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Krank (German Edition)

Krank (German Edition)

Titel: Krank (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerley
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Charmeoffensive, weil du ihr an die Wäsche willst, Carson. Dich dürstet nach Aufmerksamkeit.«
    Sex und Liebe faszinierten meinen Bruder. Wann immer wir telefonierten, fragte er mich nach Frauen. Wenn ich erwähnte, dass ich vor kurzem mit einer Frau verabredet gewesen war, unterstellte er mir sofort Verliebtheit. Er hatte zahllose skurrile Theorien über Sex und Liebe auf Lager, die im Kern auf eine psychische Störung hinausliefen. Selbstverständlich hatte meine Psyche Schaden genommen und nicht seine.
    »Lass das, Jeremy. Ich bin an dieser Frau nicht interessiert.«
    »Du hast sie doch schon im Visier«, meinte er. »Die Auswirkungen deiner kaputten Kindheit manifestieren sich unter anderen in deiner Schüchternheit und spitzbübischen Art, was durchaus charmant ist und sehr anziehend auf deine jeweiligen Partnerinnen wirkt, Carson. Du gewinnst sie für dich, indem du das Richtige sagst und sensible Punkte offen ansprichst, und dann versteckst du dich in ihnen.«
    »Ich habe jetzt keinen Bock, mir deine alten Litaneien anzu…«
    Jeremy spielte das Unschuldslämmchen und senkte schüchtern den Blick. »Ich bin mir nicht ganz sicher, Ma’am« , sagte er ernst. »Aber vielleicht könnte ich später bei Ihnen daheim vorbeischauen und nach dem Rechten sehen. Wären Sie damit einverstanden?«
    Mir stockte der Atem. Es war meine Stimme, die da aus dem Mund meines Bruders drang. Es klang nicht wie eine Aufnahme, sondern als würde ich mich selbst belauschen, was gespenstisch war. Mein Bruder legte die Unschuldsmiene ab und grinste heimtückisch.
    »Und wenn du dann erst mal in Miss Cherry drinsteckst, Carson, fühlt du dich zumindest vorübergehend sicher und bildest dir ein, du hättest die Dinge im Griff. Vielleicht ist es ja sogar …«
    »Wir hatten gerade über dich gesprochen«, unterbrach ich ihn mit brüchiger Stimme. Mein Mund war staubtrocken.
    »Wir sind Brüder«, entgegnete er arglos. »Wir sollten mehr Zeit miteinander verbringen. Deshalb habe ich dir diesen Urlaub spendiert.«
    »Weißt du, was ich denke, Jeremy?«
    »Normalerweise schon, aber nur zu.«
    »Ich glaube, du hast über Funk Einzelheiten über den ersten Mord, den Tod von diesem Imbisskönig, erfahren. Und daraus hast du die Schlussfolgerung gezogen, dass es sich dabei um eine richtig üble Sache handelt und bald Heerscharen von Bullen auftauchen, die womöglich Neuankömmlinge unter die Lupe nehmen. Diese Vorstellung hat dir eine Heidenangst eingejagt, und dann kam dir die zündende Idee: Du brauchtest jemanden, der für dich Augen und Ohren offen hält.«
    »Du bist immer so argwöhnisch, Carson«, flötete Jeremy und schnippte einen Fussel von seinem Kragen. »Das kann einem gelegentlich schwer auf den Wecker gehen.«

Kapitel 13
    Ich kehrte in meine Hütte zurück und legte mich schlafen. Kurz nach Tagesanbruch ging ich mit Mix-up spazieren, stieg auf einen hohen Bergkamm hinter meiner Hütte, der einen Bogen beschrieb und mich bis zu Jeremys Heim führte. Das einsame und äußerlich bescheidene Haus hatte etwas von einem stillen Refugium im Wald. Ein Motorengeräusch hallte durch die Schlucht, und kurze Zeit später tauchte Cherrys Auto auf. Ich sprintete ihr hinterher, holte sie aber erst ein, als sie auf die Zufahrt von meiner Hütte bog.
    »Übernachten Sie neuerdings mit Ihrem Hund im Wald, Ryder?«, fragte sie, als wir aus dem Gebüsch gestürmt kamen. »Haben Sie Ihre animalische Ader entdeckt?«
    »Wir waren spazieren. Ist gestern, nachdem ich weggegangen bin, irgendetwas passiert?«
    »Beale hat das FBI um Unterstützung gebeten. Ein Team schließt gerade einen Fall in West Virginia ab und wird in spätestens zwei Tagen hier auf der Matte stehen. So ein toller Hecht wie Sie hat doch bestimmt schon mal mit dem FBI zusammengearbeitet, oder?«
    »Bei ein, zwei Gelegenheiten haben die mich richtig plattgemacht, aber ich hatte auch schon mit Agenten zu tun, die klug waren und kooperierten, anstatt den Obermacker raushängen zu lassen. Beim FBI weiß man nie, was man kriegt.«
    »Der leitende Agent soll ein Typ namens Bob Dray sein. Über ihn habe ich nur Gutes gehört. Dem Vernehmen nach ist er ein Profi, der auf die Beamten vor Ort hört. Ich habe vorhin mit ihm telefoniert, und er hat mir angeboten, ihn Bob zu nennen. Er stammt aus North Carolina und kennt sich mit dem Menschenschlag, der in den Bergen lebt, aus. Ich denke, wir werden gut miteinander klarkommen.«
    »Da können Sie sich glücklich schätzen. Gibt es sonst noch

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