KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)
kennen. Wir müssen wissen, ob benachbarte Lymphknoten befallen sind oder ob sich die Erkrankung womöglich schon im Körper ausgebreitet hat. Das zu ermitteln ist die Aufgaben der Radiologie. Die Krebsdiagnose stellt aber eine andere Disziplin.
Fazit – Lassen Sie sich nicht verunsichern
Das Wichtigste zuerst: Lassen Sie sich von der proteischen Vielgestalt des Krebses nicht zu sehr verunsichern. Auch wenn Sie jetzt viele seiner Masken kennengelernt haben, gilt es zu bedenken, dass die meisten Beschwerden und Zipperlein ganz harmlose Ursachen haben. Vergegenwärtigen Sie sich ein paar einfache Regeln, bevor Sie beginnen, sich Sorgen zu machen.
Die erste Regel
ist die Altersregel. Krebserkrankungen bei Kindern, Jugendlichen und auch bei Erwachsenen in der ersten Lebenshälfte sind ausgesprochenselten. Unter den etwa 500
000 Menschen, die jedes Jahr in Deutschland an Krebs erkranken, befinden sich etwa 1800 Kinder und Jugendliche. Auch Menschen vor dem 40. Lebensjahr sind innerhalb der Gesamtheit der Krebskranken eine kleine Minderheit. Bei den häufigen Krebsformen wie dem Brust-, Prostata-, Darm- oder Lungenkrebs steigt die Wahrscheinlichkeit zwischen dem 50. und dem 75. Lebensjahr allerdings exponentiell an.
Die zweite Regel
ist die Kombinationsregel. Immer wenn lokalisierbare Symptome in Kombination mit ungewöhnlichen Veränderungen des Allgemeinbefindens auftreten, ist eine gewisse Wachsamkeit angebracht. Wenn Beschwerden von untypischer, bleierner Müdigkeit oder Schwäche begleitet werden, wenn unerklärlicher Gewichtsverlust oder heftiger Nachtschweiß auftreten, dann mag es sich lohnen, den Hausarzt aufzusuchen. Solche Konstellationen sind noch kein Grund zur Panik, denn viele Erkrankungen, allen voran schwerere Virusinfekte, können durchaus vergleichbare oder ganz ähnliche Komplikationen auslösen.
Leider gibt es
in der Medizin praktisch keine Regel ohne Ausnahme. Wir reden also immer über Wahrscheinlichkeiten. Eine hundertprozentige Sicherheit kann keine noch so schlaue Regel bieten. Dieses Dilemma wird durch die dritte Regel, die Vier-Wochen-Regel, zumindest ein Stück weit entschärft. Die meisten harmlosen Krankheiten und Beschwerden bessern sich binnen Monatsfrist. Krebs dagegen ist eine Erkrankung, die lange stumm bleiben kann. Wenn sie sich aber bemerkbar macht, neigt sie dazu, dass sich die Probleme immer weiter verschlimmern, wenn nichts gegen sie unternommen wird. Tritt also nach vier Wochen keine merkliche Besserung eines Beschwerdebildes auf, sollte man spätestens jetzt einen Arzt aufsuchen.
Die Kunst des Arztes besteht unter anderem darin, aus dem riesigen Spektrum der diagnostischen Möglichkeiten die geeigneten Instrumente klug, rationell und verantwortungsvoll auszuwählen. Ein guter Arzt wird nicht verärgert oder unwirsch sein, wenn Sie ihn fragen, was eine Untersuchungsmethode leistet und zu welchem Zweck sie in Ihrem Fall eingesetzt wird.
Krebs tritt in aller Regel
nicht als akuter Notfall ins Leben eines Menschen. Ein bisschen Zeit zum Nachdenken ist fast immer gegeben. Trotzdem – und das müssen sich alle Außenstehenden, vor allem die Ärzte, vergegenwärtigen – sollte kein Tag verschwendet werden. Selbst wenn sich alles letzten Endes in Wohlgefallen auflöst, ist ein Leben unter Krebsverdacht ein elendes Leben. Diese Tage in der Vorhölle sind gestohlene Lebenszeit.
Bei den meisten Krebserkrankungen sinkt die Chance auf Heilung, je später sie entdeckt werden. Auch wenn es dabei nicht auf Tage oder wenige Wochen ankommt, handelt es sich fast immer um eine Gratwanderung zwischen Überreaktion und Überdiagnostik einerseits und der Gefahr, gravierende Probleme zu übersehen, andererseits. Diese Frage des rechten Maßes ist natürlich ebenfalls ein Gegenstand vieler klinischer Studien. Im Einzelfall kann es aber oft sein, dass der Arzt den Boden harter Daten hinter sich lassen und seine Intuition zum Zünglein an der Waage machen muss.
Die Tatsache, dass eine frühe Diagnose meistens auch eine bessere Prognose bedeutet, wirft eine wichtige Frage auf: Warum sollten wir warten, bis Beschwerden auftreten? Wäre es nicht vernünftig, die vielen Möglichkeiten der Radiologie oder der Labormedizin als Instrument der Vorsorge zu nutzen? Viele von uns gehen regelmäßig zur Routinekontrolle zum Zahnarzt. Wäre ein Routinebesuch nicht sinnvoll, um uns regelmäßig auf heimlich wachsende Tumoren durchleuchten zu lassen? Könnten wir nicht gleich noch ein paar Röhrchen Blut
Weitere Kostenlose Bücher