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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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Cherry, die den Toten kaum anschauen konnte. »Man kann das Gesicht nicht sehen ohne den …«
    »Die Tätowierungen lassen keinen anderen Schluss zu«, flüsterte Caudill. »Das muss der Sheriff sein.«
    Cherry forderte Spurensicherung und Sanitäter an und bat darum, ihr die besten Leute zu schicken in der Hoffnung, dass sie Licht in das Grauen bringen konnten, das Sheriff Roy Beale widerfahren war.
    »Wieso Sheriff Beale?«, fragte Caudill fassungslos. »Was hat er sich zuschulden kommen lassen?«
    »Vielleicht ging es darum, eine Autoritätsperson zu töten«, spekulierte ich. »Oder er stellte eine Bedrohung dar.«
    »Beale war doch keine Bedrohung«, meinte McCoy. »Wenn nur Beale den Täter gejagt hätte, hätte der die Hälfte aller Einwohner dieses Countys umbringen können, ohne dass Beale junior davon Notiz nahm.«
    »Beale junior ?«, hakte ich nach.
    »Ich dachte, Sie wüssten, dass sein Vater auch Sheriff war, Carson«, wunderte McCoy sich.
    »Ja, aber bisher habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht.« Ich wandte mich an Cherry. »Könnte der alte Beale von dem Camp gewusst haben?«
    »Mir sind ein paar üble Geschichten über Beales Daddy zu Ohren gekommen«, meinte Cherry, »aber jeder County Sheriff macht sich Feinde, die …«
    »Ich kannte den alten Beale«, unterbrach McCoy sie. »Wenn etwas Illegales vor sich ging, hat man ihn garantiert fürs Wegschauen bezahlt.«
    »War er wirklich so schlimm?«, fragte Cherry. »Davon haben Sie mir nie etwas erzählt.«
    »Der alte Beale ist schon lange tot und vergessen. Was bringt es, seinen Namen in den Dreck zu ziehen?«
    Irgendetwas nagte an mir. »Mooney Coggins hat davon gesprochen, Powers hätte behauptet, sie stände unter einem guten Stern«, meinte ich. »Könnte sie damit vielleicht gemeint haben, dass sie den alten Beale bestochen hat, damit er wegschaut?«
    McCoy rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Wenn sie ihm eine Menge Scheine geboten hat, wird er meiner Einschätzung nach so getan haben, als existiere dieser Teil des Countys nicht für ihn.«
    Vor diesem Hintergrund analysierte ich die Situation noch einmal neu. Ich näherte mich dem toten Beale und studierte seinen geschändeten Leichnam.
    »Wenn man nicht sehen will, was sich vor den eigenen Augen abspielt, wie nennt man das noch gleich?«, fragte ich in die Runde.
    Cherry warf einen kurzen Blick auf Beales Überreste, schloss die Augen und neigte den Kopf.
    »Dann steckt jemand den Kopf in den …« Sie konnte nicht weitersprechen.
    »Das trifft es doch«, meinte ich.

Kapitel 46
    Krenkler und ihre Truppe dachten anscheinend nicht im Traum daran, das ungehobelte Verhalten zu ändern, das sie uns gegenüber an den Tag legten. Wie Lakaien wurde uns befohlen, um welche Uhrzeit wir uns im Büro der Parkverwaltung einzufinden hatten. Leise vor sich hin fluchend nahm Cherry am Konferenztisch Platz und wartete auf das Erscheinen der Frau, die sie inzwischen nur noch die Wasserstoffperoxid-Königin nannte. Während Krenkler draußen vor der Hütte stand und mit zwei Handys gleichzeitig telefonierte, war ihr zubetonierter Haarschopf das Einzige, das sich nicht bewegte. Drei Agenten schwirrten um sie herum und versorgten sie mit Notizen, Kaffee und Kaugummi.
    Caudill, der einzige Vertreter vom Woslee County, gesellte sich zu uns, schien sich jedoch unwohl zu fühlen, denn er ließ sich auf einen Stuhl im hintersten Winkel fallen und vermied jeden Blickkontakt.
    »Heiliges Kanonenrohr«, schimpfte Krenkler, als sie den Raum betrat, und warf Cherry und mir anklagende Blicke zu, als wäre Beales Tod unsere Schuld, als wollten wir sie vor ihren Vorgesetzten blamieren, denen sie gerade erst verklickert hatte, dass der Fall endlich abgeschlossen sei. »Wie viele Irre laufen eigentlich frei herum in dieser gottverdammten Wildnis?«
    »Zumindest gibt es außer Bobby Lee Crayline noch einen«, konstatierte ich.
    Sie schob sich einen Streifen Kaugummi zwischen die blutroten Lippen und musterte mich grimmig. »Ryder, diesmal haben Sie wohl keinen anonymen Anruf erhalten, oder?«
    Dass sie jetzt wieder damit anfing, zeigte nur, wie besessen sie von diesem unwichtigen Detail war. »Ganz wie Sie wünschen, Agent Krenkler. Noch mal … ganz langsam zum Mitschreiben … Ich … habe … nie … einen …«
    »Das ist nicht witzig. Beantworten Sie jetzt endlich meine Frage.«
    In dem Moment hatte ich einen Geistesblitz. »Warten Sie mal«, sagte ich und starrte ihr in die Augen. »Sie enthalten

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