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Kreativ fotografieren

Kreativ fotografieren

Titel: Kreativ fotografieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wäger
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Abbildung 4.23. Der Unterschied liegt darin, dass ich bei 4.26 während der manuellen Entwicklung am Computer gezielt gesteuert habe, wie dunkel verschiedene Farben in Schwarzweiß umgewandelt werden sollen. Dabei habe ich bestimmt, dass Blau und Cyan dunkler entwickelt werden sollen, als es ihrer tatsächlichen Helligkeit entspricht. 1 Der Himmel in Dunkelgrau vermittelt viel glaubwürdiger einen strahlenden Sonnentag als der mittlere Grauton von Abbildung 4.23. Hätte ich aber für die Entwicklung des Schwarzweißfotos keine Farbvorlage gehabt, dann wäre ein Ergebnis wie 4.26 kaum möglich gewesen.
    Ein anderes Problem illustrieren die Fahnen in Abbildung 4.27 bis 4.29. Manch farbige Vorlage funktioniert auch nach einer einfachen Konvertierung in Graustufen noch immer recht gut, wie die deutsche Flagge. Bei anderen funktioniert das weniger gut. Vor allem die praktisch gleich hellen Farben Rot und Grün führen in Schwarzweiß zu einheitlichen Grautönen. Entfällt der extreme Farbkontrast der Buntfarben, gibt es zwischen den resultierenden Grautönenpraktisch keinen Kontrast mehr. Das sind Probleme, mit denen sich Schwarzweißfotografen befassen sollten.
    Die beiden Komplementärfarben 1 Rot und Grün stellen in der Fotografie ein besonderes Problem dar. Als Beispiel habe ich ein rotes Blatt auf einer grünen Wiese herangezogen (Abb. 4.30). In der automatischen Umwandlung wird Rot zum praktisch gleichen Grautonwie Grün (Abb. 4.31). Ohne Farbe ist der Reiz des Komplementärfarbenkontrasts weg, und was bleibt, ist nichts anderes als eine gleichmäßig graue ›Suppe‹.

    Abb. 4.30 | Originalbild

    Abb. 4.31 | Automatische Umwandlung

    Abb. 4.32 | Manuelle Entwicklung

    Abb. 4.33 | Originalbild

    Abb. 4.34 | Manuelle Entwicklung

    Abb. 4.35 | Manuelle Schwarzweißentwicklung
    Entwickle ich hingegen das Farbbild in einem Bildbearbeitungsprogramm, habe ich die Möglichkeit zu bestimmen, dass Grün im Ergebnis eher heller und Rot eher dunkler ausfallen soll (Abb. 4.32) – oder umgekehrt (Abb. 4.34). Auch hier gilt: Ohne Farbbild als Vorlage wäre die kreative Entwicklung am Computer so nicht möglich gewesen.
    In der analogen Fotografie und der chemischen Dunkelkammer sind Eingriffe, wie sie digital möglich sind, kaum oder nur schwer, zu erreichen. Man kann nicht so einfach farbig fotografieren und schwarzweiß entwickeln. Statt dessen muss von vornherein ein Schwarzweißfilm eingesetzt werden. Will der Fotograf einen blauen Himmel, wie in Abbildung 4.25 auf Seite 140, im Schwarzweißfoto dunkler und kräftiger haben (wie in Abbildung 4.26), setzt er beim Fotografieren Filter vor die Linse. So kann er mit dem Einsatz von Farbfiltern ähnliche Ergebnisse wie 4.32 und 4.34 erzielen. Digital ist das einfacher und billiger – und es bleiben mehr Optionen offen.
    Schwarzweißfotografie ist generell mehr, als einfach nur ein Farbbild von Farbe auf Graustufen zu konvertieren. Die Ergebnisse, zu denen das führt, sind oft flau und langweilig. Schwarzweißfotografie lebt viel mehr davon, Motive auf Formen zu reduzieren. Das kann man unterstützen und betonen, indem man bei der manuellen Entwicklung den Kontrast in den Bildern erhöht und auf die Spitze treibt. So habe ich zum Beispiel das Bild in Abbildung 4.33 mit einem extremen Kontrast ausgearbeitet, dass es fast schon die Anmutung eines Scherenschnitts besitzt (Abb. 4.35).

    Abb. 4.36 | Sehr geringer Kontrast

    Abb. 4.37 | Sehr hoher Kontrast
Kontrast
    Kontrast ist generell etwas sehr Wichtiges für die Fotografie, egal ob Farbe oder Schwarzweiß. Im Grunde meint Kontrast nichts anderes, als wie deutlich und ausgeprägt die Unterschiede zwischen hell und dunkel im Bild ausfallen. Die Abbildungen 4.36 und 4.37 zeigen ein Foto eines Hundes, das ich ein Mal mit geringem und ein Mal mit hohem Kontrast ausgearbeitet habe. Natürlich gilt auch hier, dass es eine klare Trennung zwischen ›richtig‹ und ›falsch‹ nicht gibt. Letzten Endes hängt es vom Geschmack des Einzelnen ab, ob man weniger oder mehr Kontrast bevorzugt. Meistens jedoch wirken Bilder mit viel Kontrast knackiger und schärfer.
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    Analoge Fotografie

    Abb. 4.38 | Zonensystem
    1 Zur Entwicklung dieser Aufnahmen habe ich Adobe Photoshop verwendet. Doch alle Programme zur Entwicklung und Bearbeitung digitaler Bilders sollten vergleichbare Möglichkeiten anbieten.
    1 Farben, die im Farbenkreis direkt gegenüber liegen. Auch Gegenfarben.

Das Zonensystem
    Das Zonensystem unterteilt den Verlauf der

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