KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)
Datensätzen Queroder Längsschnittbilder des Körpers berechnen. Moderne Algorithmen können auch dreidimensionale, räumliche Ansichten oder sogar bewegte Bilder aus diesen Informationen zusammensetzen.
Die Magnetresonanz- oder Kernspintomographie
ist besonders geeignet, um die Binnenstrukturen von Weichteilen oder Organen zu differenzieren. Sie liefert zum Beispiel erstaunliche Bilder unseres Gehirns. In der Onkologie wird sie daher vor allem in der Diagnostik von Hirntumoren, Prozessen am oder im Rückenmark, bei Tumoren in Bindegewebe und Muskulatur eingesetzt. Sie ist aber auch bei der Suche nach Tumoren in Organen wie der Leber, den Nieren, der Bauchspeicheldrüse oder den inneren Geschlechtsorganen oft erfolgreicher als die Computertomographie. Auch beim Brustkrebs kann sie in Form der Magnetresonanz-Mammographie (MRM) manchmal wertvolle Zusatzinformationen zur konventionellen Mammographie liefern. Gelegentlich lassen sich mit Hilfe der Magnetresonanz-Mammographie auch Tumoren entdecken, die dem konventionellen Röntgenbild oder der Ultraschall-Untersuchung verborgen geblieben sind.
Abbildung 10: Kernspintomographie des kleinen Beckens, auf der ein großer Tumor des Gebärmutterhalses zu sehen ist (Pfeil).
Kritische Begeisterung – einige Rückfragen an die Radiologie
Nach all der Begeisterung für die neuen radiologischen Verfahren und Techniken ist jetzt die Zeit gekommen, ein wenig Wasser in den Wein zu gießen. Nicht immer ist das neue, teurere Verfahren auch wirklich das bessere. Keine Methode kann auf alle denkbaren Fragestellungen gleichermaßen zuverlässige Antworten liefern. Jedes Verfahren hat seine spezifischen Stärken und Schwächen. Es gehört zu den Aufgaben der Radiologen und der Nuklearmediziner, für jede konkrete Situation jeweils die geeignete Kombination von Untersuchungsmethoden auszuwählen. Dabei sollten sie der Maxime »so wenig wie möglich, so viel wie nötig« folgen. Wenn Sie selbst Patient sind, trauen Sie sich und fragen Sie nach, warum gerade diese oder jene Untersuchung angeordnet wurde. Fragen Sie nach den Stärken und Schwächen einer Methode. Erkundigen Sie sich, wo ihre Grenzen liegen und ob es sinnvolle Alternativen gibt.
Das zweite Problem
jeder Form von Krebsbildern liegt in ihrer begrenzten Auflösung. Tumoren müssen eine bestimmte Größe haben, um in einem Röntgenbild oder einem Kernspintomogramm in Erscheinung treten zu können. Die untere Grenze des Nachweisbaren ist je nach Verfahren und Lokalisation des Tumors sehr verschieden. Unter optimalen Bedingungen kann ein hochauflösendes Computertomogramm Tumoren oder Metastasen von knapp 2 Millimetern Größe in der Lunge darstellen. Andere Verfahren in weniger kontrastreicher Umgebung sind aber zum Teil wesentlich unempfindlicher. Hier kann die Nachweisgrenze auch gut und gern einmal einen ganzen Zentimeter oder mehr betragen. Auf den ersten Blick sieht das nicht übel aus. Diese Einschätzung relativiert sich aber, wenn man weiß, dass schon ein Tumor von 2 Millimetern Durchmesser aus über 10 Millionen Krebszellen bestehen kann.
Darüber hinaus krankt jedes radiologische Verfahren noch an einem ganz grundsätzlichen Problem. Was Ärzte interessiert, ist die Identifikation einer Abweichung vom biologischen Normalzustand. Jede Form von Bildgebung beruht aber letztendlich auf physikalischen Unterschieden zwischen verschiedenen Gewebetypen. Oft verändern sich mit der Biologie auch physikalische Parameter von Geweben. Aber zwischen beiden Welten gibt es keine Eins-zu-eins-Entsprechungen. Viele Krankheitszustände wie gutartige Geschwulste, Störungen der Durchblutung, Verletzungen oder auch Entzündungen können die physikalischen Qualitäten der Gewebe in ähnlicher Weise verändern wie ein bösartiger Tumor. Und andererseits hinterlässt nicht jede biologische Umwälzung eine deutliche und mit radiologischen Mitteln nachvollziehbare physikalische Spur im Zell- oder Gewebeverbund.
Mit anderen Worten: Es gibt derzeit kein radiologisches Verfahren, das in der Lage ist, allein aufgrund eines Bildes die Diagnose einer Krebserkrankung zu stellen. Die bildgebenden Untersuchungen haben eine andere, allerdings kaum weniger wichtige Aufgabe. Ganz gleich, um welche Art von Krebserkrankung es sich handelt – bevor die Behandlungsstrategie festgelegt werden kann, müssen wir wissen, wie weit sich die Erkrankung bereits ausgebreitet hat. Wir müssen die Größe und die Lagebeziehung des Tumors zu seiner Nachbarschaft
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