Kreativ fotografieren

Blenden und Blendenzahlen zu verstehen.
    Einfache Merksätze | Schrecklich kompliziert, nicht? Glücklicher Weise braucht man das nicht auswendig runter beten zu können, um bessere Fotos zu machen. Wichtig ist, was sich daraus ableiten lässt:
    Ein ganzer Blendenschritt verdoppelt beziehungsweise halbiert die Lichtmenge.
    Eine kleinere Blendenzahl vergrößert die Blendenöffnung (Abb. 3.44), eine größere Blendenzahl schließt die Blendenöffnung (Abb. 3.45).
    Noch wichtiger für die praktische Fotografie sind zum Einen diese Merksätze zur Belichtung :
    Kleinere Blendenzahl
= kürzere Belichtungszeit;
    Größere Blendenzahl
= längere Belichtungszeit.
    Und zum Anderen diese Merksätze zur Schärfentiefe :
    Kleinere Blendenzahl
= geringere Schärfentiefe;
    Größere Blendenzahl
= größere Schärfentiefe.
    So klingt das doch gar nicht mehr so kompliziert, oder?
    1 Die Berechnung kann heute von der Kameraelektronik ausgeführt werden. Sie müssen also vor dem Fotografieren nicht mit Formeln jonglieren.
    2 Hätte man den Objektivdurchmesser oder den Blendendurchmesser zur Angabe des Blendenwertes definiert, würde das nichts über die Auswirkung auf die Belichtung bei verschieden langen Brennweiten aussagen.
    3 Brennweite ƒ 1:1.0 ist ein theoretischer Wert. Lichtstarke Objektive erlauben selten eine größere Blendenöffnung als ƒ 1:1.4 oder ƒ 1:1.8.
    1 Für alle, die es genau wissen wollen: Der Faktor zur Halbierung beziehungsweise Verdoppelung der Lichtmenge, ist √2(≈1,41). Daraus ergibt sich die (jeweils gerundete) Zahlenreihe: 1 × √2 ≈ 1,4; 1,4 × √2 ≈ 2,0; 2,0 × √2 ≈ 2,8; 2,8 × √2 ≈ 4,0; 4,0 × √2 ≈ 5,6 und so weiter.
    2 Blendenöffnung ƒ 2.0 = ½ (Blende istoffen); Blendenöffnung ƒ 2.8 = ½,8 ≈(Blende istoffen); Blendenöffnung ƒ 4.0 = ¼ (Blende ist ¼ offen).
    1 Groß ist klein und klein ist groß – ich werde mich nie daran gewöhnen!
    2 Die Blende besteht aus den Lamellen, die sich zurück ziehen, um die Öffnung zu vergrößern.

Offenblende
    Die maximale Blendenöffnung unterscheidet sich von Objektiv zu Objektiv. Bezeichnet wird die größtmögliche Öffnung als ›Offenblende‹. Je größer die Offenblende eines Objektivs, desto geringer kann der Fotograf die Schärfentiefe einstellen und gestalten, und desto weniger Licht ist notwendig, um unverwackelt fotografierenzu können. Da man mit Objektiven mit großer Offenblende auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen noch sicher fotografieren kann, bezeichnet man sie als lichtstark . Wie so oft, wenn etwas schön, gut und praktisch ist, haben lichtstarke Objektive leider auch ihren Preis, der mit unter recht schmerzhaft ausfallen kann. Allerdings haben gute Objektive großen Einfluss, wenn man nach maximaler Abbildungsqualität bis ins letzte Detail strebt – mehr als die Kamera!
    Detailschärfe und Blendenöffnung | Über qualitative Probleme bei Objektiven habe ich bereits berichtet. Es gibt zwei Eigenschaften, die bei der Schärfewirkung, die mit einem Objektiv zu erreichen ist, zusammen spielen: Das ist zum Einen natürlich die Schärfe an sich, zum Anderen aber auch der Kontrast.
    Kontrast | Kontrast bezeichnet, wie ausgeprägt der Unterschied zwischen hellen und dunklen Bereichen ausfällt. Wenn Sie die oberen zwei Abbildungen miteinander vergleichen, werden Sie feststellen, dass der Unterschied zwischen schwarz und weiß in Abbildung 3.54 deutlicher ist als in Abbildung 3.53. Abbildung 3.54 hat mehr Kontrast.
    Schärfe im Detail | Weder Schärfe noch Kontrast sind bei einem Objektiv an allen Stellen und bei jeder Einstellung gleich gut. Meistens erreicht es maximale Detailschärfe im Zentrum und lässt zum Rand und den Ecken hin nach. Zoomobjektive erreichen nicht über den gesamten Brennweitenbereich, den sie abdecken, maximale Schärfe. Und die Blende hat auch ein Wörtchen mitzureden. Maximale Schärfe ist in der Regel im mittleren Blendenbereich zu erwarten, also bei Blende ƒ 5.6 bis ƒ 8.0. Hochwertigere Objektive decken dabei einen breiteren Blendenbereich mit guter Schärfe ab als preiswerte.
    Abbildung 3.53 und 3.54 sind mit einem preiswerten 50mm Objektiv mit Lichtstärke ƒ 1.8 aufgenommen worden. 1 Bei Blende ƒ 1.8 (Abb. 3.53) ist die Abbildungsqualität kontrastarm und unscharf. Bei Blende ƒ 8.0 hingegen sind Schärfe und Kontrast exzellent.
    Abbildung 3.55 und 3.56 sind mit einem ungleich teureren Objektiv mit 50mm und Lichtstärke ƒ 1.4 aufgenommen worden. Bei Offenblende (Abb.3.55) bildet