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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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jeden Fall die Daumen.«
    Dann schwang er seine Locken und verließ den Raum.
    Alexa war ziemlich in Gedanken, als sie die Stufen nach oben stapfte. So ganz einfach schienen die Peulers ja nicht zu sein. Wegen solch einer Lappalie so zu reagieren – das war schon übertrieben. Als Alexa im dritten Stock angekommen war, mußte sie erst eine Weile verschnaufen. Während sie sich ans Treppengeländer lehnte, sah sie durch die Glastür hindurch, daß ein ungleiches Pärchen in ihre Richtung steuerte. Eine energische Frau mit einer Ledermappe unterm Arm und ein junger Jeanstyp mit Baseballkappe auf. Als die beiden die Durchgangstür öffneten, erkannte Alexa den Mann. Jan Vedder. Sie kannte den Polizisten von einem Mordfall auf einem Bauernhof. Dann war die Dame an seiner Seite offensichtlich diese Hauptkommissarin. Alexa war gespannt, ob Vedder sie wiedererkennen würde, doch genau in dem Augenblick, als er sich hinter seiner Chefin durch die Tür gequetscht hatte, klingelte sein Handy. Marlene Oberste lief unbeirrt weiter die Treppe hinunter, Vedder nestelte in seiner Jackentasche herum, fingerte sein Telefon heraus und versuchte Schritt zu halten.
    »Ja«, raunte er endlich in den Hörer. Inzwischen war er an Alexa vorbei, ohne sie in irgendeiner Form zur Kenntnis genommen zu haben.
    »Nein!« Vedder, der inzwischen ein paar Stufen nach unten getapert war, blieb abrupt stehen.
    »Wo?« Der Tonfall ihres Mitarbeiters hatte auch Marlene Oberste alarmiert. Sie war schon fast im zweiten Stockwerk angekommen, hastete jetzt aber wieder ein paar Stufen herauf. Alexa konnte sehen, wie sie Vedder auffordernd anblickte.
    »Wir kommen sofort.« Vedder drückte einen Knopf. Offensichtlich war das Gespräch beendet.
    »Halten Sie sich fest!«
    Marlene Oberstes Blick besagte eindeutig, daß Vedders einleitende Kommentare überflüssig waren.
    »Eva Peuler ist vor einer halben Stunde überfahren worden, am Waldrand, da, wo sie immer walken geht. Der Fahrer hat Fahrerflucht begangen. Wenn Sie mich fragen, war das kein Unfall.«
    Dann hörte Alexa nur noch ein Rennen. Die beiden rasten das Treppenhaus hinunter. Im selben Augenblick spürte Alexa eine heftige Wehe.

33
    »Das sieht alles ziemlich böse für Wolkov aus!« Alexa saß inzwischen auf meinem Bett und hatte sich einigermaßen beruhigt. Erst hatte ich gedacht, daß das jetzt vielleicht der Beginn der Geburt war. Aber dann hatten Alexas Schmerzen nachgelassen – also doch nur ein paar Probewehen.
    »Obwohl mir nicht einleuchtet, warum dieser Mensch auch noch die Frau seines Chefs umbringen sollte. Peuler selbst, ja. Dafür hatte er ein Motiv, aber seine Frau? Das begreife ich einfach nicht.«
    »Er tickt aus. Er rächt sich am System.«
    »Am System?«
    »Wolkov hat zu Lübke gesagt, er habe immerzu arbeiten müssen. Vielleicht warf er Peuler vor, sich in der Zwischenzeit auf die faule Haut zu legen und im Schlaf das Geld zu scheffeln.«
    »Aber so einer ist Peuler doch überhaupt nicht«, warf Alexa ein. »Er hat sich eingesetzt, er hat für den Erhalt aller Abteilungen gekämpft, er hat Dienste geschoben. Das hat Benno dir doch alles erzählt.«
    »Ja, schon«, verteidigte ich mich. »Aber ich versuche doch nur, mich in diesen Wolkov hineinzuversetzen. Irgend etwas muß ihn doch treiben.«
    »Er war’s nicht.« Alexa verschränkte trotzig beide Arme vor der Brust. »Wenn du mich fragst – er war’s einfach nicht.«
    »Und wer war’s dann?«
    »Da steckt eine ganz andere Geschichte dahinter. Der Wolkov hätte niemals dieses Kreuz in seinen Chef hineingeritzt. Der hätte sich nach der Tat vom Acker gemacht, fertig. Aber der eigentliche Täter, der möchte uns etwas sagen. Der will sagen: Dieser Mann hat’s verdient, seht her, und diese Frau hat’s auch verdient, und zwar aus dem und dem Grund.«
    »Und was ist der und der Grund?«
    »Das weiß ich auch nicht genau. Aber es hat etwas mit Schneewittchen zu tun.«
    »Mit Schneewittchen?«
    »Die Idee ist mir schon gestern Abend gekommen, kurz nachdem du mir von der Locke erzählt hast. Aber eigentlich geisterte mir das Bild schon länger durch den Kopf, ohne daß ich es genauer hätte benennen können.«
    »Welches Bild? Das von Schneewittchen?«
    Alexa setzte sich jetzt aufrecht hin, um besser erklären zu können.
    »Weißt du noch, als du mir zum ersten Mal von dem Mord erzählt hast? Du hast den Tatort beschrieben und du hast gesagt, da sei ein rotes Kreuz auf weißem Untergrund gewesen, und das Opfer habe auf einem

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