Kreativ fotografieren
Resultat sind flaue, zweidimensional wirkende Bilder.
Mehr über
Unter- und Überbelichtung
Abb. 4.14 | Flach
Abb. 4.15 | Licht und Schatten sorgen für Plastizität
Abb. 4.16 | Plastisch
Licht und Schatten
In einem Raum kann der Fotograf den Lichteinfall recht gut beeinflussen, zum Beispiel indem er ein Modell an ein Fenster setzt. Noch besser geht das natürlich im Studio, wo er mittels Blitzen die uneingeschränkte Kontrolle über das Licht hat.
Anders sieht es aber bei der Motivjagd unter freiem Himmel aus. Man ist nicht nur von der Wetterlage abhängig – ob es regnet, stürmt oder schneit. Man ist vor allem auch davon abhängig, wie die Sonne steht. Ob direkte Sonneneinstrahlung zu zu harten Kontrasten führt. Ob Wolken das Licht ein bisschen diffus machen – das ist gut. Oder ob dicht bedeckter Himmel für völlig diffuses Licht sorgt – das ist eher schlecht. Ein deutliches, aber nicht übertriebenes Wechselspiel zwischen Licht und Schatten verleiht den Objekten Plastizität (Abb. 4.15).
Abbildung 4.14 zeigt eine kugelige Schneekappe auf einem Holzpfosten. Das Licht kommt in dieser Aufnahme beinahe von hinten. Dadurch ist die gesamte sichtbare Seite vorne von einem ziemlich gleichmäßigen Schatten bedeckt, und der Kappe fehlt die Dreidimensionalität. Für Abbildung 4.16 habe ich meine Position so verändert, dass das Licht eher von der Seite einfällt. Dadurch ist auf der Schneekappe ein weich verlaufender Schatten von links nach rechts entstanden, der die Wölbung deutlich besser zum Vorschein bringt und die rundliche Form betont.
Lichter und Schatten | Lichter und Schatten sind zentrale Begriffe im fotografischen Fachjargon. Spricht der Fotograf von ›Lichtern‹, meint er damit nicht Glühbirnen, Leuchtstoffröhren und Kerzen, sondern helle Bildbereiche. Spricht er von ›Schatten‹, dann sind dasdie dunklen Bereiche – oft auch Tiefen genannt. Zwischen Lichtern und Schatten befinden sich die so genannten mittleren Tonwerte . Zusammen fassen lassen sich Lichter, Mitten und Schatten unter dem Begriff der Tonwerte . Die Verteilung der Tonwerte ( Tonwertverteilung ) bestimmt die Wirkung eines Bildes maßgeblich.
In der Praxis von Fotografen, Drucktechnikern, Grafikern und Computer-Anwendern werden Farben in der Regel mit den technischen Farbräumen RGB und CMYK beschrieben. Es gibt aber auch andere Modelle, um Farbe zu beschreiben.
Ein solches Modell ist das so genannte HSB -Modell , mit dem Farbe als ›Farbe an sich‹ (englisch ‘Hue’), Sättigung (‘Saturation’) und Helligkeit (‘Brightness’) beschrieben wird. Über diese drei Eigenschaften grundlegend Bescheid zu wissen hilft auch dem Fotografen – und das nicht nur bei der Nachbearbeitung am Computer.
Farben und Farbe an sich
Mit ›Farbe an sich‹ bezeichnet man nach Johannes Itten 1 die reinen Farben, wie Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und so weiter – im Gegensatz zu gedeckten Farben, wie Olive, Ocker und Braun, hellen Farben, wie Rosarot und Mint, und den unbunten Farben Schwarz, Grau und Weiß. ›Farbe an sich‹ meint also alle leuchtenden Farben, die man aus Farbenkreisen, wie in Abbildung 4.17, kennt.
Abb. 4.17 | Farbenkreis nach Johannes Itten
Sättigung
Vollständig reine Farben begegnet man im Alltag nicht so oft, am ehesten noch bei Kunststoffen, bedruckten Materialien, an Bildschirmen und in der Natur bei Blüten. Das Gros der Farben unserer Umwelt hingegen geht in Richtung gedeckter Töne, tendiert also mehr oder weniger deutlich in Richtung grau. Abbildung 4.18 zeigt links sechs Grundfarben mit 100% Sättigung (bunt), rechts gegenüber Grautöne derselben Helligkeit mit 0% Sättigung (unbunt) und einen jeweils gedeckten Ton mittlerer Sättigung auf halbem Weg dazwischen.
Glücklicher Weise bilden vollständig gesättigte Farben in unserer Umwelt nur Kontrapunkte. Vielleicht haben Sie schon einmal am Bildschirm eine Präsentation, eine Homepage oder eine Gestaltung gesehen, die vollständig aus leuchtenden Farben aufgebaut ist. Da schmerzen einen förmlich die Augen. Wir sind es nicht gewohnt reine Farben im Übermaß wahrzunehmen und werden von einem zu Viel an Buntheit überstrapaziert.
Ebenfalls überstrapazieren kann man mit zu stark gesättigten Farben den Bildsensor einer Digitalkamera. Vielleicht haben Sie einmal eine Blüte in leuchtend roter, gelber oder blauer Farbe fotografiert, um später am Bildschirm zu entdecken, dass vom Spiel der Farben und Nuancen und der samtenen Struktur der
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