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KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Bleif
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Erbsen.
    Mendel beobachtete keine Mischung der Merkmale und schloss daraus, dass zwei unterschiedliche Kategorien von Elementen existieren müssen. Es scheint dominante und rezessive Varianten jedes Elements zu geben. Ein dominantes Element kommt in jedem Fall als Merkmal zur Ausprägung, ganz gleich, ob die Erbse homo- oder heterozygot für dieses Element ist. RezessiveVarianten von Elementen treten nur dann als Merkmal in Erscheinung, wenn zwei identische rezessive Elemente im gleichen Individuum vorliegen, also im Fall von Homozygotie.
    Über 30 Jahre lang ruhte Mendels bahnbrechende Theorie
in einem Dornröschenschlaf, kaum beachtet von der Zunft der Biologen. Das lag sicher unter anderem daran, dass sie von einem Außenseiter in einer kaum bekannten Zeitschrift veröffentlicht wurde. Dann, im Jahr 1900, etwa 15 Jahre nach Mendels Tod, wurde sie von gleich drei Biologen, Carl Erich Franz Joseph Correns, Hugo De Vries und Erich Tschermak, unabhängig voneinander wiederentdeckt und in ihrer Bedeutung erkannt.
    Auch die Medizin kannte das Phänomen, dass manche Krankheiten in bestimmten Familien auffällig oft und über die Generationen hinweg gehäuft auftreten, schon vor Mendels Arbeiten. Was ihr fehlte, war die Theorie, um dieses Phänomen zu interpretieren. Sir Archibald Edward Garrod, Medizinprofessor an der ehrwürdigen Universität Oxford, war vermutlich der Erste, der eine Krankheit entdeckte, die exakt in den Rahmen des Mendelschen Regelwerks zu passen schien und wie die Farben der Erbsen von Generation zu Generation weitergegeben wurde. 58 Diese Krankheit, die Alkaptonurie, ist eine seltene Stoffwechselerkrankung, die zum Modell aller klassischen Erbkrankheiten wurde.
    Bevor wir uns die Frage stellen, ob es Krebserkrankungen gibt, die die Kriterien einer Erbkrankheit mit Mendelschem Erbgang erfüllen, sollten wir überlegen, wie der Stamm einer solchen »Krebsfamilie« aussehen würde. Schauen wir uns die Konsequenzen der Mendelschen Regeln an: Das Kind eines homozygoten Trägers dominanter, krebsauslösender Allele wäre in jedem Fall ebenfalls krank, weil es zwangsläufig mindestens ein dominantes Problem-Allel erbt, unabhängig davon, was der andere Elternteil beiträgt. Das Kind eines heterozygoten Trägers eines solchen dominanten Allels hat immerhin noch ein 50:50-Risiko, selbst Merkmalsträger – also krank – zu werden, auch wenn der andere Elternteil genetisch völlig gesund ist.
    Wenn eine Krebserkrankung den Mendelschen Regeln folgen würde, müssten bei einer dominant vererbten Erkrankung mindestens die Hälfte, bei einem homozygoten Elternteil sogar alle Kinder an Krebs erkranken. Kinder gesunder Eltern hingegen sollten nie Opfer einer dominant vererbten Erkrankung werden.
    Bei rezessiv vererbten Krebserkrankungen würden alle Kinder erkranken,bei denen beide Eltern homozygot bezüglich des kritischen Allels und damit auch phänotypisch krank sind. Wenn im Erbgut beider phänotypisch gesunder Eltern je ein krankmachendes Allel verborgen schlummert, liegt die Gefahr für Kinder zu erkranken bei einer Wahrscheinlichkeit von 0,5 × 0,5 = 0,25 (~ 25 %).
    Bei phänotypisch gesunden Eltern hängt die Wahrscheinlichkeit, eine rezessiv vererbte Krebserkrankung zu bekommen, von der relativen Häufigkeit der krankmachenden Variante des Allels der betreffenden Bevölkerungsgruppe ab. Manche Allele sind relativ häufig und bei einigen Prozent der Gesamtbevölkerung vorhanden. Seltene Allele treten dagegen nur bei einem unter vielen tausend Individuen auf. Entsprechend groß oder gering ist die Gefahr, dass sich zwei Träger kritischer Allele treffen und ein Kind bekommen, dem von beiden Elternteilen die krankmachende Variante vererbt wurde (das Risiko berechnet sich wie folgt: Allelhäufigkeit 2 × 0,5 × 0,5).
    Gibt es tatsächlich Krebserkrankungen, die den typischen Mustern der Mendelschen Erbgänge folgen? Die Frage kann inzwischen mit einem eindeutigen »Ja, aber …« beantwortet werden. Seit einigen hundert Jahren gibt es immer wieder anekdotische Berichte über Familien, in denen Krebs gehäuft vorkommt.
    Der erste gut dokumentierte Stammbaum
einer solchen Krebsfamilie stammt von dem französischen Chirurgen Paul Broca und wurde im Jahr 1852 erstellt. Es handelt sich um den Stammbaum der Familie einer ominösen Madame Z. und ihrer Nachkommen. Bis heute wurde nicht eindeutig geklärt, wer sich hinter Madame Z. verbirgt. Es wird sogar spekuliert, dass es sich dabei um Brocas eigene Frau handeln

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