Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Hammer vorbeibrausen. »Wir fahren alle möglichen Autos und tragen nicht immer Uniform«, klärte Brazil die Frau auf, deren Parkplatz er in Besitz nehmen würde. »Kommt drauf an, was wir gerade zu tun haben, Ma'am, und das Geschlecht hat damit gar nichts zu tun.«
    »Alles Schwachsinn«, sagte sie und ließ eine Kaugummiblase zerplatzen. »Wenn ich ein Mann wäre, würden Sie hier nicht stehen.«
    »Und ob.«
    »Was wollen Sie denn jetzt machen? Mir einen Strafzettel geben für etwas, was ich nicht getan habe. Wie üblich. Wissen Sie, wie viele Strafzettel ich bekomme, nur weil ich eine Frau bin und einen Wagen mit Vierradantrieb fahre?«
    Brazil hatte keine Ahnung.
    »'ne Menge«, sagte sie. »Wenn ich einen Suburban oder -Gott möge es verhüten - einen Ford F-350 Crew Cab mit einer 4,6-Liter-Maschine führe, säße ich wahrscheinlich in der Todeszelle.«
    »Ich gebe Ihnen keinen Strafzettel«, sagte Brazil. »Aber ich fürchte, Sie befinden sich in einer U.Z. Und ich muss Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit auffordern, wegzufahren.«
    »Eine Uzet?« Plötzlich schien sie Angst zu bekommen und verriegelte ihre Türen. »Sie meinen, hier gibt es Rauschgifthändler mit Maschinenpistolen?«
    »Dies hier ist eine unsichere Zone«, sagte Brazil in seinem höflichsten Polizeitonfall. »Es hat hier eine Serie von Einbrüchen besonders in Jeeps gegeben.«
    »Oooooh«, sagte sie und erinnerte sich dunkel. »Ich habe darüber gelesen. Die ABBA-Geschichte.«
    »Sie wollen ganz sicher Ihren Jeep hier nicht parken, Ma'am«, sagte Brazil. Wieder schoss Hammer vorbei, diesmal wohl in die andere Richtung.
    »In dem Fall besser nicht«, sagte die Frau, entspannte sich und wusste es endlich zu schätzen, dass der Polizist gut aussehend und zuvorkommend war. »Vielen Dank, dass Sie mich drauf aufmerksam gemacht haben. Sind Sie neu in der Gegend? Kann ich Sie irgendwie kontaktieren, wenn ich wieder mal Informationen über U.Z.s und die ABBA-Sache brauche?« Brazil gab Mrs. Moody seine Karte und entließ sie. Er schaffte es, Hammer, die schon wieder durch die Straße raste, per Handzeichen zu stoppen und sie in die Parklücke einzuweisen. Dann stieg er in seinen Wagen und parkte ihn fünf Straßen weiter, in der Nähe des runtergekommenen Viertels West Cary, wo Leute von Balkonen auf ihn hinunterstarrten und sich ausrechneten, was sie für den Wagen beim Ausschlächter bekommen würden.

10
    In seiner blauen Uniform, den Sicherheitsschuhen an den Füßen und dem Ohrschutz über dem Kopf eilte Bubba, schon etwas verschwitzt, im Laufschritt durch zwei Filter-Räume. Er lief unter dem Besucherdeck durch, das nicht mehr gebraucht wurde, seit Philip Morris mit kleinen Bähnchen organisierte Werksbesichtigungen durchführte.
    Er hastete über spiegelnde Fußböden, an makellos sauberen beigelackierten Produktionsmaschinen der Marken Hauni, Protos II und G. D. Bologna vorbei, ließ Nischen mit Computern und OSCAR-Einheiten hinter sich, in denen der Lärm und das Rattern der Produktion niemals versiegten und zwei Dinge grundsätzlich nicht vorkamen: Schmutz und Zeitverschwendung.
    Fahrerlose, hellgelbe, mit Kisten voll Zigaretten beladene nimmermüde Roboterkarren summten vor und zurück. Sie legten nur Pausen ein, um an computergesteuerten Magneten ihre Batterien aufzuladen. Nie gönnten sie sich Ruhe, nie faulenzten sie oder gründeten Gewerkschaften. Grau uniformierte Wartungsarbeiter fuhren in Versorgungskarren durch die Gegend und gaben Acht, wenn sie um Ecken bogen oder frequentierte Kreuzungen passierten.
    Riesige Spulen Zellulose drehten sich schneller, als man zuschauen konnte. Tausende weiße Zigaretten flossen Bänder hinunter und wurden in Kanäle gespeist, die sie in Reihen von sieben, sechs und sieben Stück für die Produktion von Softpacks und in Reihen von sechs und sieben und sieben Stück für die Fliptop-Schachteln ordneten. Ein Stößel stieß sie sodann in eine Metalltasche, wo sie in doppeltbreite Aluminiumfolie gewickelt wurden, an der schon die Zuschnitte für die Schachteln hafteten.
    Diese wurden sodann etikettiert und seitlich verklebt. Die Schachteln kamen in große Trockenrevolver. Den Abschluss bildete Zellophanpapier mit Aufreißband. Dann wanderten die Schachteln in Reih und Glied in Stapeltürme, wo sie als 10er-Stangen in Kartons geschoben wurden. Aufzuganlagen trugen sie hinauf zu den Abgabestationen, von wo sie schließlich auf Förderbändern aus dem Gebäude zu den wartenden Lastwagen transportiert wurden.

Weitere Kostenlose Bücher