Kreativ fotografieren
auch dieses matschig und unscharf ab. Doch bereits durch Abblenden um zwei Blendenschritte auf Blende ƒ 2.8 ist die Qualität so perfekt wie beim preiswerteren Objektiv bei Blende ƒ 8.0, wo fast fünf Blendenschritte abgeblendet werden mussten, um maximale Detailschärfe zu erreichen.
Abb. 3.53 | 50mm ƒ 1.8 bei ƒ 1.8
Abb. 3.54 | 50mm ƒ 1.8 bei ƒ 8
Abb. 3.55 | 50mm ƒ 1.4 bei ƒ 1.4
Abb. 3.56 | 50mm ƒ 1.4 bei ƒ 2.8
Durchgehende Lichtstärke | ›Lichtstärke‹ bezeichnet die größtmögliche Blendenöffnung eines Objektivs. Je größer die maximale Blendenöffnung, desto weniger Licht ist zum Fotografieren erforderlich. Außerdem erlauben lichtstarke Objektive mehr Spielraum bei der Gestaltung der Schärfentiefe. Leider hat Lichtstärke auch ihren Preis.
Bei Zoomobjektiven variiert die Lichtstärke meist über den Brennweitenbereich. Beim Objektiv in Abbildung 3.57 können wir ablesen, dass es einen Brennweitenbereich von 18–135mm hat. Die Lichtstärke ist ƒ 3.5– ƒ 5.6. Das heißt, am kurzen Ende der Brennweite steht eine Lichtstärke von ƒ 3.5 zur Verfügung, am langen Ende ƒ 5.6. Das ist eine dumme Sache, denn mehr Lichtstärke für kürzere Belichtungszeiten benötigt man am langen Ende der Brennweite dringender als am kurzen (siehe auch ›Ohne Verwackeln fotografieren‹ auf Seite 164).
Abb. 3.57 | © Pentax Imaging S. GmbH
Alternativen sind Zoomobjektive mit durchgehender Lichtstärke. Diese sind über den gesamten Brennweitenbereich hinweg konstant lichtstark – zum Beispiel durchgehend ƒ 2.8. 1 Allerdings sind wir dann wieder bei der Preisfrage.
Was sich im Übrigen noch am Objektiv ablesen lassen sollte, ist der Filterdurchmesser– das sei aber hier nur am Rande erwähnt. Die restlichen kryptischen Abkürzungen, die sich auf vielen Objektiven befinden, sind Produktbezeichnungen, die sich zum Beispiel auf die Qualität der verwendeten Gläser beziehen, auf die Art der Fokussierung, ob das Objektiv für Kleinbild oder kleinere Sensoren geeignet ist, oder ob es Bildstabilisierung unterstützt.
Schärfe in Pixel zählen | Wie Praxis-relevant ist nun die Detailschärfe von Objektiven bei verschiedenen Brennweiten- und Blendeneinstellungen? Wenn Sie professioneller Fotograf sind und Produktfotos und Image-Bilder für die Industrie und Werbebranche erstellen, dann ist höchst mögliche Qualität ins letzte Detail Pflicht. Ansonsten sollte man die Suppe nicht so heiß löffeln, wie sie gekocht wird. Ansprechende und bemerkenswerte Bilder bestehen zu sechzig Prozent aus einem guten Motiv, zu dreißig Prozent aus guter Gestaltung (Perspektive, Schärfe, Belichtung, Komposition) und zuzehn Prozent aus technischer Qualität und Schärfe. Zwar gibt es die so genannten Pixelzähler, die die Resultate jedes Objektivs in der 1:1-Ansicht in Photoshop bis in die letzte Kante und ins letzte Eck auf Schwächen in der Detailschärfe untersuchen und dabei tatsächlich die Pixel der Unschärfe zählen. 1 Aber mit kreativer Fotografie an sich hat das bestenfalls am äußersten Rand zu tun.
Mir kommt eine solche Herangehensweise an die Fotografie ein bisschen vor, wie bei audiophilen Menschen, die sich Tonträger nicht deshalb kaufen, weil ihnen die Musik darauf gefällt, sondern weil sie die Qualität ihrer Sound-Systeme optimal zur Geltung bringen. Für meinen Geschmack ist es oft gerade die räudige, und fern von akustischer und tontechnischer Perfektion aufgenommene, Musik, die am schönsten anzuhören ist, wenn sie mit viel Gefühl gespielt worden ist. Umgekehrt weiß ich um Aufnahmen, an denen Musiker Monate und Jahre lang gefeilt haben, und deren klinische Perfektion beim Hörer als höchstes Gefühl einen Gähnimpuls auslöt.
Abb. 3.58 | Offenblende
Abb. 3.59 | Eingestellte Blende
Schärfentiefe im Sucher prüfen
Das Autofokus-System einer Kamera arbeitet am schnellsten und zuverlässigsten, wenn es den Bereich, auf den es scharf stellen soll, ausreichend hell sieht . Schließt der Fotograf die Blende – beispielsweise, um eine größere Schärfentiefe zu erreichen – dann würde das Bild nicht nur für den Sensor, sondern auch für das AF -Messsystem dunkler. So könnte es leicht passieren, dass das System bei Blende ƒ 8.0, ƒ 11 oder ƒ 22 den zu fokussierenden Bereich nicht mehr ausreichend hell erkennt, um scharf stellen zu können.
Um das zu verhindern, steht die Blende generell in der Stellung Offenblende (zum Beispiel wie in Abb. 3.58), egal welche Einstellung Sie an der
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