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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Terminfrage. Ich verneinte.
    »Dann wird es leider nicht möglich sein.«
    »Bitte sagen Sie Herrn Froböss, dass ich mit ihm über mein Haus in Kleinhaulmbach reden möchte.«
    »Herr Froböss ist in einer Arbeitssitzung.« Sie griff nach ihrer Tastatur und brachte ihre Finger in Startposition.
    »Es geht um das Einkaufsdorf-Projekt. Ich denke, dass er nicht erfreut sein wird, wenn er erfährt, dass Sie mich abgewimmelt haben.« Ich räusperte mich. »Aber gut. Verkaufe ich mein Grundstück eben an jemand anderes.« Ich wandte mich ab und ging langsam auf die Tür zu. Eine letzte Chance, mich zurückzuhalten, wollte ich ihr noch geben.
    Hinter mir hörte ich das Klappern des Computers. Gut. Versuch gescheitert.
    Mit dem Fahrstuhl fuhr ich wieder nach unten. Vielleicht konnte ich ihm eine Mail schreiben und um einen Termin bitten? Das würde zwar länger dauern, und ich müsste mich ein weiteres Mal aufbrezeln und in die Stadt fahren, es wäre aber vermutlich erfolgversprechender als so eine Spontanaktion. Ich hätte es besser wissen müssen. Wütend trat ich nach einem Steinchen. Es knackte, und mein Schuhabsatz verabschiedete sich.
    »Frau Rübchen?« Ich blieb stehen. »Frau Rübchen?« Heftiges Klackern hinter mir auf dem Bürgersteig. Dann, etwas atemlos, die Stimme der Sekretärin. »Herr Froböss möchte Sie gern empfangen. Wenn Sie noch Zeit haben, wäre es sehr freundlich.« Die unterschwellige Arroganz war komplett aus ihrem Blick gewichen. Höchstwahrscheinlich hatte sie Froböss Bescheid gesagt, sobald ich aus der Tür war, weil sie es doch mit der Angst zu tun bekommen hatte, etwas falsch gemacht zu haben.
    Ich bückte mich, hob den abgebrochenen Absatz auf und hielt ihn ihr unter die Nase.
    »Oh. Wie ärgerlich. Ich habe Kleber oben.« Sie lächelte. »Passiert mir auch öfter.« Sie trat einen Schritt zur Seite und überließ mir den Vortritt. »Bitte, Frau Rübchen.«
    Der Mann, der mir schon im Flur entgegenkam, konnte unmöglich Froböss sein. Ich hatte zwar vorher kein Bild von ihm gesehen, aber so hatte ich ihn mir definitiv nicht vorgestellt. Ein feistes und hochrotes Gesicht hinter dampfender Zigarre hätte eher zu meiner Vorstellung von einem Immobilienhai gepasst, der er in meinen Augen war. Vor mir stand jetzt eine ältere Ausgabe von Alex.
    »Frau Rübchen«, begrüßte er mich und stellte sich selbst vor. »Ich bin Joachim Froböss.« Er reichte mir seine Hand. Fester Händedruck. Nicht unangenehm. Seine Ähnlichkeit mit meinem Liebhaber irritierte mich. Die jungenhaften und frechen Züge, die ich an Alex so sympathisch fand, hatten sich bei Joachim Froböss in eine gesetzte Seriosität gewandelt. Graue Schläfen. Maßanzug. Ein Topmanager im besten Alter. Er war ein Stück größer als Alex, dafür brachte er aber ein paar, wenn auch nicht zu viele Kilos mehr auf die Waage. »Kommen Sie doch erst einmal hinein in die gute Stube.« Er strahlte mich an und wies mit der einen Hand in Richtung seines Büros, die andere legte er andeutungsweise auf meinen Rücken. »Darf Elisa Ihnen einen Kaffee bringen?« Er schoss einen Blick in Richtung der Sekretärin ab, der mir eine Ahnung gab, dass er in den letzten Minuten nicht so zuvorkommend zu ihr wie jetzt zu mir gewesen war.
    Zumindest das mit dem Qualm stimmte. Sein Büro glich einer Räucherbude. Allerdings keine Zigarren, sondern Zigaretten, und die in großer Menge, wie ich aus dem überquellenden Aschenbecher schließen konnte. Die große Nichtraucherkampagne war an ihm wohl spurlos vorübergegangen. Froböss bemerkte meinen Blick.
    »Diese ständigen Bevormundungsversuche der Regierung und diverser Moralapostel sind für meine Gesundheit schädlicher als das Nikotin, das können Sie mir glauben. Mir wird mit Sicherheit niemand vorbeten, was ich zu tun und zu lassen habe. Auch mein Arzt nicht, obwohl er ständig mein angeblich geschädigtes Herz ins Feld führt und mir die schrecklichsten Szenarien für meine Zukunft ausmalt.« Er lachte, wies auf einen Stuhl und hielt mir seine Zigarettenschachtel hin. »Darf ich Ihnen eine anbieten?«
    »Nein danke.« Ich nahm auf dem Sessel Platz. Kurz überlegte ich, wie ich mich hinsetzen sollte. Ganz vorn auf die Kante, die Knie eng zusammengepresst, ladylike verkrampft, dafür aber mit dem Vorteil, mich mit meinem Gesprächsgegner auf Augenhöhe zu befinden? Oder hinten angelehnt, die Beine übereinandergeschlagen und Souveränität signalisierend? Spielchen wie das mit der erhöhten Sitzposition

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