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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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aufseiten des vermeintlich Stärkeren kannte ich ebenfalls zur Genüge und versuchte immer, das den anderen auch wissen zu lassen. Zum Glück hatte mich schon ganz zu Beginn meiner Arbeit als Journalistin eine ältere Kollegin auf diesen Trick und einige andere Finten hingewiesen und mir so manches Interview gerettet. Ich entschied mich für Variante zwei.
    »Mit Milch, bitte«, hauchte ich und musste innerlich über meine Theatervorstellung grinsen. Bisher hatten wir uns an nonverbalen Machtkämpfchen abgearbeitet. Jetzt konnte es zur Sache gehen. Ich sah mich in Froböss’ Büro um. Bis auf ein großes abstraktes Gemälde leere Wände. Es irritierte mich, und ich sah genauer hin. Die Farbflächen verliefen ineinander, und es dauerte einige Sekunden, bis ich das Motiv erkannte. Ein gelber Kran über Hochhausdächern. Froböss ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich. Das Leder seines Stuhls knarrte. Er beugte sich vor, legte seine gefalteten Hände auf die bis auf einen kleinen Stapel Papiere komplett leere Tischplatte und nickte Elisa beiläufig zu.
    »Stellen Sie ihn einfach ab.« Kein Danke, kein Augenkontakt. Die Arme tat mir leid. Froböss fixierte mich. Er hatte sogar die gleiche Augenfarbe wie Alex. Wie konnte das sein? Ich konzentrierte mich.
    »Was kann ich –«
    »Ich bin hier, um –«, begannen wir beide gleichzeitig zu sprechen und brachen ab.
    »Ladies first.« Wieder das Siegerlächeln.
    »Ich bin hier, um mich mit Ihnen über ein Haus zu unterhalten, das ich geerbt habe«, sagte ich deutlich, aber so leise, dass er sich vorbeugen musste, um mich zu verstehen. Trick 237.
    »Das Ihrer Tante, Marion Rübchen, nicht wahr?« Ich nickte stumm. »Sie hat Ihnen das Gebäude vererbt?«
    »Ja.« Ich trank einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse betont langsam wieder auf den Unterteller. »So ist es.«
    »Ich hatte mehrfach Kontakt mit Ihrer Tante. Sie war«, er zögerte und drehte seinen Stuhl ein wenig, »sie hatte kein Interesse, über den Verkauf ihres Hauses mit mir zu verhandeln. Das machte die Durchführung meines Projektes nicht unbedingt einfacher. Aber vielleicht wendet sich das Blatt ja jetzt?« Er schenkte mir eine neue Variante seines Lächelns. Mehr vertraulich und von Herzen kommend.
    »Das kommt ganz darauf an.« Rechtes Bein über linkes Bein. Die Fußspitze wie eine Waffe nach oben gerichtet, leicht wippend. Hand in den Nacken und einmal in die Haare gegriffen.
    »Worauf?« Er sprang auf meine Flirtsignale an.
    »Auf das, was Sie mir erklären.«
    »Nicht auf das, was ich Ihnen biete für das Grundstück?«
    »Vielleicht.« Ich durfte es ihm nicht zu einfach machen. Immerhin wollte ich von ihm genau wissen, was er mit dem Dorf vorhatte. In seinen eigenen Worten. Wer weiß, vielleicht wussten auch die Damen nicht restlos alles.
    »Fünfhunderttausend Euro. Wie hört sich das an?«
    »Fünfhundert?« Den anderen hatte er eine Million Euro angeboten. Froböss war ein Pferdehändler. Erst mal nicht mit dem höchsten Preis rausrücken. »Als Verhandlungsbasis.«
    Ich betrachtete den abgebrochenen Absatz in meiner Hand und sagte nichts dazu.
    »Gut.« Er klatschte in die Hände und stand auf. »Kommen Sie, Frau Rübchen. Erst einmal geben wir Elisa Ihren Schuh. Sie soll sich etwas einfallen lassen. Ich kann Sie unmöglich so laufen lassen. Und dann zeige ich Ihnen etwas.« Er nahm den Absatz und hielt mir seine offene Handfläche hin. »Geben Sie mir den Schuh.«
    Ich zog den Pumps aus. Froböss bückte sich, hob ihn auf und brachte ihn zu seiner Sekretärin. Ich hörte ihn im Befehlston auf sie einreden. Von ihr hörte ich nichts.
    »Aber jetzt.« Strahlen. Seine Hand auf meinem Rücken. Er führte mich in einen Nebenraum. »Hier. So kann Kleinhaulmbach bald aussehen.« Er zeigte auf ein Modell, das auf einem niedrigen Tisch stand. Beim Näherkommen erkannte ich eine Miniaturversion des Dorfes, erweitert um einige neue Gebäude, die sich der Landschaft und dem Ortsbild zwar anpassten, den Charakter des Ortes aber deutlich veränderten.
    »Ich dachte, Sie planen ein Einkaufszentrum.« Ich blieb irritiert vor dem Modell stehen und beugte mich darüber. Damit hatte er mich wirklich überrascht.
    »Das ist ein Einkaufszentrum, Frau Rübchen. Aber eines, das aus dem üblichen Rahmen fällt.« Er ging um das Modell herum und zeigte auf einzelne Gebäude. »Die Neubauten fügen sich in den Bestand ein. Die einzelnen Häuser werden im Inneren umgebaut und in Ladenlokale verwandelt. Die

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