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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Dr. Peuler umgaben, gehörte natürlich seine Frau, wenngleich Max diesen Fall kategorisch ausgeschlossen hatte. Kein Motiv und niemand, der sie gesehen hatte. Außerdem – was sollte bei Frau Peuler dieses dämliche Kreuz?
    Dann war da die Reihe der Kollegen. Dr. Kellermann allen voran, the charming Frauenarzt. Laut Max’ Erzählungen war Kellermann Anwärter auf die Stelle des Ärztlichen Direktors. Aber Peulers Abgang war beschlossene Sache. Wurde man zum Mörder, nur um die Wartezeit auf die nächste Karrieresprosse zu verkürzen? Wohl kaum! Andererseits hatte ich nach dem Gespräch zwischen Lübke und Kellermann durchaus ein mulmiges Gefühl gehabt. Kellermann war ein eiskalter Karrierehengst. Man konnte ihn nicht ausschließen. Und wie sah es mit Lübke aus? Max hatte erwähnt, Lübke habe sich gern als Peulers Nachfolger auf der Station gesehen. Dieser sei aber strikt gegen eine solche Hausberufung gewesen. Vielleicht hatte Lübke einem Konflikt vorgreifen wollen? Womöglich hatte er ausschließen wollen, daß sein Chef sich vor der Pensionierung für einen anderen Mann stark machte? Außerdem war da ja noch die Sache mit den Medikamenten. Hätte nach Bennos Berechnungen nicht auch Lübke Zugang zu den Medikamenten gehabt? Gut, Mord und Medikamentenmißbrauch waren diesem Lübke nicht gerade anzusehen. Der Mann strahlte bodenständige Seriosität aus, aber mal ehrlich: Was war einem Menschen wirklich anzusehen?
    Aber dann war da ja auch noch Dr. Wolkov, der russische Assistenzarzt. Auch er konnte für das Verschwinden der Medikamente verantwortlich sein. Folglich konnte auch er mit Peuler im Clinch gelegen haben. Vielleicht hatte Peuler die Sache herausbekommen und hatte ihn, nachdem er ihn anfangs gedeckt hatte, nun aus dem Dienst suspendieren wollen. Unter Umständen kannte dieser Russe in einem solchen Fall andere Lösungsstrategien als das hiesige Arbeitsgericht Ich war unmöglich! Dr. Wolkov war kein Mitglied der Russenmafia. Folglich war er genauso wenig und genauso viel verdächtig wie seine Kollegen auch. Dennoch hatte ich noch Wolkovs Gesichtsausdruck im Kopf, als ich ihn auf Dr. Peuler angesprochen hatte. »Liebenswürdig«, hatte er ganz abwesend gemurmelt, »wirklich liebenswürdig.«
    Gedankenverloren blickte ich auf meine Kringel. Vier Namen standen jetzt eingekreist um Dr. Peuler herum. Und außer bei Frau Peuler wußte ich von keinem, ob er ein Alibi hatte. Ich seufzte und legte mein Blatt in die Nachttischschublade. Im Grunde wußte ich überhaupt nichts. Max hatte sich schließlich auch nicht gerade ausgiebig über den Mordfall ausgelassen. Was war mit Freunden und Bekannten? Gab es weitere Angehörige – Brüder und Schwestern? Im Prinzip hätte jeder mit etwas Mühe ins Krankenhaus eindringen können. Ein unzufriedener Patient oder dessen Angehöriger? Und wie sah es mit den Krankenschwestern aus? Vielleicht hatte Dr. Peuler entgegen Dr. Rosners Einschätzung doch mit einer von ihnen etwas gehabt, hatte Versprechungen gemacht und diese am Ende nicht eingehalten. Plötzlich fiel mir dieser Pfleger wieder ein, dieser Pfleger, der ebenfalls in Frage kam, wenn es um das Verschwinden der Medikamente ging. Ich mußte einen Moment überlegen, bis mir der Name wieder einfiel. Pfleger Stefan, so hieß er, der Knabe mit dem Zopf. Ich nahm den Zettel wieder aus der Schublade und notierte den Namen am Rand. Außerdem faßte ich meine weiteren Überlegungen in Worte. Freunde? Verwandte? Dann schrieb ich noch Krankenschwester? hinzu, zu guter Letzt auch noch Patient/Angehörige?
    Als es klopfte, stopfte ich das Blatt blitzschnell zurück in die Schublade. Ich schob sie gerade zu, als zwei ältere Damen hereinmarschierten.
    »Einen wunderschönen guten Tag«, jubilierte die eine, »wir sind vom Caritas-Besuchsdienst.«
    Caritas-Besuchsdienst.
    Hatte ich da etwas bestellt, ohne es zu wissen, oder kamen die Damen auch ohne Anfrage?
    »Zwei ganz neue Gesichter«, sagte die andere. Offensichtlich waren die beiden noch unentschlossen, wem sie sich zuerst zuwenden sollten. Ich wollte schon verzichtend die Hand heben, als Frau Peters plötzlich reagierte.
    »Helma?« sagte sie zögernd und sah eine der beiden Damen fragend an.
    Auch diese stutzte jetzt.
    »Achnes?«
    »Das gibt’s doch gar nicht.«
    »Daß wir uns unter diesen Umständen wiedersehen.«
    Ich wußte, daß das eine Gelegenheit war. Und Gelegenheiten waren da, um sie zu nutzen. Innerhalb von Zehntelsekunden stand ich in meinen

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