Kreativ fotografieren
kann bis zu zwölf Lichtwerten aufnehmen.
Nehmen wir an, wir haben ein Motiv vor Augen, das in seinem Kontrastumfang etwa dem entspricht, was ein RAW aufzunehmen in der Lage ist, also ungefähr zwölf Lichtwerte. Die dunkelsten Bereicheder Szene sind nicht dunkelstes Schwarzund die hellsten Stellensind kein reinstes Weiß. Zwar glauben wir tiefstes Schwarz und hellstes Weiß zu sehen, aber das liegt eben am eingeschränkten Kontrastumfang unserer Wahrnehmung.
Der Kontrastumfang im JPEG -Format ist noch einmal deutlich geringer. Deshalb werden die dunklen und hellen Bereiche, die den Kontrastumfang des Formats überschreiten, abgeschnitten. Das hat zur Folge, dass alles, was am dunklen Ende über den Kontrastumfang hinaus geht, zu Schwarz (unterbelichtet)wird und am hellen Ende zu Weiß (überbelichtet)
Eine RAW -Datei muss zwar zur Ausgabe an Bildschirmen, Beamern, Druckern und zur Belichtung als Fotoabzug auch als JPEG 1 entwickelt werden, aber durch manuelle und individuelle Entwicklung der Rohdatei – ‘Raw’ bedeutet ja nichts anderes als ›roh‹ – können Sie das Problem des zu großen Kontrastumfangs beheben. Dazu quetscht man in der Entwicklungs-Software einfach den zu breiten Kontrastumfang so zusammen, dass er im Kontrastumfang des JPEGS Platz findet. Natürlich funktioniert das nur, wenn der Kontrastumfang der Szene jenen des RAW -Formats nicht überschreitet. Doch acht Lichtwerte, JPEG , oder zwölf Lichtwerte, RAW , macht doch einen erheblichen Unterschied aus.
Mehr über
Kontrastumfang
Lichtwert ( LW )
Zonensystem
Pro RAW : Weißabgleich am Computer
Wer im RAW -Format fotografiert, ist in der Lage den Weißabgleich bei der Entwicklung am Computer vorzunehmen und zwar mit dem gleichen Spielraum, der ihm auch beim Weißabgleich mit der Kamera zur Verfügung stünde.
Wer im Umgang mit Bildbearbeitungsprogrammen, wie Photoshop oder Gimp, bewandert ist, kann zwar auch beim JPEG mehr oder weniger deutliche Farbstiche korrigieren. Doch der Spielraum und die Flexibilität, mit RAW auch radikale Farbstiche korrigieren zu können, ist bedeutend höher. Ein Bild wie in Abbildung 6.13 könnte, wenn es als JPEG vorliegt, nicht annähernd so gut korrigiert werden wie bei einer RAW -Datei (Abb. 6.14).
Abb. 6.13 | Weißabgleich der Kamera
Abb. 6.14 | Digital korrigiert
Abb. 6.15 | JPEG versus RAW
Kontra RAW : Dateigröße?
Was pro JPEG oft als Argument ins Spiel geführt wird, ist die geringe Dateigröße. Dazu muss man wissen, dass JPEG zuerst ein Verfahren darstellt, Dateien in möglichst geringer Dateigröße zu speichern – es ist ein Komprimierungsverfahren für Pixelbilder. Tatsächlich wurde die Datei in Abbildung 6.15 im JPEG -Formatmit 2,9 Megabyte gespeichert. Die parallel gespeicherte Aufnahme im Raw-Format hingegen hat 17,4 Megabyte. – die sechsfache Dateigröße!
Das ist natürlich ein immenser Unterschied. Allerdings erkaufe ich mir das mit einer deutlich geringeren Farbtiefe, einem viel geringeren Kontrastumfang und dem Verlust vollständiger Kontrolle des Weißabgleichs, sollte er vom automatischen Weißableich der Kamera nicht korrekt getroffen worden sein.
Wenn ich diesem Mehr an Kontrolle zur Korrektur und optimalen Ausarbeitung die heutigen Preise für Speicherkarten und Festplatten gegenüber stelle, verliert das Argument der Dateigröße viel von seinem Gewicht.
Kontra JPEG : Verlustbehaftete Komprimierung
Die Einsparung an Speicherplatz hat nichts mit Zauberei zu tun. Könnten Ingenieure zaubern, dann wäre es sicher möglich, dass Pixelbilder bei besserer Qualität gar keinen Speicherplatz mehr belegten. Tatsächlich aber werden massive Einsparungen von Speicherbedarf nur dadurch möglich, dass Informationen aus dem Bild entfernt, zusammen gefasst oder vereinfacht werden.
Es gibt Komprimierungsverfahren – LZW oder ZIP die eine Verkleinerung der Dateigröße leisten, ohne dass sich dabei die Qualität reduziert. Dafür hält sich aber der Umfang der Reduzierung imüberschaubaren Rahmen von etwa einem Drittel, einem Viertel oder gar nur zehn Prozent.
JPEG erreicht seine hohe Effektivität, indem die Detailgenauigkeit vereinfacht wird. Qualität geht dabei verloren und lässt sich zu einem späteren Zeitpunkt nicht wieder zurückbringen. Je kleiner eine Datei durch die Komprimierung im JPEG -Format wird, desto mehr verliert sie dabei an Qualität. Bei einer geringen Komprimierung fällt dieser Verlust zwar so gering aus, dass er am unbearbeiteten Bild nicht zu
Weitere Kostenlose Bücher