Kreativ fotografieren
Licht den Weg durch das Rohr bis zum Sensor findet, damit er die Belichtung korrekt berechnen kann – ganz egal, wie lang das Rohr ist und um welches Objektiv es sich handelt. 1 Damit das möglich ist, hat man sich ein System ausgedacht, bei dem sich die Blendenöffnung auf die Länge des Objektivs bezieht. 2 ƒ 1:1.0 bedeutet demnach, dass die Blendenöffnung genau so breit ist, wie das Objektiv lang. Es ist die Formel für: Brennweite ƒ steht zur Blendenöffnung im Verhältnis 1:1. 3
Bei ƒ 1:2.0 ist das Verhältnis Brennweite zu Blendenöffnung 1:2 (Abb. 3.40). Bei Blende ƒ 1:4.0 ist das Verhältnis 1:4 (Abb. 3.41), bei ƒ 1:8.0 ist es 1:8 (Abb. 3.42).
Blendenzahl | Die Blendenzahl ist also nichts anderes als ein Bruch, in dem die Blendenöffnung in ein Verhältnis zur Brennweite gesetzt wird. Schreibweisen dafür gibt es verschiedene. Ich schreibe in der Regel ƒ 2.0, ƒ 4.0 und so weiter. Ich lasse also einfach ›1:‹ weg.
Andere Schreibweisen sind ƒ 1/2.0 oder ƒ 1/2. Statt des › ƒ ‹ wird oft auch ein ›F‹ geschrieben, also F 2.0 oder F 2. Manchmal sieht man auch ein kleines ›ƒ‹. Anstatt des englischen ‘Period’ kann man auch ein deutsches Komma schreiben, also ƒ 2,0. Viele schreiben das ƒ , F oder f auch gar nicht, sondern einfach ›Blende 2‹ oder ›Blende 2.0‹. Und das sind noch lange nicht alle Varianten, die im Umlauf sind.
Blendenschritte | Die Blendenwerte bilden eine eigenartige Zahlenreihe. Die Zahlenreihe der ganzen Blendenschritte lautet 1.4, 2.0, 2.8, 4.0, 5.6, 8.0 und so weiter. Sieht man sich diese Zahlenreihe genauer an, fällt vielleicht auf, dass 2 und 4 und 8 darin vorkommen. Das ist also jeweils eine Verdoppelung. Ebenso sind 1.4 und 2.8 und 5.6 jeweils eine Verdoppelung. Mit diesem Hintergrundwissen kann man sich die Zahlenreihe der ganzen Blendenschritte relativ einfach merken, beziehungsweise sie relativ leicht hochrechnen, wenn man sich nur 1.4 und 2 merkt.
Abb. 3.40 | ƒ 2.0
Abb. 3.41 | ƒ 4.0
Abb. 3.42 | ƒ 8.0
Abb. 3.43 | Zahlenreihe der ganzen Blendenschritte
Halbieren und Verdoppeln der Lichtmenge | Ein Blendenschritt zum nächsten halbiert beziehungsweise verdoppelt die Lichtmenge. 1 Das heißt, wenn ich die Blendenöffnung von ƒ 2.8 auf ƒ 2.0 öffne, erreicht den Sensor die doppelte Menge Licht. Schließe ich hingegen die Blende von ƒ 2.8 auf ƒ 4.0, dann halbiert sich die Menge Licht, die passieren kann, und die Belichtung fällt um die Hälfte dunkler aus. 2
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Drittelschritte | Vielleicht ist Ihnen bei meinen Ausführungen eingefallen, dass Sie an Ihrer Kamera bereits andere Werte gesehen haben, als die in der voran gegangenen Tabelle. Oder Sie besitzen ein Objektiv mit einer Lichtstärke von ƒ 1.8. Die ganzen Blendenschritte stellen natürlich kein Naturgesetz dar, das keine anderen Öffnungen erlaubt als genau diese Brüche. Im Grunde ließe sich die Blende auch stufenlos öffnen und schließen. Die ganzen Blendenschritte repräsentieren lediglich die Halbierung und Verdoppelung der Lichtmenge. Die meisten Kameras erlauben es aber auch, die Blende in Halb- oder Drittelschritten zu öffnen und zu schließen.
Einfache Merksätze | Wie auch immer die Zahlen für den Blendenwert aussehen, für den Fotografen ist im Zusammenhang mit den Blendenzahlen vor allem eines wichtig:
Kleine Blendenzahl
= kleine Blende
= große Blendenöffnung
(Abb. 3.44);
Große Blendenzahl
= große Blende
= kleine Blendenöffnung
(Abb. 3.45).
Abb. 3.44 | Kleine Blendenzahl
Abb. 3.45 | Große Blendenzahl
Große und kleine Blenden
Sie wissen nun also, worauf sich die Blendenwerte beziehen und dass kleine Zahlen für große Öffnungen und große Zahlen für kleine Öffnungen stehen. 1 Im fotografischen Jargon ist es üblich, eine große Blendenöffnung als große Blende zu bezeichnen. Der Fotograf sagt »nimm da am besten eine große Blende« und meint damit »du solltest eine offene Blende einsetzen«. Doch wenn Sie einen Blick auf Abbildung 3.44 werfen, dann sehen Sie, dass die Blende 2 klein sein muss, wenn die Blendenöffnung groß sein soll.
Tatsächlich ist der Begriff ›Blende‹, wenn er so wie eben beschrieben benutzt wird, eine Abkürzung für ›Blendenöffnung‹. »Nimm da eine kleine Blende« heißt also genau genommen »nimm da eine kleine Blendenöffnung« und »nimm dort eine große Blende« bedeutet »nimm eine große Blendenöffnung«. Kein Wunder, dass sich der Einsteiger da schwer tut,
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