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KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Bleif
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von Strahlen 25 veröffentlicht worden war, entdeckte der Franzose Antoine Henri Becquerel, dass die geheimnisvollen Strahlen kein Artefakt, also nicht maschinell erzeugt sind, sondern dass diese auch in der Natur vorkommen. Als er versuchte, die neuen Strahlen durch Fluoreszenzphänomene besser zu erklären, stieß er auf ein Mineral, das Fotoplatten in ähnlicher Weise schwärzte wie die X-Strahlen. Ursprünglich vermutete er, dass die Uransalze, mit denen er experimentierte, fluoreszierten, indem sie, durch Sonnenlicht angeregt, Licht wieder emittierten und so die Schwärzung der Fotoplatte auslösten. Wie es der Zufall will, ließ Becquerel 1902 aber ein wenig Uransalz gut verpackt auf einem Paket Fotoplatten liegen und beobachtete zu seinem großen Erstaunen eine deutliche Schwärzung der Platten. Die Uransalze sandten offensichtlich eine Strahlung aus, die identische Eigenschaften wie Röntgens X-Strahlen zu haben schien und optisch dichtes Material durchdrang.
    Anders als die Röntgenstrahlen stieß Becquerels Entdeckung auf geringe Resonanz, weder in der Öffentlichkeit noch bei den Wissenschaftlern. Becquerel forschte zäh weiter, bis das Ehepaar Curie von seiner phänomenalenEntdeckung erfuhr und geradezu elektrisiert war. Das Rätsel um die radioaktiven Elemente ist inzwischen gelöst. Beim Zerfall vieler instabiler Elemente (Isotope) wird Energie in Form von Gammastrahlung freigesetzt, wobei es sich um energiereiche Photonen handelt, ähnlich der Kathodenstrahlung, die aus den Röhren Wilhelm Conrad Röntgens freigesetzt wird.
    Die Anfangsjahre der neuen Wissenschaft von der Strahlung waren geprägt von Optimismus und Euphorie. In der Medizin glaubten viele Wissenschaftler und Laien, eine neue Ära sei angebrochen. Mit Röntgenstrahlen konnte man Körper durchleuchten, und zum ersten Mal waren Blicke ins Innere eines lebenden Menschen möglich, ohne dass man ihn operieren oder obduzieren musste; das Röntgen war gewissermaßen eine Art unblutige Autopsie. 26 Den Strahlen wurden in der Folge fast magische Heilwirkungen zugesprochen. Ohne zu wissen, wie die Strahlung auf Gewebe wirkt, betrachtete man sie in diesen ersten Jahren als ein neues Allheilmittel. Ihre Wirkungen wurden bei einem bunten Strauß der verschiedenartigsten Erkrankungen, vom Hautfurunkel über die Schuppenflechte bis hin zur Syphilis oder zur Tuberkulose ausgetestet.
    Allerdings galt auch hier der Satz: keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Auch gesundes Gewebe litt unter der Bestrahlung, und verbrennungsartige Hautveränderungen bei hohen Strahlendosen entdeckte der deutsche Mediziner Otto Walkhoff schon damals und teilte diese Beobachtung Pierre Curie mit. Curie machte daraufhin Selbstversuche und veröffentlichte schon im Jahr 1901 zusammen mit Becquerel eine Arbeit über die Gewebeschäden durch diese Strahlungsart. Bei den Schäden handelte es sich vor allem um Hautrötungen, bei höheren Dosen auch um schlecht heilende Wunden, die unmittelbar nach Strahlenexposition und in direkter Abhängigkeit von der Dauer des Kontakts (d. h. von der Dosis) entstanden waren. Nichts von diesen Befunden ließ zunächst auf die Entstehung von Krebserkrankungen schließen, weshalb man noch lange Zeit mit den Strahlen recht lax und ziemlich sorglos umging. 27
    Knapp 20 Jahr später war die Zeit der Unbefangenheit zu Ende.
Im Herbst 1921 klagte Amelia Maggia, eine 22-jährige Arbeiterin aus Orange, New Jersey, über seltsame Beschwerden und massive Schmerzen im Unterkiefer. Eine Zahnbehandlung endete fatal. Die Wunde heilte nicht, ihr Kieferknochen eiterte, musste schließlich vollständig entfernt werden, ja schlimmer noch: Nach nur wenigen Monaten starb die Patientin.
    Ganz in ihrer Nachbarschaft litt die 20-jährige Irene Rudolph unter ähnlichen Symptomen. Sie hatte Halsschmerzen, ihr Gesicht schwoll an, Gebiss und Gaumen schmerzten. Als auch bei Irene Rudolph die Wangen anzuschwellen begannen, zog ihr der Zahnarzt ebenfalls einen Backenzahn. Erneut trat dasselbe Problem auf: Die Wunde heilte nicht. Schon 1923 starb auch Irene Rudolph – wie ihr Cousin schrieb – an »einer geheimnisvollen Krankheit«. Waren die beiden Geschichten schreckliche Einzelfälle oder ein Indiz für eine neue Krankheit?
    Hellhörig wurden die Zahnärzte in der Gegend um Orange, als sich noch mehr Frauen mit ähnlichen Beschwerden in ihren Praxen meldeten. Die Geschichten sprachen sich bald im Viertel herum. Die Frauen kamen alle aus derselben Gegend und klagten alle über

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