Kreativ fotografieren
Bewegungsunschärfe abgelichtet, wenn die Belichtungszeit so lange ist, dass das Objekt innerhalb der Zeit die Position verändert.
Möchten Sie einen Sportler beim Laufen ablichten, einen rennenden Hund, ein galoppierendes Pferd oder einen rasenden Sportwagen, dann muss die Belichtungszeit kurz gehalten werden, um die Bewegung einfrieren zu können. Je schneller die Bewegung, desto kürzer muss die Belichtungszeit sein, um jedes Detail gestochen scharf zu erwischen.
Träge dahin ziehende Wolken lassen sich auch mit einer Belichtung von einer Sekunde einfrieren. Bei einem vorüber fahrenden Auto wäre das selbstverständlich viel zu lang. Für herum tollende Hunde magSekunde kurz genug sein. Für einen Rennfahrer im Auto oder Motorrad kannSekunde bereits zu lang sein. Zwar liegt man mitSekunde bei den meisten Motiven auf der sicheren Seite; doch für einen vorbei zischenden Falken oder, um den Flügelschlag eines Kolibris einfangen zu können, darf es ruhig noch kürzer sein.
Beim Gros der Aufnahmen wird wohl das Einfrieren von Bewegungen das Ziel sein. Allerdings wirken Aufnahmen bewegter Motive, die zu völliger Schärfe erstarrt sind, oft eigentümlich unbewegt, und zuweilen lässt sich gar nicht erkennen, ob ein Objekt während der Aufnahme in Bewegung gewesen oder still gestanden ist.
Bewegungsunschärfe
Bewegungsunschärfe macht Bewegung sichtbar und gibt Bildern eine Dynamik, die durch schlichtes Einfrieren nicht zu erreichen wäre. So kann man zum Beispiel mit einer Belichtungszeit von mehreren Sekunden selbst das Ziehen der Wolken in eine fließende Bewegung verwandeln.
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Belichtungszeit
Abb. 3.98 | Die Bewegung der Wolken, verwischt durch lange Belichtungszeit
Abb. 3.99 | Wenig Speed
Abb. 3.100 | Viel Speed
Abb. 3.101 | Fließendes Wasser mit DSLR …
Abb. 3.102 | … und mit Kompaktkamera
Die Aufnahme in Abbildung 3.98 entstand mit Stativ und einer Belichtungszeit von 30 Sekunden. Die Bewegung des Wassers ist durch die lange Belichtung zu einer glatten, beinahe nebligen Fläche verschmolzen. Das Ziehen der Wolken hat zu Bewegungsunschärfe geführt.
Möchte man dynamische Bewegung vermitteln, ist Bewegungsunschärfe das beste Mittel zum Zweck. Ein schönes Beispiel ist die Aufnahme des Roadsters in der Kurve (Abb. 3.99). Diese Aufnahme habe ich mit einem Teleobjektiv vom Beifahrersitz eines vorweg fahrenden Cabrios gemacht. Das abgebildete Fahrzeug hat die Kurve zügig genommen. Doch im Bild ist diese Bewegung kaum zu spüren. Würden nicht die leichte Neigung des Fahrzeugs und die Körperhaltung der Fahrerin darauf hindeuten, dass hier Fliehkräfte im Spiel sind, könnte man auf den ersten Blick fast glauben, das Auto stünde in der Kurve. Die gewählte Belichtungszeit hat zwar geholfen den Roadster scharf einzufangen; doch der Eindruck dynamischer Bewegung ist dabei auf der Strecke geblieben. Eine längere Belichtungszeit hätte zwar zu mehr verwackelten Resultaten geführt; doch bei genügend Aufnahmen wären wohl auch ausreichend Resultate zu erreichen gewesen, bei denen der Wagen scharf, der Hintergrund und die Rotation der Räder jedoch mit einer deutlichen Unschärfe auf das Bild gekommen wären.
Um den Unterschied zu verdeutlichen, habe ich in der Nachbearbeitung in Adobe Photoshop den Hintergrund mit einer Bewegungsunschärfe versehen (Abb. 3.100). Nun wirkt das Ergebnis dynamisch, und der Speed, mit dem die Kurve genommen worden ist, ist für den Betrachter spürbar.
Bewegungsunschärfe und Belichtungszeit
Ein klassisches Motiv für bewusst eingesetzte Bewegungsunschärfe ist Wasser: Bäche und Wasserfälle, zum Beispiel, bei denen die Bewegung erst durch das Verwischen der Fließbewegung richtig spürbar wird. Bei kurzen Belichtungszeiten wirkt diese Bewegung oft hektisch und quirlig. Mit zunehmender Belichtungszeit jedoch, scheint die Bewegung immer fließender, geschmeidiger und weicher zu werden. Abbildung 3.101 habe ich mit einer DSLR und Stativ bei drei Sekunden Belichtungszeit aufgenommen. Die Bewegung des Wassers verschmilzt teilweise zu weichem Nebel. Doch es muss nicht unbedingt eine DSLR sein, möchte man Bewegung fließend einfangen. Wie Abbildung 3.102 zeigt, geht das auch mit Kompaktkameras, auch wenn das Beispiel vielleicht keinen besonders attraktiven Bach zeigt und durch die geringe Wassermenge der Effekt relativ moderat ausfällt.
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Belichtungszeit
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Wer Aufnahmen fließender Gewässer einfangen will, sollte nicht gerade am
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