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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Nachmittag, als das Unglück geschah, weil ich vom Feld ins Nachbardorf geschickt wurde, um für den Vater einen Brief abzugeben. Dort bin ich dir begegnet. Du hast die Ziegen gehütet.« Sie fasste an ihre eigenen dunklen Haare. »So ein Hexenrot, wie du es trägst, hat niemand sonst hier in der Gegend. Das vergisst man nicht so schnell.«
    Ich stand wie vom Donner gerührt und hörte, was die Schwester des Polizisten behauptete. Es konnte nicht stimmen. Die Froböss’sche hatte mir von jenem Tag geschildert, was nur derjenige wissen konnte, der alles mit eigenen Augen beobachtet hatte.
    »Du lügst!«, schrie die Froböss’sche und drängte sich durch die Menge zu ihr durch. »Ich habe keine Ziegen gehütet. Ich war auf dem Hof und habe gesehen, was geschehen ist.«
    »Das warst du nicht.« Eine weitere Stimme. Älter diesmal.
    Ich suchte die Frau in der Menge und erkannte Angerl. Neben ihr standen ihr Sohn und ihre beiden Töchter. Alle drei dem Mann neben ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Jakob, der ehemalige Knecht und heutige Herr auf dem Hof, den Angerl nach Gregors Tod weitergeführt hatte.
    »Du warst nicht dort. Ich hätte dich sonst gesehen.« Sie nickte mir zu. »Ich war selbst dort, bin vorbeigegangen am Tor. Ich habe gesehen, wie er gefallen ist, der Frobössbauer, und aufgeschlagen auf dem Stein. Wie Hilda und Agnes, die Bäuerin, sofort dazugekommen sind und ihm helfen wollten. Ich bin hingelaufen, habe mit angefasst, aber unsere Hilfe kam zu spät. Er war bereits tot.«
    Die Froböss’sche starrte Angerl mit offenem Mund an. Die Leute hatten einen Kreis um sie gebildet, einen Kessel wie bei der Wildschweinjagd. Misstrauisch beäugten sie die Frau, die in das Dorf gekommen war, um eine der ihren zu beschuldigen. Mir verschlug es die Sprache. Angerl log. Sie war nicht vorbeigegangen. Sie war nicht dazugekommen. Sie hatte nicht gesehen, was passiert war. Sie konnte nichts bezeugen. Ebenso wenig wie der Polizist und seine Schwester. Ich zitterte. Sie logen, um mich zu schützen. Angerl schenkte mir ein kurzes Lächeln. Niemand außer mir sollte es sehen.
    »Dann ist diese Sache wohl aus der Welt«, erklärte der Polizist laut. Der Pfarrer nickte, und in der Menge erhob sich zustimmendes Gemurmel. Die Froböss’sche tobte, bis der Polizist sie am Arm packte und wegführte. Ich ging langsam hinter den anderen her, setzte mich auf die Kirchenbank und schloss die Augen. Die Gebete, Lieder und Orgelklänge rauschten an meinen Ohren vorbei.
    Ich hatte meine Familie geschützt, schon lange Zeit bevor sie in Gefahr geraten war. Durch mein Tun, meine Hilfe, die ich anderen hatte zukommen lassen, als sie in größter Not waren. Heute hatten sie mir geholfen. Eine verschworene Gemeinschaft, die füreinander da war. In der jeder seine Aufgabe hatte. Seinen Teil beitragen musste.
    Mein Herz raste wieder. Ich fühlte mich leicht. Glücklich. Dunkelheit umfing mich. Ich hieß sie willkommen.

Hundspetersilie , Aethusa cynapium  – wächst auf Äckern, in Hausgärten und in Auen. Sie verursacht Brennen im Mund, bleiche Haut und kalten Schweiß. Die Pflanze ist für Menschen hochgiftig. Seh- und Bewusstseinsstörungen sowie Atemlähmung, die schließlich zum Tod führt.

Siebzehn
    Meine Absätze klackerten über den Asphalt, und für einen Moment hatte ich das Gefühl, in einer fremden Welt gelandet zu sein. Obwohl mein letzter Einsatz in diesem Aufzug weniger als zehn Tage her war, kam mir das alles sehr weit weg und ich mir wie eine Fehlbesetzung vor. Aber ich hatte mich gerüstet und das im Gepäck, dem er vermutlich nicht widerstehen konnte.
    Vor dem Eingang zu dem Gebäude, in dem Froböss’ Firmensitz untergebracht war, blieb ich stehen und sortierte Kleidung und Gedanken. Erst dann trat ich ein, durchquerte mit vorgetäuschter Lässigkeit den Eingangsbereich und betrat den Fahrstuhl. Die »Froböss Immobilien Holding« besetzte drei Knöpfe auf der Schalttafel. Kein kleiner Laden, den der Junge aus Kleinhaulmbach da auf die Beine gestellt hatte. Aber davon ließ ich mich nicht beeindrucken. Als Journalistin hatte ich schon mehr als eine Firma gesehen, deren Geschäft eine große Seifenblase und deren Handelsgüter eher Schall und Rauch waren. Fassadengold blendete mehr, als dass es glänzte.
    »Guten Tag. Ich bin Katharina Rübchen und möchte gern mit Herrn Froböss sprechen«, setzte ich die Empfangsdame über mein Anliegen in Kenntnis. Sie lächelte mich unverbindlich an und stellte die übliche

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