Kreativ fotografieren
für Landschaften, Ortsansichten, Straßenzüge, Räume und Architektur und bei allem, wo ein tiefes Feld detailliert abgebildet werden soll, in der Regel eine hohe Schärfentiefe bevorzugt. Kurze Schärfentiefe hingegen eignet sich zum Freistellen einzelner Objekte und vor allem zum Ablichten von Personen. Allerdings darf es bei Letzterem nicht generell heißen, je kürzer die Schärfentiefe, umso besser. Mit lichtstarken Objektiven gerät bei Offenblende ƒ 2.8, ƒ 1.8 oder ƒ 1.4 die Schärfentiefe teilweise extrem kurz, vor allem, wenn man auch noch eine etwas längere Brennweite einsetzt. Das wird in erster Linie problematisch, wenn man zum Beispiel Leute ablichten möchte, die hintereinander stehen. In so einer Situation will die Schärfentiefe wohl dosiert sein, damit zwar einerseits der Hintergrund unscharf ausfällt, aber die Unschärfe nicht schon bei der hinteren Person beginnt.
Für Abbildung 3.94 kam ein 75mm-Objektiv bei Blende ƒ 1.8 zum Einsatz. Fokussiert wurde auf die Augen des vorderen Modells. Auf Grund von gewählter Einstellung und Distanz dürfte die Schärfentiefe bei etwa fünf Zentimetern liegen. Kein Wunder also, dass die Person hinten deutlich unscharf auf dem Bild gelandet ist.
Für Abbildung 3.95 habe ich die Blende auf ƒ 8.0 gestellt. Das hat eine Schärfentiefe von etwa zwanzig Zentimetern ergeben, was ausreichend ist, die Augen der vorderen und der hinteren Person scharf aufs Bild zu bekommen.
Die Schärfentiefe, die sich aus der Kombination Sensorformat, Brennweite, Distanz und Blende ergibt, lässt sich berechnen. Im Internet finden sich sowohl Tabellen zum Ausdrucken, als auch Programme, die die Berechnung nach Eingabe der Daten ausführen. Noch besser sind Programme für Smart Phones. Damit kann man auch unterwegs immer und jederzeit Schärfentiefen-Berechnungen ausführen. Glauben Sie aber nicht, dass ich vor jedem Bild mit einem solchen Programm die Schärfentiefe berechne. Das kommt sogar äußerst selten vor. Allerdings hat das Herumspielen und Experimentieren damit einen großen Lerneffekt, und die Kosten für eine solche App liegen oft im Bereich von ein paar Cents.
Einfrieren und Bewegungsunschärfe
Unschärfe in Fotos kann verschiedene Ursachen haben. Zunächst einmal spielt das verwendete Objektiv eine Rolle. Hochwertige Profiobjektive bilden Motive meist über den gesamten Bildbereich sehr scharf ab. Preiswerte Optiken hingegen erreichen meist in keinemBereich die Detailschärfe ihrer teuren Verwandten. Sie können je nach Brennweite und Blende in unterschiedlichen Bildbereichen mehr oder weniger unscharfe Resultate liefern (siehe auch ›Schärfe im Detail‹ auf Seite 101).
Abb. 3.94 | Zu kurze Schärfentiefe
Abb. 3.95 | Ausreichende Schärfentiefe
Dann kann Unschärfe natürlich auch durch schlichte Fehlfokussierung auf das Bild kommen, wenn zum Beispiel zu weit vorne oder zu weit hinten scharf gestellt wurde. Unschärfe kann aber auch bewusst eingesetzt werden, um mit kurzer Schärfentiefe ein Motiv vor dem Hintergrund freizustellen.
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Darüber hinaus ist Bewegung ein Faktor unscharfer Abbildung. Diese Unschärfe hat im Wesentlichen zwei Ursachen: Entweder die Kamera bewegt sich – zum Beispiel weil sie unruhig gehalten wird – oder das Motiv bewegt sich. Unschärfe, die durch Vibration, Zittern oder Erschütterung der Kamera zustande kommt, erzeugt verwackelte Bilder und ist in der Regel unerwünscht. Unschärfe, die durch Bewegung des Motivs zustande kommt, bezeichnet man als Bewegungsunschärfe . Bewegungsunschärfe ist ein gutes Mittel, um Aufnahmen mehr Dynamik und Lebendigkeit zu verleihen.
Abb. 3.96 | Bewegung eingefroren
Abb. 3.97 | Belichtung zu lang, Bewegung verwischt
Einfrieren
Das normale Ziel beim Fotografieren ist das Einfrieren des Motivs. Vom Standpunkt der technischen Umsetzung sollen Fotos vor allem scharf sein. Unschärfen sind unerwünscht. Während die Landung der Möwe im Wasser mitSekunde eingefroren wurde (Abb. 3.96), war die Belichtungszeit von 1/200 Sekunde für den Sprung der Katze zu lang, und Beine und Schwanz sind verwischt auf dem Foto gelandet (Abb. 3.97).
Unbewegte Objekte, wie Steine, Gebäude oder Felsen, werden natürlich immer eingefroren abgebildet (sofern sich nicht der Fotograf während der Aufnahme bewegt hat, weil er zum Beispiel aus dem fahrenden Auto oder Zug heraus fotografiert hat). Was sich hingegen bewegt, wird in
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