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KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Bleif
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    Haben wir damit das Rätsel des Krebses gelöst? Ist eine Krebserkrankung die Folge der Aufnahme schädlicher, krebserregender Stoffe aus unserer Umgebung? Ist Krebs also als eine Art Vergiftung unseres Körpers? Vieles scheint auf den ersten Blick für die »Vergiftungs-Hypothese« zu sprechen. Rauchen kann Krebs auslösen. Daran kann kein Zweifel bestehen.
    Bevor wir aber voreilige Schlüsse ziehen, sollten wir uns die näheren Umstände einer solchen »Vergiftung« ansehen. Die Schwierigkeiten der »Vergiftungs-Hypothese« werden deutlich, wenn wir uns vor Augen führen, was eine Vergiftung im klassischen Sinn eigentlich ausmacht: »All Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, das ein Ding kein Gift ist.« 18 Damit beschrieb Paracelsus vor fast 500 Jahren zwei wichtige Charakteristika einer Vergiftung. In eine modernere Diktion übersetzt, sagt Paracelsus nichts anderes, als dass allein die Dosis über die Giftigkeit einer Substanz entscheidet. In sehr großen Mengen aufgenommen, kann selbst gewöhnliches Leitungswasser eine tödliche Wirkung entfalten. Manche Stoffe sind janusköpfig: Vitamine sind Substanzen, die gering dosiert lebensnotwendig sind und hochdosiert schaden können. 19
    Jedes Gift hat seine kritische Schwellendosis; wird sie überschritten, entfaltet es seine schädigende (toxische) Wirkung. Jenseits dieser Schwellendosis gibt es eine eindeutige Beziehung zwischen Dosis und Wirkung des Gifts. Zwischen den Individuen bestehen zwar graduelle Unterschiede, die von ihren Körpermaßen und von Faktoren wie Alter, Geschlecht, genetischer Ausstattung oder einer eventuellen Gewöhnung an die Substanz abhängen, aber diese Unterschiede sind in der Regel nicht gravierend.
    Die Wirkung eines Gifts ist also deterministisch, was in diesem Zusammenhang bedeutet, dass die Wirkung des Giftes bei ausreichender Dosierung zwangsläufig eintritt.
    Damit kommen wir zu einem letzten Aspekt der typischen Eigenschaften von Giften: Sie wirken in der Regel rasch und akut. Zwischen der Giftaufnahmeund dem Beginn der Beschwerden liegen meist nur wenige Stunden. Andererseits lässt die Giftwirkung meist unverzüglich nach, wenn die Gifte den Körper wieder verlassen haben, vorausgesetzt, sie haben keine irreversiblen Schäden verursacht.
    Chronische Vergiftungen, zum Beispiel durch Schwermetalle, beruhen meist darauf, dass giftige Substanzen nicht verstoffwechselt oder in ausreichendem Maß wieder ausgeschieden werden können; sie häufen sich dann, wenn sie über längere Zeit in kleinen Dosen aufgenommen werden, langsam im Körper an. Ist die kritische Schwellendosis im Körper überschritten, wirken auch diese Gifte rasch und akut.
    Ein typisches Gift ist also
durch vier Eigenschaften gekennzeichnet: Es wirkt als Gift erst, nachdem eine kritische Schwellendosis überschritten wurde. Jenseits dieser Schwelle besteht eine klare Beziehung zwischen Dosis und Wirkung. Die Wirkung des Gifts ist deterministisch – sie tritt folglich in jedem Fall ein, wenn zu viel Gift verabreicht wurde. Die Folgen einer Vergiftung werden meist schnell und akut erlebt. Nichts von dem trifft auf die Beziehung zwischen Krebs und karzinogenen Substanzen zu. Niemand würde auf die Idee kommen, die karzinogene Wirkung von Teer oder Tabak zu nutzen, um einen Giftmord zu verüben.
    Wer Paracelsus’ Definition von Gift ernst nimmt, koppelt den Begriff der Giftigkeit stärker an die Dosierung eines Stoffs als an seine biochemischen Eigenschaften. Im Gegensatz dazu scheint das Attribut »krebsauslösend« auf einer sehr spezifischen chemischen Eigenschaft zu beruhen. Aus gutem Grund reden wir nicht von Giften, sondern von Kanzerogenen oder von Karzinogenen, wenn wir im Umgang mit bestimmten Stoffen auf potentielle Krebsgefahren hinweisen wollen. Viele Stoffe sind giftig, die wenigsten krebsauslösend.
    Es bestehen weitere eklatante Unterschiede zu den gewöhnlichen Giften. Jeder kennt die gerne von Rauchern kolportierte Anekdote vom 90-jährigen Großvater, der zeit seines Lebens geraucht hat wie ein Schlot und sich unverändert bester Gesundheit erfreut.
    Das karzinogene Potential eines Stoffes lässt sich nie am Einzelfall beweisen. Die Wirkung von Kanzerogenen ist nicht deterministisch, sondern stochastisch. Nicht jeder Raucher erkrankt an Lungenkrebs, egal wie hoch sein Zigarettenkonsum ist. Kanzerogene verursachen nie zwangsläufig Krebs, sondern sie erhöhen lediglich das statistische Risiko zu erkranken. Im

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