Kreativ fotografieren
4.1 | Keine Unter- oder Überbelichtung. Also korrekt belichtet
Abb. 4.2 | Keine Unter- und keine Überbelichtung. Also korrekt belichtet
Abb. 4.3 | Über- und Unterbelichtung
Unter- und Überbelichtet
Von Überbelichtung kann man sprechen, wenn ein Bildbereich absolut keine Zeichnung mehr enthält, sondern eine mehr oder weniger große, rein weiße Fläche bildet. Dem entgegen gesetzt spricht man von Unterbelichtung , wenn ein Bildbereich nur mehr schwarz ist und ebenso keine Struktur oder Zeichnung enthält.
Wie Sie sehen, beinhaltet Abbildung 4.3 sowohl überbelichtete als auch unterbelichtete Bereiche. Trotzdem vermittelt es den Eindruck korrekt belichtet zu sein. Tatsächlich begegnet der Fotograf vielen Motiven, in denen helllichte Stellen ebenso vorhanden sind wie dunkelste, tiefste Schatten. Dabei sorgen nicht nur leuchtende Lichtquellen für Überbelichtung, sondern auch helle Stoffe und Oberflächen, die von einer Lichtquelle beschienen sind. Da die Abendszene von Abbildung 4.3 eine Belichtungseinstellung, die die Überbelichtung solcher Flächen unterbunden hätte, nicht zuließ,ohne zu einer globalen Unterbelichtung des Motivs insgesamt zu führen, musste ich die partielle Überbelichtung akzeptieren. Zu solchen Problemsituationen gehören neben Abendszenen auch Motive unter harter Sonneneinstrahlung.
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Unter- und Überbelichtung
Abb. 4.4 | Moderat hell belichtet
Abb. 4.5 | Dunkel belichtet
Abb. 4.6 | Überbelichtet
Abb. 4.7 | Unterbelichtet
Abb. 4.8 | Motiv in ›durchschnittlicher‹ Lichtsituation
Durchschnittliche Lichtsituationen
Durchschnittsmotive 1 weisen meist einen geringen Spielraum für kreative Variation der Belichtungseinstellung auf. Bereits geringfügig zu dunkel oder zu hell belichtet und die meisten Betrachter würden das Bild als nicht ganz gelungen empfinden. So herrschten zum Beispiel für das Bild des verschlagenen Katers in Abbildung 4.8 ausgewogene Lichtverhältnisse. Hätte ich nur eine geringfügig dunklere Belichtung eingestellt, hätte das zu ausgeprägter Unterbelichtung im Hintergrund und in den schwarzen Streifen der Zeichnung des Fells geführt. Eine etwas hellere Belichtung hingegen hätte Stellen im hellen Fell zu strukturlosem Weiß ausbrechen lassen.
Allerdings verhält es sich mit durchschnittlichen Lichtverhältnissen so wie mit der Durchschnittsgröße des deutschen Mannes: Zwar mag der Durchschnitt bei 1,79 liegen, aber nur die wenigsten messen exakt diese Größe. Das Gros der Szenen weicht mehr oder weniger deutlich vom allgemeinen Durchschnitt ab. Und je mehr die Lichtsituation eines Motivs vom Durchschnitt abweicht, desto mehr bietet es sich dem Fotografen an, kreativ mit der Belichtung umzugehen.
Die Aufnahme für die Abbildungen 4.4 bis 4.7 habe ich über Belichtungseinstellungen bei der Entwicklung in der digitalen Dunkelkammer am Computer manipuliert. Wenn Sie im RAW -Format fotografieren, können Sie das im Bereich von zwei bis vier Lichtwerten machen – ganz so, als hätten Sie bereits bei der Aufnahme an der Kamera eine hellere oder dunklere Einstellung gewählt.
Für Abbildung 4.4 wurde eine moderat helle Belichtung eingestellt, Abbildung 4.5 hingegen eine dunkle. Für mein Empfinden wirkt diese Einstellung besser, denn durch den schattigeren Eindruck wirkt das Bild stimmungsvoller. Durch einen massiveren Eingriff bei Einstellungen, die an der Kamera so nicht mehr möglich gewesen wären, würde es die Ausarbeitung am Computer ohne weiteres erlauben, die grüne Pflanze aufzuhellen und so noch besser vom Hintergrund hervortreten zu lassen. Beide Aufnahmen, Abbildung 4.4 und 4.5, wirken zwar unterschiedlich, aber für sich korrekt. Nicht korrekt hingegen wirkt Abbildung 4.6. Hier habe ich bei der Ausarbeitung eine Einstellung gewählt, die etwa einer Überbelichtung durch eine falsche Einstellung an der Kamera entspricht. Ebenso falsch wirkt das unterbelichtete Resultat in Abbildung 4.7.
Optimal ist subjektiv
Vor dem Hintergrund, dass es einen mehr oder weniger breiten Spielraum für Belichtungseinstellungen gibt, die zwar zu unterschiedlichen Ergebnissen führen, aber gleichermaßen als richtig empfunden werden können, möchte ich es vermieden von ›korrekter‹ Belichtung zu sprechen. Bei diesem Wort schwingt für mich immer ein bisschen ›richtig‹ und ›falsch‹ mit. Ich ziehe es vor, von ›optimaler Belichtung‹ auszugehen. Der
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