß du herausfindest, ob Peuler irgendwann beim Roten Kreuz gearbeitet hat. Ich habe mir gestern seinen Lebenslauf kopiert. Dabei ist mir nichts aufgefallen. Trotzdem möchte ich, daß du das noch einmal durchcheckst.«
Rainer nickte noch mal und machte sich eine Notiz.
»Schön, dann haben wir jetzt alle gut zu tun. Herr Kaiser, bitte fertigen Sie von Ihrer Mitschrift ein Protokoll an. Heute Abend möchten wir das alle in unserem Fach liegen haben. Dann noch eine Bitte: Keine Weitergabe von Informationen an die Presse. Ich werde heute in der Klinik eine Pressekonferenz abhalten. Das muß reichen. Noch Fragen?« Alle schüttelten den Kopf.
Max räusperte sich laut. Hauptkommissarin Oberste sah ihn irritiert an.
»Ach, Sie. Sie habe ich ja glatt vergessen. Vielleicht könnten Sie bei dem Protokoll mithelfen oder – nein, Sie gehen mit Herrn Vedder. Es ist bei einem wichtigen Gespräch leichter, wenn jemand Notizen
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