Kreativ fotografieren
Symmetrisch
Abb. 5.20 | Asymmetrisch
Abb. 5.21 | Symmetrisch
Abb. 5.22 | Asymmetrisch
Ist das Modell direkt der Kamera zugewandt, dann drängt sich sehr oft eine symmetrische Bildkomposition auf (Abb. 5.19). Eine asymmetrische nach der Drittel-Regel wirkt in so einem Fall oft erzwungen und unnatürlich (Abb. 5.20).
Wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, schließt sich hier der Kreis zur Perspektive. Blickt das Modell direkt zur Kamera, heißt das nichts anderes, als dass Sie die Frontalperspektive zu ihm eingenommen haben (siehe ›Frontal- und Diagonalansicht‹ ab Seite 41).
Dabei muss Ihr Modell weder menschlich noch lebendig sein; es muss auch keine Augen haben. Unter ›Alles aus Augenhöhe fotografieren‹ (ab Seite 48) haben wir behandelt, dass fast alles Augen, Gesicht, Kopf oder zumindest eine Blickrichtung hat. Ausnahmen sind lediglich Objekte wie Kugeln und Bälle, die ohne Richtung sind. Abbildung 5.21 und 5.22 zeigen deutlich, dass unbelebte Objekte oft noch viel mehr darunter leiden, wenn sie frontal aufgenommen und asymmetrisch komponiert werden.
Immer ausreichend Luft vor der Nase
Ist das Modell oder Motiv nicht direkt der Kamera zugewandt und stehen Sie in einem diagonalen Winkel oder von der Seite zu ihm, dann empfiehlt es sich darauf zu achten, dass es in der Regel besser ist, vor dem Modell oder dem Objekt mehr Luft – mehr Freiraum – zu lassen.
Abbildung 5.23 habe ich entsprechend dieser Regel beschnitten. Luft befindet sich in der Richtung, sich das Modell ausgerichtet hat. Abbildung 5.24 wurde so beschnitten, dass das Gesicht des Modells etwa mittig platziert ist – das geht. Etwas seltsam hingegen wirkt ein Anschnitt, der direkt vor dem Gesicht in Blickrichtung der Person gesetzt wird, vor allem wenn sich hinter dem Rücken leerer Raum ohne interessanten Inhalt befindet (Abb. 5.25).
Abbildung 5.26 bis 5.28 demonstrieren dasselbe anhand eines Porträts ab Hüfte. Hier wirkt nun das Bild mit Freiraum in der Richtung, der das Modell zugewandt ist, deutlich besser als die beiden anderen. Seltsam hingegen die zentrierte, symmetrische Ausrichtung (Abb. 5.27).
Beachten Sie: Ist das Modell der Kamera zugewandt (Abb. 5.19), wirkt die symmetrische Ausrichtung besser. Ist die Körperhaltung von der Kamera abgewandt, wirkt die asymmetrische Komposition besser.
Richtig unwohl fühlt man sich bei Abbildung 5.28. Der Fotograf hat den Beschnitt direkt vor die Nase des Modells gesetzt und dahinter ist leerer Raum mit Details, die niemanden interessieren. Es wirkt, als hätte man die junge Frau an die Wand gestellt.
Abb. 5.23 | Luft ›vor‹ den Augen
Abb. 5.24 | Zentriert
Abb. 5.25 | Luft im Rücken
Abb. 5.26 | Luft ›vor‹ den Augen
Abb. 5.27 | Zentriert
Abb. 5.28 | Luft im Rücken
Abb. 5.29 | Luft ›vor‹ den Augen
Abb. 5.30 | Zentriert
Abb. 5.31 | Luft im Rücken
Hier gilt auch für Dinge, was für Menschen gilt. Die Front dieses Sockels mit Hochwassermarkierungen ist sein Gesicht. Die Blickrichtung läuft von links nach rechts. Abbildung 5.29 kommt dieser Ausrichtung entgegen, indem sie hinter dem Sockel beschneidet und davor Luft lässt. Schon bei mittiger Ausrichtung wirkt es weniger stimmig und etwas langweilig (Abb. 5.30). Schneidet man direkt vor der Nase ab, wirkt das Resultat unharmonisch (Abb. 5.31).
Mehr über
Augenhöhe
Die Abbildungen 5.32 bis 5.34 zeigen dasselbe Haus. Abbildung 5.30 zeigt es in der Frontalansicht. Können Sie sich dafür eine asymmetrische Komposition vorstellen?
Anders sieht es aus, wenn wir dasselbe Haus in der Diagonalansicht ablichten. Die Front eines Gebäudes – dort wo der Haupteingang ist – wird in der Regel als das Gesicht empfunden. Auch hier wirkt es besser, wenn sich Luft vor dem Haus befindet (Abb. 5.33) als dahinter (Abb. 34).
Abb. 5.32 | Frontal und zentriert
Abb. 5.33 | Luft in Blickrichtung
Abb. 5.34 | Luft im Rücken
Abb. 5.35 | Führungslinien und Rahmen
Inhalt und Rahmen in Beziehung
Goldener Schnitt und Drittel-Regel sind gern und oft beachtete Parameter der Bildkomposition. Wie sich allerdings das Motiv mit dem Format, durch das es beschnitten wird, in Beziehung setzen lässt, wird nicht selten vernachlässigt. Der Zuschnitt eines Fotos ist wesentlicher Teil der Gestaltung. Er bildet den Rahmen der Abbildung und die Bühne, auf der sich die Szene abspielt. Da er ohnehin Teil des Bildes ist, sollte man ihn möglichst bewusst setzen.
Schon indem Sie prägnante Linien des Motivs in ein
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