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Krank für zwei

Krank für zwei

Titel: Krank für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Töchterchen, das war so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz, und wurde darum das Schneewittchen genannt.
    Alexa war sich sicher. Es war kein Zufall. Das rote Kreuz auf dem weißen Hintergrund, und dann noch der Schreibtisch aus schwarzem Holz. Genauso hatte Vincent es beschrieben und genauso hatte der Täter es inszeniert. Die Szene sollte an das Märchen erinnern, an Schneewittchen. Und jetzt noch die schwarzen Haare. Es war wichtig herauszufinden, von wem die Haare stammten. Dann hätte man den Täter gefaßt.
    Plötzlich fiel Alexa Dr. Wolkov wieder ein. Der Mann hatte sich hochgradig verdächtig gemacht. Offensichtlich war er morphinabhängig. Außerdem hatte er ein Motiv, seinen Chef aus dem Weg zu räumen. Aber wie kam er mit Schneewittchen zusammen? War das Haar von seiner Frau? Hatte Peuler doch nicht so monogam gelebt, sondern vielleicht etwas mit Wolkovs Frau gehabt? Gekannt hatte er sie sicherlich. Schließlich arbeitete sie im Krankenhaus, hatte Benno Vincent erzählt. Vielleicht war sie Schneewittchen?
    Auf einmal fühlte Alexa einen Schmerz im Bauch. Sie lehnte sich nach hinten und wartete einen Augenblick. Gleichzeitig versuchte sie, tief durchzuatmen. Das war eine Wehe, ganz klar. Also wollte er doch raus, der kleine Kerl. Das paßte ja großartig.
    +
    Er lag lange wach. Dabei wußte er, daß das nicht gut war. Man mußte ausgeschlafen sein, um optimal zu funktionieren. Es war wichtig, daß man ausgeschlafen war. Die Haare lagen parat, gut. Er würde sie wieder hinterlassen. Auch, wenn sie sie beim letzten Mal gar nicht gefunden hatten! Sie waren ja so dumm. Er hätte sich gewünscht, daß er es mit klügeren Leuten zu tun bekommen hätte. Diese Polizeileute verstanden rein gar nichts. Unwillig drehte er sich vom Rücken auf den Bauch und fühlte unter dem Kopfkissen nach. Dort lag sie. Die volle Locke ihres schwarzen Haares. Er hielt sie vor seine Nase und atmete genußvoll ein. Noch heute konnte er ihren Duft wahrnehmen. Den Duft seiner Prinzessin. Er würde nur ganz wenige Haare herausnehmen, dieses Mal. Damit die Locke nicht darunter litt. Vorsichtig steckte er sie wieder unter das Kopfkissen. Wo war er noch mal stehen geblieben? Ach ja, diese Polizeileute verstanden rein gar nichts. Wer weiß, ob sie diesmal etwas begreifen würden. Dabei war die Sache so genial. Die Art und Weise, wie er es tun würde, wäre selbst ein Zeichen. Unglaublich. Vor Aufregung konnte er plötzlich nicht mehr ruhig im Bett liegen. Er stand auf und ging quer durch sein Zimmer. Es war eine geniale Idee. Es war einfach eine geniale Idee. Schneewittchen wäre stolz auf ihn. Ganz bestimmt. Schneewittchen wäre stolz.

31
    Schon seit einer halben Stunde wartete ich auf Alexa. Sie wollte nach der Schwangerschaftsgymnastik kommen, hatte sie mir versprochen. Die war um halb drei und dauerte eine halbe Stunde. Jetzt war es halb vier, und Alexa war immer noch nicht da. Meine Unruhe wuchs. Alexa hatte gestern Abend Wehen gehabt, die sich aber nach einer guten Stunde wieder verzogen hatten. Wer weiß, was jetzt die Schwangerschaftsgymnastik bewirkt hatte. Alexa sah das viel lockerer – wenn er raus will, will er raus, mit Gymnastik oder ohne. Alexa dachte eben in tierärztlichen Kategorien. Wollte Kalb raus, kam Kalb raus. Wollte Walmutter zur Schwangerschaftsgymnastik, ging Walmutter eben zur Schwangerschaftsgymnastik. Egal, ob ich mir Sorgen machte. Ich blickte im Zimmer herum. Herr Peters war eben hinausgeschoben worden, zum Röntgen, glaubte ich. Es war furchtbar still im Zimmer. Just, als ich mich entschlossen hatte, Alexa zu suchen, klopfte es.
    Marlene Oberste. Sie kam allein.
    »Herr Jakobs, ich müßte noch mal kurz mit Ihnen sprechen.« Die Hauptkommissarin sah übernächtigt aus. Das wunderte mich nicht.
    »In Folge Ihrer gestrigen Mitteilung haben wir versucht, Dr. Wolkov aufzuspüren.«
    Die Ausdrucksweise sagte alles. Sie hatten den Kerl nicht gefunden.
    »Leider war er nicht zu Hause. Da er nach Aussagen seiner Frau ein paar Sachen zusammengepackt hat, müssen wir davon ausgehen, daß er sich auf der Flucht befindet. Sie wissen, was das bedeutet. Dr. Wolkov ist als Täter hochverdächtig.« Ich nickte, obwohl ich anderer Meinung war. Dr. Wolkov hatte Angst. Er hatte alles verloren. Vielleicht hatte er sich nur deshalb aus dem Staub gemacht.
    »Nun meine Frage: Sie haben das Gespräch zwischen Wolkov und Dr. Lübke gestern mit angehört. Ich will gar nicht wissen, wie es dazu

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