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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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weiterkommen. Wir brauchen einen Bezug. Und den kann vielleicht Frau Peuler herstellen.«
    »Was hältst du denn von den verschwundenen Medikamenten?«
    »Na ja, erstmal abwarten, ob da wirklich etwas dahintersteckt«, Vedder grinste und bog mit Schwung nach links ab. »Die Chefin hat gestern bereits ins Wespennest hineingestochen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, welche Panik im Krankenhaus herrscht, daß da was Spektakuläres an die Öffentlichkeit gelangt. Medikamentenmißbrauch im St Pankratius. Bekiffte Ärzte im OP. Die sehen die Schlagzeilen schon vor sich.«
    »Was meinst du? Ist etwas dran?«
    »Laut Stationsschwester und Oberarzt natürlich nicht. Ein organisatorisches Problem ohne Belang, wenn man die fragt. Aber die Oberste wird nicht lockerlassen. Die schließt denen den gesamten Klinikbereich, wenn nicht ordentlich mitgearbeitet wird.«
    Vedder blieb plötzlich stehen und parkte das Auto am rechten Straßenrand. Ritterstraße. Max hätte sich denken können, daß der Doc auf dem Kredithügel wohnte.
    »Da wär’n wir«, murmelte Vedder und zeigte auf das Haus gegenüber. Das Haus war vom Stil her nicht protzig, sondern wie die Nachbarhäuser in Schwarzweiß gehalten, wahrscheinlich ein 70er Jahre-Bau. Lediglich die Größe deutete an, daß Dr. Peuler die guten Zeiten in der Medizin noch miterlebt hatte. Allein die Doppelgarage hatte eine Quadratmeterzahl, die Max zum Wohnen gereicht hätte.
    Als Vedder klingelte, dauerte es eine Weile, bis sich etwas tat. Irgendwann knackste es in der Fernsprechanlage und eine Frauenstimme war zu hören.
    »Ja bitte?«
    »Jan Vedder von der Mordkommission. Frau Peuler, ich hätte da noch ein paar Fragen an Sie.«
    »Einen Moment bitte.«
    Kurz danach summte es und die bombastische Haustür ging automatisch auf. Eine Minute später stand Eva Peuler im Hausflur. Max hatte die Frau nie vorher gesehen. Trotzdem beschlich ihn das Gefühl, sie sei in der vergangenen Nacht um mindestens zehn Jahre gealtert. Im Wohnzimmer ließ sich Frau Peuler angespannt in einem schwarzen Ledersessel nieder, Vedder setzte sich ihr gegenüber. Max nahm auf einem Stuhl Platz und zog sein Schreibzeug heraus. »Frau Peuler, wir wissen, wie schwer das für Sie ist«, begann Vedder das Gespräch, »aber wir möchten den Mörder Ihres Mannes fassen, und das können wir nur, wenn Sie uns dabei helfen.« Frau Peuler schwieg. Offensichtlich versuchte sie sich zu konzentrieren. Vedder nahm den Faden wieder auf.
    »Frau Peuler, hat Ihr Mann Feinde gehabt? Gab es jemanden, mit dem er sich im Streit befand?«
    »Im Streit?« Frau Peulers Stimme war denkbar leise.
    »Ein Kollege, ein Bekannter, jemand aus der Familie.«
    »Mein Mann ist kein streitsüchtiger Mensch.«
    »Das glauben wir gerne. Und trotzdem gerät man gelegentlich aneinander.«
    »Natürlich gab es immer mal wieder Differenzen im Krankenhaus. Aber das ist doch kein Grund, jemanden umzubringen.« Frau Peulers Stimme kippte wieder. Jan Vedder reagierte schnell.
    »Was waren das für Differenzen? Erzählen Sie einfach. Wir machen uns dann schon selber ein Bild.«
    »Hartmut war Ärztlicher Direktor, das wissen Sie vielleicht.« Vedder nickte stumm. »Deshalb war er mit der Pflegedienstleitung und dem Verwaltungschef in ständigen Verhandlungen.«
    »Worum ging es da?«
    »Um Stellen. Im Krankenhaus geht es fast immer um Stellen. Die Verwaltung ist gezwungen zu kürzen, und die Chefärzte versuchen ihre Stellen zu halten. Hartmut stand andauernd dazwischen.«
    »Kam es zu Reibereien? Wurde Ihrem Mann gedroht?«
    »Um Gottes willen – wo denken Sie hin? Das sind doch alles zivilisierte Menschen. Man setzt sich auseinander, aber man schlägt doch nicht aufeinander ein.« Im selben Moment wurde Frau Peuler die Bedeutung ihrer Worte bewußt, und sie begann zu schluchzen.
    »Bitte beruhigen Sie sich«, Jan Vedder kramte in seiner Jackentasche nach einer Packung Papiertaschentücher. Doch Frau Peuler war schneller und zog ein Tuch aus ihrer Rocktasche.
    »Sie können sich also nicht an konkrete Ereignisse erinnern? Ereignisse, die darauf hindeuten, daß der Konflikt zwischen den Parteien gravierender war, als Sie vermuten?«
    »Lange Zeit drehte sich alles um eine mögliche Fusion mit anderen Häusern«, erklärte Frau Peuler, die sich wieder gefangen hatte. »Mein Mann kämpfte um den Erhalt aller Abteilungen trotz eines Zusammenschlusses.«
    »Und gegen wen kämpfte er?«
    »Er hatte Gespräche mit den Direktoren aus anderen Kliniken.«
    »Wie

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